Herausforderungen beim Bau des Abwasserkanals an der Reichenbachbrücke

Isarvorstadt · Teuerster Tunnel der Stadt

Projektleiter Jörg Hagen (l.) von der Münchner Stadtentwässerung zeigte BA-Chef Alexander Miklosy (r.) und einigen BA-Kollegen den Spartentunnel 	Foto: js

Projektleiter Jörg Hagen (l.) von der Münchner Stadtentwässerung zeigte BA-Chef Alexander Miklosy (r.) und einigen BA-Kollegen den Spartentunnel Foto: js

Isarvorstadt · Seit Mai 2007 baut die Münchner Stadtentwässerung an der Reichenbachbrücke an dem teuersten Tunnel der Stadt. Er verläuft direkt unter der Isar und soll die Abwassersysteme links und rechts des Flusses miteinander verbinden. In der vergangenen Woche hat Projektleiter Jörg Hagen den Bezirksausschuss Isarvorstadt-Ludwigsvorstadt (BA 2) bei einem Ortstermin über den aktuellen Stand der Bauarbeiten informiert.

Unter der Isar entsteht derzeit zwischen der Frauenhofer- und der Erhardtstraße ein 170 Meter langer, 5 Meter breiter und 3,80 Meter hoher Tunnel, durch den künftig das Abwasser der Haushalte östlich des Flusses zu den westlich gelegenen Klärwerken fließen soll. »Bisher haben wir nur eine Querung am Deutschen Museum«, erklärte Hagen. Diese sei Anfang des 20. Jahrhunderts errichtet worden und inzwischen längst zu klein. Die Folge: Bei starkem Niederschlag bilde sich Rückstau und Mischwasser gelange in die Isar.

Um dies zu vermeiden, habe die Stadt den Bau einer zweiten, ausreichend dimensionierten Anbindung des östlichen Kanalsystems an den westlichen Bereich beschlossen. »Der Tunnel, der hierfür benötigt wird, ist sicher der teuerste in ganz München«, sagte Hagen. Knapp 13 Millionen Euro kostet das Projekt. Grund für die hohe Summe seien unter anderem Altlasten, die während der Bauarbeiten in der Isar aufgetaucht seien und entsorgt werden mussten. »Wir haben alles mögliche im Fluss entdeckt, vom Sauerkrauttopf bis zum Silberbesteck«, so Hagen. Allerdings seien auch gefährliche Funde gemacht worden. In einer verrosteten Metallkiste in der Größe eines Schuhkartons seien zwei Kilogramm des hochexplosiven Sprengstoffs TNT festgestellt worden. Außerdem habe man sehr viel Munition aus dem zweiten Weltkrieg sichergestellt.

Eine besondere Herausforderung seien zudem die Sicherheitsbestimmungen bei Hochwasser. »In diesen Fällen muss die Baustelle innerhalb von sechs Stunden komplett geräumt werden«, erklärte Hagen. Eingetreten sei diese Situation bislang sechsmal. Schwierigkeiten bereite dabei auch das Walchenseekraftwerk: »Wenn dort die Schleusen geöffnet werden, steigt bei uns der Wasserpegel.« Dies geschehe in der Regel ohne vorherige Ankündigung. »Aber das Problem müsste man doch politisch lösen können«, wunderte sich BA-Chef Alexander Miklosy. Hagen allerdings sagte, die Kraftwerksbetreiber seien nicht zur Kooperation bereit. In rund zwei Monaten wird der Bau des Tunnels abgeschlossen sein. »Dann finden nur noch unterirdische Arbeiten statt«, kündigte Hagen an. Bis die Anwohner die Wiesen an der Isar wieder in ­gewohnter Weise nutzen können, wird es jedoch noch einige Zeit dauern. Die Wiederherstellung der Oberfläche soll erst im kommenden November beendet sein. Allerdings lassen sich einige Bürger trotz der Kanalarbeiten nicht davon abhalten, am Flussufer Erholung zu suchen. »Es ist gar nicht so einfach, die Leute aus der Baustelle heraus zu bekommen«, klagt Hagen.

Mehrfach habe es auch Vandalismus gegeben. »Fensterscheiben von Baufahrzeugen wurden eingeschlagen, Infotafeln besprüht und Bauzäune abgerissen«, berichtete der Projektverantwortliche. Laut Alexander Miklosy komme es im Glockenbachviertel insgesamt häufiger zu Beschädigungen öffentlichen Eigentums als in anderen Stadtteilen. »Auch die Parkscheinautomaten werden bei uns viel öfter beschmiert als etwa in Schwabing«. Gegen diesen Missstand müsse die Stadt etwas unternehmen. Julia Stark

Artikel vom 05.05.2009
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