Albrecht Ackerland über den besten Ort der Stadt

München - Da schau her!

Man muss kein Fußballfan sein um zu wissen: Das Sechzger-Stadion ist und bleibt der beste Ort Münchens. Man muss kein Sechzger sein für diese Erkenntnis, sicher schadet es aber auch nicht. Man muss auch kein Kenner des Städtebaus sein, um zu sehen, dass das Stadion an der Grünwalder Straße eine Perle des Nämlichen ist, so sanft und charmant ist es eingebettet zwischen Bergkante, Straßenkreuzung, Wienerwald und Wohnbebauung. Und schließlich: Das Sechzger ist ein historischer Ort mit Bedeutung weit über die Stadtgrenzen hinaus. Ein Wahrzeichen, nicht nur meines geliebten Viertels Giesing.

Sie erinnern sich sicherlich noch, so lange ist es nun auch nicht her: Hier wurde der TSV München von 1860 e.V. Deutscher Fußballmeister. 1966 war das. Einmal reicht ja auch.

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Umso bedauerlicher, ja, schauerlicher ist es, dass nicht wenige Stadtplaner das Stadion am liebsten abreißen würden. Allein schon die Tatsache, dass das arme Betonwunder langsam verrotten muss, ist eine Zumutung für jeden, der sich ernsthaft als Münchner fühlt. Was käme als nächstes? Ein Zuschütten der Isar? Ein Verbot der Biergärten?

Schade genug, dass der Verein, der dem Stadion seinen inoffiziellen Namen gibt, am Schuttberg spielt, was zwar eigentlich auch wieder ganz gut passt, der aktuelle, ach was, der ewige Zustand des Vereins lässt sich eben nur als Schutthaufen bezeichnen – wenn auch mit großen Brocken (1966) und stolzen Trümmerfrauen (Fans). Aber eben auch mit Arbeitern, die nicht wissen, ob sie nun aufbauen oder abreißen sollen (Spieler). Und vor allem: Mit einer übermächtigen Abbruchbirne, die voller Zerstörungswut über allem baumelt (Vereinspräsidium, Karsten Wettberg freilich ausgenommen, und Management).

Aber was zählt, sind eben doch die Trümmerfrauen. Sie haben verstanden: Das Sechzger ist Volks- und Kulturgut, das es zu feiern gibt – und zwar einmal im Jahr richtig. Dann, wenn zur Aktion XXX-Tausend geblasen wird.

Kommen Sie, staunen Sie, weinen Sie vor Freude, falls auch die kleinen Löwen an diesem Tag verlieren sollten. Unter uns: Der Fußball interessiert an diesem Tag weniger als der Beweis, dass das Stadion weiß Gott kein toter Ort ist, sondern ganz dringend Leben in sich braucht. Derweil träume ich übrigens von 2016. Dann jährt sich die Deutsche Meisterschaft nicht nur zum fünfzigsten Mal: Dann wird die erste Mannschaft der Löwen unter größtem Jubel Kreismeister. Und spielt längst wieder: an der Grünwalder Straße.

Artikel vom 07.05.2009
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