Beamte lesen Kindern ihre Lieblingskrimis vor

Schwabing · Polizisten an der Grundschule

Schwabing · In der Grundschule Fröttmanninger Straße freuen sich die Kinder auf die Polizeibeamten. Denn in der Woche vom 25. bis 29. Mai kommen die Beamten nicht, um einen Kriminalfall aufzuklären, sie kommen, um den Kindern in allen Klassen Geschichten vorzulesen. Geschichten allerdings, die sehr wohl etwas mit der Arbeit der Polizei zu tun haben.

Helga Wolf, Vorstandsvorsitzende der Münchner Lesefüchse, hatte 2006 die Idee, Polizeibeamte als Vorlesepaten zu gewinnen, um über die wöchentlichen Vorlesestunden hinaus noch auf ganz besondere Weise die Lesebegeisterung der Kinder zu wecken. Wolf hatte bei vielen Veranstaltungen erlebt, dass die Polizisten für die Kinder besonders attraktive (Lese)-Vorbilder sind: »Polizeibeamte werden von Kindern und auch von uns Erwachsenen als Respektspersonen angesehen.

Wer von uns schaut nicht gleich auf seinen Tachometer, wenn er ein Polizeifahrzeug sieht? Wenn Polizeibeamte vorlesen, werden sie darum nicht nur mit besonderem Interesse, sondern auch als sehr glaubwürdig wahrgenommen«, erklärt sie. Gerade wenn es um Themen wie Streit, Mobbing oder gefährliche Mutproben geht, komme diese Glaubwürdigkeit zum Tragen. Die Münchner Polizisten kommen an den unterschiedlichsten Orten zum Vorlese-Einsatz: Beim Kinder-Krimifest diesen Jahres haben sie im Polizeipräsidium ihre Lieblingskrimis vorgelesen, dabei war für die Zuhörer sogar ein Blick in das hauseigene Gefängnis erlaubt. Regelmäßig lesen die Polizisten in Schulen und Bibliotheken, bei den jährlich stattfindenden Lesefesten im Tierpark Hellabrunn und bei zahlreichen Sonderveranstaltungen vor.

Das engagierte Projekt hat sich zum Ziel gesetzt, besonders Kindern in sozialen Brennpunkten, Orientierungshilfe zu geben. So steht bei der Literaturauswahl vor allem das Thema Gewaltprävention im Vordergrund. »Für uns haben die Schulen einen enorm hohen Stellenwert in der »Präventionsarbeit«, erklärt der Münchner Polizeidirektor Christian Gruber. Auch er selbst war gleich Feuer und Flamme für das Projekt: »Als vorlesender Familienvater einer mittlerweile 24-jährigen Tochter und eines heute vierjährigen Sohnes war ich sofort von der Idee angesteckt. Warum also nicht als Polizeibeamter anderen Kindern vorlesen?«

Seit Projektbeginn profitieren jährlich bis zu 3.000 Kinder zwischen vier und zwölf Jahren von der (Vor-)Lesebegeisterung der engagierten Polizisten. Christian Gruber freut sich über den Erfolg der mehrfach ausgezeichneten Initiative und zieht auch für sich persönlich gute Erfahrungen aus den Vorlesestunden: »Für mich ist es immer wieder bereichernd, auf Blickhöhe der Kinder zu gehen und die Welt mal mit ihren Augen zu sehen.«

Artikel vom 20.05.2009
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