Albrecht Ackerland über den Ärger mit der Post

München - Da schau her!

Haben Sie jemals die Zustände in der damaligen DDR erlebt? Wenn im Konsum oder im Intershop oder sonst wo wieder eine Ladung Streichhölzer eingetroffen ist? Ich zum Glück nie. Die Geschichten aber kennt jeder. Genau so muss es zugegangen sein, wenn ich manchmal an einer Filiale der Deutschen Post vorbeikomme. Das passiert zwar immer seltener, also dass man überhaupt noch eine Filiale findet. Aber wenn! Nicht selten bräuchte es einen Schandi, der den Verkehr regelt, weil die Leute bis auf die Straße Schlange stehen.

Ich brauche die Leistungen der Post kaum, mein Schriftverkehr läuft größtenteils mittels Email. Und ist mal ein Geburtstagspackerl an die liebe Tante in Wien zu verschicken, dann lässt sich zumindest der Paketschein im Internet kaufen – ausgedruckt, aufgeklebt, das Packerl zu einem dieser scheußlichen Container namens Packstation gebracht, fertig. Vorausgesetzt diese modernen Dinger funktionieren. Tun sie es nicht – keine Seltenheit – dann geht der Zirkus los. Es tritt auf: Der Service der Post. Eine Diva, schlecht geschminkt, aufdringlich und abweisend zugleich, unvermögend, die gestellten Anforderungen und Versprechungen zu erfüllen. Das wird sich wenig später herausgestellt haben. Erst aber: anstellen.

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Vor mir steht eine Frau, die für ihre Glückwunschkarte an die Oma nicht die Marken-gewordene Geschmacklosigkeit aus dem Automaten lassen will, sondern etwas Schönes: Steht vor 40 Wartenden, weil vorne nur drei Schalter besetzt sind. Hinter mir steht mittlerweile ein Mann älteren Semesters, der ein Paket erhalten sollte, aber nicht rechtzeitig die Haustür aufmachen konnte, der Bote war weg, das Paket liegt jetzt angeblich in einer dieser fantastischen technischen Errungenschaften namens – Sie ahnen es – Packstation. Tut es aber nicht, 130-mal hat er den Strichcode von der Benachrichtigungskarte hingehalten. „Fehler im System“ kam als freundliche Antwort auf dem Bildschirm. Später, endlich am Schalter angekommen, wird ihm ein Mitarbeiter sagen, er wisse auch nicht, DHL sei nicht Post, nur irgendwie, „vielleicht mal bei der Hotline anrufen“, die Minute zu 45 Cent. Zuvor wird die Frau mit der Glückwunschkarte keine Sondermarke erhalten haben, „leider ausverkauft“.

Und ich? Freue mich auf die Zeit, in der es heißt: „Haben Sie jemals die Zustände bei der damaligen Post erlebt?“ - „Ich zum Glück nie.“

Artikel vom 23.04.2009
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