100-jähriges Bestehen von Neukeferloh wurde bestätigt

Neukeferloh · Kleine Zeitreise

Mit diesem Plakat versuchte Josef Stadler seinen Grund und Boden an wohl­habende Münchner loszuwerden.  Foto: Archiv Hubert Fleckenstein

Mit diesem Plakat versuchte Josef Stadler seinen Grund und Boden an wohl­habende Münchner loszuwerden. Foto: Archiv Hubert Fleckenstein

Neukeferloh · Bis Anfang dieses Jahres waren sich die Neukeferloher noch nicht ganz sicher, ob ihr Ortsteil tatsächlich 100 Jahre alt ist. Doch in der zweiten Januarwoche machte ein Mitarbeiter des Vermessungsamtes einen bahnbrechenden Fund: Einen Bauantrag vom 12. August 1909 auf ein »Haus mit Schupfen, Halle, Remise und Hofraum« von Josef Stadler.

»Das war das erste Gebäude in Neukeferloh und Josef Stadler damit der erste Grundbesitzer hier«, erklärt der Harthauser Hobbyhistoriker Hubert Fleckenstein, der etwa drei Monate lang die Geschichte Neukeferlohs recherchierte und zusammen mit Rolf Katzendobler die Ausstellung »100 Jahre Neukeferloh« konzipiert hat. »Damit ist das unter dem Namen ›Winkler-Gründe‹ bekannte Areal eigentlich als ›Stadler-Gründe‹ zu bezeichnen«, sagt Fleckenstein. Und Neukeferloh kann mit gutem Gewissen vom 30. April bis 3. Mai sein Gründungsjubiläum feiern.

Fleckenstein, passionierter Ahnenforscher, fand heraus, dass die Tochter von Josef Stadler, Barbara Stadler, Ferdinand Winkler heiratete und deren Sohn wiederum, Ferdinand Winkler jun., war Namensgeber für die ›Winkler-Gründe‹.

Der Zufall spielte Fleckenstein noch weitere wichtige Dokumente zu. »Ich wusste, dass 1912 noch weitere Parzellen hinter dem Stadler-Anwesen verkauft wurden, aber ich wusste nicht an wen – bis vor drei Wochen. Da rief mich eine Frau aus München an, die keine Nachkommen hat und gerade dabei ist, ihr Hab und Gut zu sortieren«, erzählt Fleckenstein. Es stellte sich heraus, dass sie die Original-Kaufurkunde besaß, nach der Otto Hannamann 1912 das 3.000 Quadratmeter große Grundstück am Luisenweg 4, heute Luisenweg 43, für 958 Mark und 57 Pfennig kaufte. Sein Schwager Gustav Briemle, Besitzer des Ruffinihauses in München, erstand das Grundstück am damaligen Luisenweg 8 und baute darauf ein wunderschönes Landhaus. »Die Dame hat mir sehr viele Fotos, Urkunden und andere Sachen von ihren Vorfahren hinterlassen, von denen einige in der Ausstellung zu sehen sein werden«, erklärt Fleckenstein.

Außerdem zeigt die Ausstellung, die am Samstag, 2. Mai, um 10.00 Uhr im Rathaus Neukeferloh an der Leonhard-Stadler-Straße (nach einem Sohn von Josef Stadler benannt) eröffnet wird, auf 14 Tafeln weitere Meilensteine der Neukeferloher Geschichte: Die Landbesiedlung während des Zweiten Weltkrieges, die Aufnahme von Flüchtlingen in Neu­keferloh, die Entstehung der »Neue Heimat«.

Auch der Schulausbau 1953 ist dokumentiert, den Bürger aus eigener Initiative, mit ei- gener Arbeitskraft und aus eigener Tasche finanziert auf die Beine stellten.

Geöffnet ist die Ausstellung bis Ende Mai immer sonntags von 14.00 bis 17.00 Uhr oder nach Vereinbarung mit Karin Dreher von der Gemeinde Grasbrunn, Tel. 4610 02-29.

