Moosach steht im Armutsbericht auf Platz Sechs unter den Stadtvierteln

Moosach · Keine Frage nach Schuld

Die Regsam-Moderatorinnen Gretel Rost und Friederike Goschenhofer sind unter anderem für Moosach zuständig. Bürger an der Armutsgrenze sollten sich bei ihnen oder anderen helfenden Einrichtungen melden, »bevor der Kühlschrank leer ist«.	Foto: ko

Die Regsam-Moderatorinnen Gretel Rost und Friederike Goschenhofer sind unter anderem für Moosach zuständig. Bürger an der Armutsgrenze sollten sich bei ihnen oder anderen helfenden Einrichtungen melden, »bevor der Kühlschrank leer ist«. Foto: ko

Moosach · Laut einer Statistik des Sozialwissenschaftlichen Institutes München liegt Moosach was Armut betrifft im Vergleich mit anderen Münchner Stadtvierteln an sechster Stelle. Friederike Goschenhofer, Moderatorin bei »Regsam«, dem Trägerverein für regionale soziale Arbeit, sagt, dass in Moosach vor allem Kinder, Senioren und Bürger mit Migrationshintergrund von Armut betroffen seien. Oft seien es Moosacher Hartz-IV-Empfänger mit Kindern, die laut Goschenhofer zu wenig Geld erhalten, um den eigenen dringend nötigen Bedarf zu decken.

Es fehlt an Finanzen für Schulmaterialien, nicht selten können die Kinder sogar von den Eltern nicht ausreichend ernährt werden. Ausländische Bürger in Not haben laut Goschenhofer meist Angst oder kein Bewusstsein dafür, Hilfe annehmen zu dürfen, Sprachprobleme sind eine weitere Barriere. Für Menschen in schwierigen Lebenssituationen gibt es im Stadtbezirk Anlaufstellen und Institutionen, die sich kümmern: die Moosacher Münchner Tafel etwa, die Kleidertruhe der örtlichen Pfarrei Sankt Martin und auch Regsam-Facharbeitskreise wie »Alte Menschen«, »Eltern, Kind, Erziehung« und für die Jugend der »Stadtteiltreff«. Speziell in Moosach ist auch der Regsam-Arbeitskreis »Kontakte, Information, Kultur« für ausländische Bürger.

»Es gibt zwar keine Spitzenwerte in Sachen Armut in Moosach, aber sie ist vorhanden«, sagt Friederike Goschenhofer. Im Notfall sei erst einmal das Sozialbürgerhaus zuständig. Der Regsam-Moderatorin ist klar, dass bei vielen Menschen in sozialen Schwierigkeiten die Hemmschwelle, Hilfe anzunehmen, sehr hoch ist. Aber: »Es ist sinnvoll, sich zu melden, bevor der Kühlschrank komplett leer ist.« Es sei nicht die persönliche Schuld der Betroffenen, in solch eine Lage geraten zu sein. »Mitarbeiter der zuständigen Stellen fragen nicht nach Schuld.« Hilfe Suchende müssten aber »dranbleiben, bis man den Zuständigen erreicht hat«, meint Regsam-Kollegin Gretel Rost. Goschenhofer macht Mut, solch eine Situation sei nicht »das Ende der Fahnenstange, mit der Unterstützung kompetenter Ansprechpartner gibt es Perspektiven.«

Anfang Mai hat eine Regsam-Vollversammlung zum Thema »Der Münchner Armutsbericht 2007 und Maßnahmen zur Bewältigung von Armut« im Pelkoven­schlössl stattgefunden. Mitverfasser Werner Fröhlich stellte den Bericht des Sozialwissenschaftlichen Institutes München vor. So gab es vor zwei Jahren insgesamt in München etwas über 100.000 arme Menschen, Moosach liegt an sechster Stelle mit rund 4.300 betroffenen Bürgern, das sind 4,3 Prozent der Gesamtanzahl. Spitzenreiter ist Ramersdorf-Perlach mit zirka 11.500 Armen. Um wirtschaftliche Existenzen zu sichern, stehen dem Sozialreferat der Landeshauptstadt München eine Stiftung und Spendenmittel in Höhe von 2,5 Millionen Euro jährlich zur Verfügung, zur Bekämpfung von Kinderarmut zusätzlich eine Million Euro.

Bis 2011 soll diese Summe auf vier Millionen aufgestockt werden. Außerdem gibt es zahlreiche Angebote der Behörde zur Existenzsicherung wie Wohnraumerhalt, Schuldner- und Energieberatung sowie die Vernetzung mit anderen sozialen Einrichtungen. Armut kann laut Armutsbericht im Übrigen nicht »allgemein verbindlich« definiert werden, sie ist eine auf den »mittleren Lebensstandard bezogene Benachteiligung«. Die Schwelle, ab wann man armutsgefährdet ist, ergibt sich aus unterschrittenen 60 Prozent des »monatlichen Nettoäquivalenzeinkommens«, dem Mittelwert der Einkommen aller westdeutschen Personen. K. Ossoinig

Artikel vom 26.05.2009
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