Streit um Grenzziehung und Bebauung der Moosacher Pfarrwiese

Moosach · Eine Frage der Perspektive

Diesen Blick wird es so vielleicht bald nicht mehr geben. Monika Gabriel kämpft mit einer Unterschriftenliste gegen die Bebauung.	Fotos: cr

Diesen Blick wird es so vielleicht bald nicht mehr geben. Monika Gabriel kämpft mit einer Unterschriftenliste gegen die Bebauung. Fotos: cr

Moosach · Wo ist die Grenze zwischen privaten und öffentlichen Interessen? Das Erzbischöfliche Ordinariat München stellt seine privaten Interessen über die der Öffentlichkeit. Das sagt zumindest die Moosacherin Monika Gabriel, die jetzt mit einer Unterschriftenaktion verhindern will, dass das Grundstück hinter dem ehemaligen Pfarrhaus der Gemeinde St. Martin bebaut wird. Die Aktion erfreut sich großen Zuspruchs, wie Gabriel selbst berichtet, doch sie habe auch schon Kritik einstecken müssen.

Das Grundstück liegt westlich der alten Martinskirche an der Franz-Fihl-Straße. Laut gültigem Bauvorbescheid ist dort ein dreizügiges Reihenhaus in Nord-Süd-Richtung geplant. Das Reihenhaus soll mit einem Abstand von sechs Metern an das westliche Grundstück herangebaut werden und eine Tiefe von 7,25 Meter haben. Die Firsthöhe beträgt 9,75 Meter, die Dachneigung 45 Grad, die Traufhöhe damit sechs Meter. Diese zugegebenermaßen vielen technischen Daten sind wichtig. Denn Monika Gabriel sagt: »Das Haus wird die Sicht von der Franz-Fihl-Straße auf die alte Martins­kirche erheblich beeinträchtigen.« Das ist auch eine Frage des Standpunkts, und zwar ebenso des örtlichen in der Franz-Fihl-Straße wie auch der betroffenen Personen in dieser Auseinandersetzung. Denn auch Monika Gabriel hat grundsätzlich private Interessen in dieser Angelegenheit. Als Bewohnerin des alten Pfarrhauses in der Pelkovenstraße, des so genannten Papsthauses, darf sie den dahinter liegenden Gartenanteil nutzen. Der soll aber erheblich kleiner werden, weil die Grenze des zu bebauenden Grundstücks nach Norden verschoben werden soll.

»Wir müssen dieses Paradies nicht unbedingt haben«, beteuert sie, »aber ich würde mich natürlich über den Erhalt freuen.« Hinsichtlich der Verkleinerung des Gartens betont Gabriel: »Die neue Grenze ist nicht tragbar. Damit wird aus dem ansehnlichen Garten des Papsthauses eine Art ›verstümmelter Teppich‹.«

Auf Nachfrage des Moosacher Anzeigers erklärt Johanna Salzhuber (SPD), Vorsitzende des Moosacher Bezirksausschusses, dass das Thema nicht auf der Tagesordnung des Stadtteilparlaments stehe. »Auf dem Grundstück besteht Baurecht«, erklärt sie, da gebe es von rechtlicher Seite kaum eine Möglichkeit, etwas zu ändern. Als Moosacherin bedauert sie die geplante Bebauung: »Es wird eine optische Beeinträchtigung geben«, sagt sie und spricht damit den Blick von der Franz-Fihl-Straße auf die Kirche an.

Die Grenzverschiebung zwischen den beiden Grundstücken als Verwaltungsakt wäre kein Problem, der Eigentümer beider Grundstücke ist das Erzbischöfliche Ordinariat München. Wenn da nur nicht der Mietvertrag von Monika Gabriel wäre. Darin ist die Nutzung des Gartenanteils zwar nicht ausdrücklich zugesichert, jedoch habe ihr der Vermieter beim Einzug dies mündlich zugesagt. Seinerzeit war das Pfarrer Hans Lindenberger. Der jetzige Pfarrer, Monsignore Martin Cambensy, hat unterdessen schriftlich sein Einverständnis zum neuen Grenzverlauf erklärt, sehr zum Ärger von Monika Gabriel.

Das entsprechende Schreiben der Liegenschaftsabteilung des Erzbischöflichen Ordinariats will sie, bzw. ihr Mann, als Mieter nicht unterzeichnen. Das Ordinariat möchte eine einvernehmliche Lösung erzielen, wie Ralf Pichel von der Liegenschaftsabteilung betont: »Wir wollen da nichts durchziehen. Wir prüfen die Belange des Mieters sehr genau.« Vorab sei die Bebaubarkeit bereits in einem über Jahre dauernden Verfahren mit der Stadt, der Lokalbaukommission und allen betroffenen Institutionen wie Landesamt für Denkmalpflege und Naturschutzbehörde geklärt worden – mit dem positiven Vorbescheid Ende vergangenen Jahres sei dieses Verfahren beendet. Nun steht nur noch eine Einigung mit den Mietern des alten Pfarrhauses aus.

Um ihrem Anliegen mehr Gewicht zu geben, mobilisiert Monika Gabriel die Öffentlichkeit. Mit ihrer Unterschriftenaktion will sie das Einlenken des Ordinariats erreichen. So lange die Frage um die Grenzziehung ungeklärt ist, dürfte es der Kirche schwerfallen, einen Käufer zu finden. Gleichwohl gebe es durchaus Interessenten, erklärt Pichel.

Für Monika Gabriel beginnt der Kampf damit erst richtig. Sie kann sich sogar vorstellen, in einen Rechtsstreit zu treten. »Das hängt allerdings von der Reaktion der Moosacher ab.« C. Clever-Rott

Artikel vom 28.04.2009
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