Eröffnung Skulpturenweg

Neben der Vernissage der Ausstellung »100 Jahre Neukeferloh« erwartet die Gäste am Samstag, 2. Mai, noch ein weiterer Höhepunkt: Um 11.30 Uhr wird der Skulpturenweg auf der Pfarrwiese an der Saarlandstraße eröffnet und Projektkoordinator Michael Hagen verspricht eine kleine Überraschung: Ursprünglich sollte die Skulptur »Aufstrebend« von Tommi Gürke als erste aufgestellt werden, was allerdings aus zeitlichen Gründen nicht möglich sei. So wird nun das Werk von Rudolf Lorenz aus Neukeferloh enthüllt, der ein langlebiges und wetterfestes Kunstwerk aus Eisen geschaffen hat, versehen mit einer edelrostigen Patina. Mit dem Skulpurenweg ist in Neukeferloh erstmalig ein Projekt entstanden, Kunst im öffentlichen Raum für alle jederzeit erleb- und begehbar zu machen. Alle fünf eingereichten Projektbeschreibungen der Künstlerinnen und Künstler wurden mittlerweile vom Entscheidungsgremium »abgesegnet« und werden in der nächsten Zeit aufgestellt, betont Hagen.

35 Jahre Partnerschaft Le Rheu – Grasbrunn

Doch nicht nur »100 Jahre Neukeferloh« wird in diesem Jahr gefeiert, sondern auch »35 Jahre Partnerschaft Le Rheu – Grasbrunn«. Hierzu wird es ebenfalls eine Ausstellung geben, die zum Auftakt der Feierlichkeiten am Donnerstag, 30. April, um 18.00 Uhr im Bürgerhaus Neukeferloh eröffnet wird, verbunden mit einem Empfang der französischen Gäste. Um 20.00 treten die »Wellküren« im Festzelt auf der Rathauswiese auf, Einlass ist ab 18.30 Uhr, Karten können unter Tel. 46 10 02-92 reserviert werden.

Der offizielle Festakt zu dem Partnerschaftsjubiläum findet am Samstag, 2. Mai, ab 16.00 Uhr statt. Auf dem Programm steht ein Auftritt der Münchner Moriskentänzer. Die so genannte »Moriska« war ursprünglich ein maurischer Tanz mit vielen Capriolen und eigenartigen Luftsprüngen. Von Nordafrika verbreitete sich diese Tanzart im 15. Jahrhundert über Südwesteuropa auch nach Deutschland. Sie gehörte zu den beliebtesten Volksbelustigungen der damaligen Zeit. Der bekannte Bildhauer Erasmus Grasser (1450 – 1518) wurde im Jahre 1480 von der Stadt München beauftragt, für den Tanzsaal des Münchner Rathauses 16 holzgeschnitzte Moriskentänzer zu schaffen. Zehn noch erhaltene Figuren stehen noch heute aufgereiht auf einem Fries.

Die Moriskentänzer kommen im Andenken an den Neukeferloher Ivo Wagner, der viele Jahre Mitglied der Moriskentänzer war. Im Le Rheuer Rathaus befindet sich inzwischen auch eine Moriskenfigur. Bürgermeister Klaus Korneder hatte sie bei seinem ersten Besuch in Le Rheu seinem französischen Kollegen und dortigen Bürgermeister Jean-Luc Chenut im Namen der Gemeinde Grasbrunn geschenkt. Es war nicht irgendeine der zehn Figuren, sondern es war die Figur des »Franzosen«, auch »Burgunder« genannt.

Außerdem werden an dem Samstagnachmittag auch bretonische Musiker und Tänzer auftreten, ab 20.00 Uhr spielt dann die Showband »D’Sandler«.

Am Sonntag, 3. Mai, findet um 9.30 Uhr ein Festgottesdienst in der Kirche St. Christophorus statt, anschließend zieht ein Festzug mit Böllerschützen durch Neukeferloh, ab 12.00 kann man das Jubiläum im Festzelt ausklingen lassen, begleitet von der »Ammerthaler Blasmusik«.

Maibaumaufstellung

In die Feierlichkeiten fällt auch die Maibaumaufstellung am Freitag, 1. Mai. Um 8.00 Uhr wird er am Sportplatz Neukeferloh aufgelegt, um 9.00 Uhr soll er dann auf der Rathauswiese aufgestellt werden. Dann startet auch der Festzeltbetrieb. Ab 14.00 Uhr darf rund um den Maibaum getanzt werden, Festausklang ist am Abend mit der »Haubodn Blosn«

S. Föll

Artikel vom 22.04.2009
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