Warhol trifft auf Twombly im Museum Brandhorst

München · Zugpferde der Kunst

Auch von außen ein Kunstwerk: 36.000 bunte Keramikstäbchen verzieren die Fassade des Museums Brandhorst. Foto: HAYDAR KOYUPINAR, 2008 | © MUSEUM BRANDHORST

Auch von außen ein Kunstwerk: 36.000 bunte Keramikstäbchen verzieren die Fassade des Museums Brandhorst. Foto: HAYDAR KOYUPINAR, 2008 | © MUSEUM BRANDHORST

Seit Christi Himmelfahrt ist öffentlich, was sich hinter rund 36.000 glasierten Keramikstäben in 23 verschiedenen Farben an der Theresienstraße/Ecke Türkenstraße verbirgt: rund 180 von 700 modernen und zeitgenössischen Kunstwerken, gesammelt von Udo und Anette Brandhorst, zur Schau gestellt im Museum Brandhorst. Für Museumsdirektor Armin Zweite macht den Reiz seines Hauses unter anderem wohl die Gegensätzlichkeit seiner beiden künstlerischen Zugpferde aus: Cy Twombly und Andy Warhol.

Bei der Pressekonferenz, die am Montag vor dem Staatsakt zur Museumseröffnung mit Ministerpräsident Horst Seehofer stattfand, stellte Zweite die Unterschiede der Künstler heraus: Twombly vielschichtig, verschlüsselt, sehr differenziert, Warhols Sujets leicht austauschbar, mit lapidaren Botschaften und sich der Massenmedien bedienend. Für Cy Twomblys Arbeiten ist gleich die komplette erste Etage reserviert, „opulent“ vertreten ist laut Zweite auch Andy Warhol. Skulpturen, Installationen und Gemälde präsentieren sich auf rund 3.200 Quadratmetern, die Nutzfläche insgesamt beträgt rund 5.300 Quadratmeter.

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In mit Tageslicht raffiniert ausgeleuchteten Räumen mit Eichenholzboden präsentieren sich neben Warhol und Twombly die Kunstwerke von Joseph Beuys, James Lee Byars, John Chamberlain, Eric Fischl, Katharina Fritsch, Robert Gober, Damien Hirst, Alex Katz, Mike Kelley, Jannis Kounellis, Mario Merz, Bruce Naumann, Sigmar Polke, Gerhard Richter, Franz West und Christopher Wool. Im Jahr 2002 gewann das Berliner Architektenehepaar Matthias Sauerbruch und Louisa Hutton den Wettbewerb zum Museumsbau. Sie schlugen 26 weitere Architekturbüros aus dem Rennen. Die Herausforderung: Alle Räume in dem recht schmalen Gebäude aufeinanderzustapeln. Heraus kam dabei laut Matthias Hutton eine „Sammlung von Räumen, die der Sammlung an Kunstwerken entspricht.“ Für die Ausstellungsräume heißt das auf drei Ebenen Galerien mit weißen Wänden und Dielenboden aus dänischer Eiche als unaufdringlicher Hintergrund der Exponate.

Die Räume im Erdgeschoss sind versetzt miteinander verbunden, somit ergeben sich überraschende Sichtweisen auf immer neue Kunstwerke. Das ganze Gebäude wird nicht nur von Mauerwerk, sondern auch vom Tageslicht getragen, das durch Luken, Oberlichter und auch durch große Panoramafenster eindringt. Eine Verschiebung des Grundrisses macht auch eine direkte Belichtung von außen im Souterrain möglich. Durch die große Glasfront zur Theresienstraße hin können Passanten einen Blick ins Museumscafé werfen. Im Inneren des Gebäudes haben die Architekten darauf geachtet, ideale Ausstellungsbedingungen zu schaffen. Die Fassade soll mit ihren vielen Farben indes auf ihre Rolle als „Behälter lebendiger Kunst“ aufmerksam machen. Darunter ist die Außenhaut mehrschichtig aufgebaut. Vor der Unterkonstruktion und der Wärmedämmung befindet sich eine horizontal gefaltete Blechhaut, deren Feinperforation Fahrzeuglärm an der Türken- und Theresienstraße absorbiert.

Udo Brandhorst und seine inzwischen verstorbene Frau Anette hatten mit dem Wechsel ihrer Sammlung von Köln nach München zur Staatsgemäldesammlung zur Bedingung gemacht, ihre Werke in einem eigenen Haus zu zeigen. Das Gebäude wurde mit Mitteln des Freistaats Bayern finanziert, Planung und Bau lagen in der Hand des Staatlichen Bauamts München I. Die Werke unterliegen einer Stiftung, gegründet 1993 von Udo und Anette Brandhorst. Das Stiftungskapital beträgt rund 120 Millionen Euro. Der Ertrag dient dem Ausbau der Sammlung sowie der Förderung wissenschaftlicher und künstlerischer Projekte. Das Museum Brandhorst – für dessen Bau 48 Millionen Euro veranschlagt wurden, die laut Architekt Sauerbruch sogar etwas unterschritten würden – fügt sich in das „Kunstareal München“ mit den Pinakotheken, dem Lenbachhaus und der Glyptothek zwischen den Stadtteilen Maxvorstadt und Schwabing ein.

Noch bis Sonntag, 24. Mai, ist das Museum bei freiem Eintritt täglich von 10 bis 22 Uhr geöffnet. Ab kommender Woche sind die Öffnungszeiten dienstags bis sonntags, 10 bis 18 Uhr und donnerstags 10 bis 20 Uhr, montags ist geschlossen. Der Eintritt beträgt sieben Euro, ermäßigt fünf Euro.

Von Kirsten Ossoinig

Artikel vom 20.05.2009
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