Ein langer Streitpunkt ist damit beigelegt

Taufkirchen · Abriss des Jagdhofes

Schweres Gerät machte dem Jagdhof endgültig den Garaus.Fotos: mst

Schweres Gerät machte dem Jagdhof endgültig den Garaus.Fotos: mst

Taufkirchen · Für die einen war er eine Art ehernes geschichtliches Denkmal, für die anderen nichts als ein Schandfleck: Der Jagdhof im Waldstück an der Tegernseer Landstraße spaltete die Gemüter der Taufkirchener. Nun gehört das morsche Gebäude endgültig der Vergangenheit an: Einen Tag benötigten schweres Gerät und Arbeiter, um es abzureißen. Mit der Aktion wurde ein mehrheitlicher Gemeinderatsbeschluss umgesetzt.

Ein ohrenbetäubender Lärm erfüllt die Baustelle am Rande der Waldlichtung. Tief frisst sich die Eisenkralle des Baggers ins Gebälk, reißt Latten und Mauerwerk heraus und verfrachtet das Material in einen Container. Die Morgensonne steht schon hoch am Himmel und lässt das noch stehende weiße Mauerwerk grell aufblitzen. Ausflügler und Hundebesitzer blicken ein wenig verdutzt von der anderen Seite der Rodungsinsel herüber – sie scheinen kaum glauben zu können, dass das seit über 80 Jahren bestehende Gebäude, bald nicht mehr stehen wird. Auch Taufkirchens Bürgermeister Jörg Pötke ist eifrig unterwegs. Der Rathauschef hat einen Helm auf und lächelt vergnügt, während er durch die Wiese stapft und das Häuserfragment aus verschiedenen Perspektiven fotografiert. Pötke freut sich: »Man braucht ja nur zu husten, und schon fällt das Gebäude um«, konstatiert er mit Genugtuung. Schon immer war ihm und seiner Fraktion, der ILT, der Jagdhof ein Dorn im Auge gewesen. Immer wieder mal stand die Zukunft des Hauses auf der Tagesordnung in den Gemeinderatssitzungen, immer wieder wurde das Thema auf die lange Bank geschoben.

Nun also, endlich, der Abriss, der gegen die Stimmen der SPD durchgesetzt wurde: »Die Einsicht ins Unweigerliche kommt ziemlich spät. Noch im letzten Gemeinderat meinte eine Mehrheit entgegen der unmissverständlichen Ablehnung der Genehmigungsbehörden, mitten im Einzugsgebiet für das Taufkirchner Trinkwasser einen kommerziellen Großbetrieb mit Parkplätzen erbauen zu können«, feixt der Rathauschef. Niemand weiß, wann genau und zu welchem Zweck der Jagdhof errichtet wurde. Fest steht allerdings, dass es sich um einen Schwarzbau handelt, weswegen das Landratsamt und seinerzeit selbst der bayerische Übervater Franz Josef Strauß darauf gedrängt hatten, es abzureißen. Viele Gesichter habe der Jagdhof im Lauf der Zeit angenommen, schildert Pötke: Als eine »mondäne Restauration« errichtet, habe er sich über ein »zweifelhaftes Etablissement« zu einer »fruchtlosen Waldschänke« heruntergewirtschaftet.

Noch in den 90er Jahren wollte der Eigentümer einen Abwasserkanal verlegen lassen und aus dem Jagdhof ein Restaurant in luxuriösem Stil machen. Daraus jedoch wurde nichts: Das Wasserwirtschaftsamt warnte vor einer Verschmutzung des Grundwassers in dem als Wasserschutzzone ausgewiesenen Gebiet und verhängte zusammen mit dem Landratsamt eine Sperrung. 2002 wurde der Jagdhof mit einem Bauzaun versiegelt, seitdem ist das Gelände unzugänglich. Nun soll das Gelände renaturiert werden – ein Trauerspiel mit glücklichem Ausgang, wie Pötke zufrieden konstatiert.

mst

Artikel vom 22.04.2009
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