Gemeinde hat kaum Möglichkeiten

Haar · Gegen Kinderarbeit

Haar · Ginge es nach dem Willen der Grünen, dann sollten in Zukunft auf dem Haarer Friedhof nur noch sogenannte »zertifizierte Grabsteine« aufgestellt werden, also solche, die nachweislich nicht aus Kinderarbeit stammen. Da dies rechtlich per Änderung der Friedhofssatzung jedoch nicht durchführbar ist, wurde die Gemeindeverwaltung per Antrag der Grünen Gemeinderäte Werner Kozlik und Mike Seckinger aufgefordert, zumindest ihre »Sensibilisierungsmöglichkeiten« zu nutzen.

Mehr als die Hälfte der nach Deutschland importierten Grabsteine stammen nach Informationen der Grünen Fraktion aus Indien. 150.000 Kinder arbeiteten dort unter extrem gesundheitsschädlichen Bedingungen und verkürzten so ihre Lebenszeit auf unter 40 Jahre. Der Verein XertifiX hat es sich zur Aufgabe gemacht, importierte Grabsteine zu zertifizieren. Dies soll durch unangekündigte Kontrollen der Garant sein, dass die Arbeiter unter menschenwürdigen Bedingungen arbeiten und diese Steine nicht durch Kinderhände hergestellt worden sind. Wie die Antragsteller berichteten, hat sich dieser Initiative auch die Steinmetz- und Steinbildhauer-Innung München-Oberbayern angeschlossen. Auch die Stadt München hat reagiert und ihre Friedhofssatzung so geändert, dass nur solche Grabmale aufgestellt werden dürfen, die zertifiziert sind – und hat sich dabei eine blutige Nase geholt. Denn gegen diesen Passus haben einzelne Steinmetzbetriebe geklagt und Recht bekommen. Vor diesem Hintergrund ist es auch den Haarer Grünen klar, dass man in dieser Angelegenheit wenige Handlungsmöglichkeiten hat. Deshalb baten die Grünen in ihrem Antrag lediglich darum, Flyer zu diesem Thema auszulegen, Veröffentlichung in den Medien und Veröffentlichung der Liste der Steinmetze, die dem Verein XertifiX angehören.

Auch im Haarer Gemeinderat war man sich der Problematik bewusst. So sagte der SPD Fraktionssprecher Alfons Meindl, »das ist eine problematische Diskussion« und gab zu bedenken, dass zum Beispiel auch viele Sportschuhe aus ausbeuterischer Kinderarbeit stammen. Kozlik räumte ein, dass Kommunen wenige Möglichkeiten haben, »Kinderarmut zu verhindern«. Immerhin: Was gemeindliche Bauarbeiten betrifft, so versicherte Bürgermeister Helmut Dworzak, »werden wir vorrangig europäische Materialien verwenden«.

pt

Artikel vom 13.05.2009
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