Neues Angebot im städtischen Unterkunftsheim für Männer

Giesing/Harlaching · Neuer Treffpunkt für Obdachlose

Das pädagogische Team mit (v. l.) Andreas Wilde, Gerhard Baier, Reiner Schweigart und Hilde Schmid freut sich auf den Betrieb. Foto: Hettich

Das pädagogische Team mit (v. l.) Andreas Wilde, Gerhard Baier, Reiner Schweigart und Hilde Schmid freut sich auf den Betrieb. Foto: Hettich

Giesing/Harlaching · Die Tasse Kaffee oder Tee für 30 Cent, eine Möglichkeit, in Ruhe Zeitung zu lesen, fernzusehen oder Schach zu spielen – das alles bietet der neue Tagesaufenthalt auf dem Gelände des Städtischen Unterkunftsheims für Männer an der Pilgersheimer Straße. Ein Kaffeehausambiente mit farbenfrohen Bildern an der Wand aber ohne Alkohol im Sortiment.

Eine große Espresso-Maschine mit reichlich Tischen, Stühlen und Barhockern vermitteln hier den Eindruck einer Art Wohnzimmer für jene Männer, die bisher vornehmlich Sommer wie Winter auf den umliegenden Straßen und Plätzen ihre Tage zubrachten. Beim Katholischen Männerfürsorgeverein (KMFV), der das Haus seit Jahrzehnten betreibt, will man mit der neuen Einrichtung auf ihren rund 60 Quadratmetern mit Platz für etwa 30 Besucher allerdings noch einen weiteren, wichtigen Zweck erfüllen: hier können diese Menschen untereinander aber auch mit den Sozialarbeitern Kontakte knüpfen. Die Mitarbeiter hoffen mit den Besuchern ins Gespräch zu kommen und die Angebote des Hauses vorstellen zu können. »Der neue Treff ist schon eine sehr wichtige Sache«, zeigt sich Sozialpädagoge Gerhard Baier als langjähriger Leiter des Hauses an der Pilgersheimer Straße von der Neuerung überzeugt. »Der Träger hat da richtig Geld in die Hand genommen«, so Baier weiter. Denn der neue Treff ist durch einen Aussenlift auch behindertengerecht und barrierefrei zugänglich. Zudem wur de neben dem neuen Tagesaufenthalt auch noch eine behindertengerechte Wohneinheit mit drei Betten geschaffen. Rund 140.000 Euro haben das städtische Sozialreferat und die KMFV in dieses Vorzeigeprojekt investiert. Auch der örtliche Bezirksausschuss Untergiesing-Harlaching zeigte sich von der Idee höchst angetan und wird wohl ebenso noch eigene Budgetmittel beisteuern. Montags bis freitags zwischen 8.00 und 12.00 Uhr sowie 13.00 bis 17.00 Uhr hat der neue Tagestreffpunkt seine Pforten geöffnet. Betrieben wird die Einrichtung von sogenannten Mehraufwandkräften (MAW), die von der Bundesagentur für Arbeit vermittelt wurden und hier im Rahmen eines 1-Euro-Jobs tätig sind. Zudem wird die neue Anlaufstelle auch von einem festen Pädagogenteam des Hauses betreut.

Alternative aufzeigen

Dabei macht sich ein erfahrener Sozialarbeiter wie Baier aber keine allzu großen Illussionen. »Unser neues Angebot soll während der langen Tage eine Alternative bieten zum bloßen Aufenthalt im Freien«. Unter der Eisenbahnbrücke gleich neben der Einrichtung sind sie ebenso regelmäßig anzutreffen, wie im Bereich des Kolumbus- oder des Candidplatzes sowie am Schyrenbad. »Wir werden die ganze Situation nicht durch den neuen Tagestreff gleich ganz entzerren können«, so Baier realistisch. »Wir wollen für die Anwohner auch eine Art Entlastung bieten«. Denn Reibereien gebe es zwischen den Obdachlosen und Anwohnern immer wieder. Bei der neuen Einrichtung freilich ist Baier zuversichtlich, dass es diese Reibereien nicht geben wird. »Wir haben hier an der Pilgersheimer Straße gut 50 Jahre Erfahrung – die werden wir auch beim Tagestreff einzubringen wissen«. »Stolz« sind Baier und seine Mitstreiter in jedem Fall auf den neuen Treff – denn ähnliche Angebote sind in deutschen Großstädten trotz wachsenden Bedarfs noch eher selten. »Da muss in den nächsten Jahren nachgebessert werden«, so Baier.

Hettich

Artikel vom 22.04.2009
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