Die Staatsstraße 2053 macht eine Fahrt durch Neufahrn zu einer Geduldsprobe

Neufahrn · Das Problem umgehen

Das tägliche Verkehrschaos an der Ortsdurchfahrt Neufahrn belastet Anwohner, Fußgänger, Radfahrer und Autofahrer gleichermaßen. Abhilfe muss her.	Foto: sh

Das tägliche Verkehrschaos an der Ortsdurchfahrt Neufahrn belastet Anwohner, Fußgänger, Radfahrer und Autofahrer gleichermaßen. Abhilfe muss her. Foto: sh

Neufahrn · Im Berufsverkehr herrscht in Neufahrn tägliches Chaos auf der Ortsdurchfahrt der Staatsstraße 2053 (Eching-Erding). Am Knotenpunkt Bahnhof-, Echinger, Dietersheimer und Grünecker Straße wurden bei einer Verkehrszählung täglich 13.000 Fahrzeuge gezählt. Gleichzeitig ist die gemeindliche Verbindungsstraße nach Dietersheim in sehr schlechtem Zustand. Bürgermeister Rainer Schneider spricht von einem ausgebauten Feldweg, auf dem aber täglich bis zu 4.000 Fahrzeuge verkehren.

»Die beiden Zahlen entsprechen dem Verkehrsaufkommen einer Kreis- oder Staatsstraße. Das heißt, die Straße nach Dietersheim müsste einmal wegen Vielbefahrenheit und zum anderen wegen des schlechten Zustandes ausgebaut und saniert werden. »Aber auch unsere Ortsdurchfahrt ist auf Dauer so nicht mehr tragbar.« Aus diesem Grund diskutierte der Gemeinderat in Neufahrn bei seiner letzten Sitzung die Möglichkeiten einer Ortsumfahrung. Die Straße nach Dietersheim solle wie ursprünglich gedacht eine kurze Verbindung in den Nachbarort bleiben und Neufahrn müsse vom Durchgangsverkehr durch den Ort befreit werden.

Zwei verschiedene Umfahrungen wären möglich, um den Verkehr außerhalb des Ortes vorbei zu leiten. Die eine Möglichkeit wäre eine Südwest-Umfahrung, südlich der Firma Avon bis hinaus nach Mintraching zur B11. Damit würde anstelle der bisherigen Staatsstraße 2053 die Umgehungsstraße zur Staatsstraße, die in südlicher Richtung durch Eching führt. Würden beide Gemeinden zusammenarbeiten, könnte eine großräumige Umgehung von Eching und Neufahrn eine sofortige Verkehrsentlastung beider Orte ergeben. Nachteilig würde sich aber die Attraktivität der Ost-West-Verbindung als Ausweichstrecke für den Autobahnverkehr auf der A 92 auswirken. Bei hohem Verkehrsaufkommen würden viele Fahrzeuge die Umgehungsstrecke anstelle der Autobahn wählen. Aus diesem Grund kam im Gemeinderat keine große Begeisterung für diesen Vorschlag auf. Die zweite Möglichkeit bietet die Südost-Umfahrung von der Dietersheimer Straße zur B11.

Damit könnte der innerörtliche Verkehr in der Dietersheimer, Grünecker und Echinger Straße ebenfalls entlastet werden. Bereits vorhandene Teilumfahrungen im Norden und Osten ab der Grünecker Straße würden ergänzt werden. Von dieser Variante wäre in erster Linie das Mintrachinger Feld betroffen. Es wurde vor etwa 25 Jahren als Wohngebiet bebaut. Die Anwohner befürchten jetzt eine Einbuße in ihrer Wohnqualität. Ein Lärmgutachten über den zu erwartenden Lärm könnte Aufschluss über den nötigen Abstand zu diesem Wohngebiet geben. »Ich will auf jeden Fall eine einvernehmliche Lösung mit den Anwohnern finden. Das sehe ich als Grundvoraussetzung für dieses Vorhaben«, versicherte der Bürgermeister. Er hofft auf die Entscheidung zur Südost-Lösung. Zum einen kann damit ein erhöhtes Verkehrsaufkommen durch abgeleiteten Autobahnverkehr verhindert werden. Zum anderen kann die Gemeinde Neufahrn, da es sich um eine eigene Straße handelt, über den Straßenverlauf und Baubeginn selbst bestimmen.

Die Umgehung über eine Staatsstraße würde viel Bürokratie und Anträge beim Staatlichen Bauamt München erfordern. Damit würde die Realisierung einer Ortsentlastung in weitere Ferne geschoben werden. Umweltreferent Florian Pflügler von der ÖDP sieht im Falle der Südost-Lösung die Abgrenzung der Wohngebiete von kürzlich geschaffenen Erholungs- und Freizeitflächen durch das entstehende Straßennetz. Auch hier werden viele Fahrzeuge eine Ausweichmöglichkeit finden, um einem Stau auf der Autobahn zu entgehen. »Eine Umgehungsstraße sollte die Ortsdurchfahrt deutlich entlasten. Laut einem bereits vorliegenden Verkehrsgutachten von Prof. Kurzak bringt die Südost-Umgehung aber nur einen Rückgang von etwa zehn Prozent«, fügte er seinen Bedenken hinzu.

Sein Vorschlag wäre, die bestehende Situation vorerst zu lassen und auf eine Übertragung der Staatsstraße 2053 in gemeindliches Eigentum zu drängen. »Damit könnten wir als Kommune den Ortsdurchgangsverkehr selbst regeln. Meiner Meinung nach ist es unverantwortlich, mit gemeindlichen Geldern eine Umgehungsstraße zu bauen, die zusätzlichen Verkehr an Neufahrn vorbeileitet und gleichzeitig die Ortsdurchfahrt wenig entlastet«, meinte Florian Pflügler in einer Stellungnahme. Er fürchtet ein sogar noch erhöhtes Verkehrsaufkommen, sobald gut ausgebaute Umgehungsstraßen vorhanden sind. Von der Fraktion der Grünen plädierte auch Claudia Bosse dafür, die momentane Situation beim Status Quo zu lassen. Sobald ein vom Landratsamt beauftragtes Verkehrsgutachten über die Gesamtsituation im südlichen Landkreis Freising gegen Jahresmitte vorliegt, wird der Gemeinderat in Neufahrn erneut über den Bau einer Ortsumgehung diskutieren. Zunächst einigte man sich auf Einholung von Kostenvoranschlägen für ein gemeindliches Lärmgutachten, das die günstigste Lage der Umgehungsstraßen ermitteln soll. Siglinde Haaf

Artikel vom 28.04.2009
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