Elterninitiative »Tollhaus e.V.« verbessert sein Angebot

Ottobrunn · Konzept erweitert

Im Tollhaus e.V. geht es bunt und farbig zu, auch an der Garage neben dem Eingang zur Kinderkrippe: Zweiter Vorstand Clemens von Baum und Betreuerin Gerlinde Grimm kümmern sich in der Einrichtung um 27 Kleinkinder. Foto: nia

Im Tollhaus e.V. geht es bunt und farbig zu, auch an der Garage neben dem Eingang zur Kinderkrippe: Zweiter Vorstand Clemens von Baum und Betreuerin Gerlinde Grimm kümmern sich in der Einrichtung um 27 Kleinkinder. Foto: nia

Ottobrunn · Im Tollhaus ist es morgens um neun Uhr noch ganz ruhig. Die Kinder im Alter zwischen ein und drei Jahren sitzen gerade mit ihren Betreuerinnen im Morgenkreis. Dabei gibt es eigentlich einen Grund zu feiern: Die Elterninitiative entlastet die Gemeinde Ottobrunn mit der Krippe nicht nur von dem Druck, Krippenplätze bereitzustellen. Der Verein bildet außerdem Tagesmütter aus, so dass viele Eltern ihre Kinder zuhause betreuen lassen können – und hat dafür nun extra neue Räume angemietet.

Die Leiterin des Tagesmütter-Projekts, Katharina Adelberg, ist mit ihrem vierköpfigen Team in ein Büro Am Bogen 5 gezogen. Dort können seit kurzem Eltern, die eine Tagesmutter suchen oder solche die gerne als Tagesmütter arbeiten möchten, ihre Daten hinterlassen und erste Kontakte knüpfen. Zu erreichen ist das Büro immer dienstags und mittwochs von 18.00 bis 19.30 Uhr und freitags von 9.00 bis 13.00 Uhr sowie telefonisch unter 72 63 20 57. Die Elterninitiative Tollhaus e.V. betreut momentan 27 Kinder und entlastet damit die Gemeinde Ottobrunn von dem Druck, weitere Krippenplätze bereitzustellen. Doch nicht nur durch das Tollhaus hilft die Initiative der Gemeinde: Der Verein bildet außerdem Tagesmütter aus, so dass viele Eltern ihre Kinder zuhause betreuen lassen können. Im Tollhaus packen die Eltern mit an, wenn es etwas zu tun gibt. »Alle, die ihre Kinder hier haben, wünschen auch, Mitglied im Verein zu werden«, berichtet zweiter Vorstand Clemens von Baum, »und jeder übernimmt dann auch irgendwelche Aufgaben, vom Einkaufsdienst über den Gartendienst bis hin zu Hausmeistertätigkeiten.« 2002 hat sich der Verein gegründet, wegen des unzureichenden Angebots an Kinderbetreuungseinrichtungen in Ottobrunn. Bis 2006 dauerte es schließlich, bis die Initiative von der Gemeinde eigene Räume angeboten bekam, um die erste Gruppe aufzumachen. Das Tollhaus ist jetzt in der Gartenstraße untergebracht, dort, wo früher die Caritas zuhause war. Auch vor der Eröffnung waren die Eltern wieder groß im Einsatz. »Wir haben das Haus in Eigenregie renoviert, außer die sicherheitsrelevanten Umbauten, die hat die Gemeinde übernommen«, sagt von Baum. Die Gemeinde ist glücklich über das Angebot des Vereins – spart sie sich doch laut von Baum Verwaltungskosten und den Aufwand, eine zusätzliche, eigene Einrichtung zu führen.

Das Verhältnis zur Gemeindeverwaltung bezeichnet von Baum als exzellent. »Die Elterninitiative ist eine große Entlastung«, gibt Anita Hubbauer das Lob zurück. Sie ist in Ottobrunn für Kinderbetreuungseinrichtungen zuständig. Bisher gab es im Ort 47 Krippenplätze, mit einer neuen Einrichtung zusammen, die nächstes Schuljahr zur Verfügung stehen wird, wird die Gemeinde dann 95 Plätze anbieten. Im Tollhaus werden weitere 27 Kleinkinder versorgt. »Obwohl wir nur 20 Plätze haben«, erläutert von Baum, »aber wir haben flexible Buchungszeiten, so dass sich manche Kinder einen Platz teilen können.« Im Tollhaus ist es nämlich möglich, die Kinder nur an bestimmten Wochentagen zu bringen oder auch nur halbtags. Die Kinder sind aufgeteilt in vier Gruppen, die von vier Betreuerinnen geleitet werden. Der pädagogische Ansatz gilt für alle Kinder im Tollhaus gleichermaßen: Sie sollen zu Selbstständigkeit erzogen werden. »Die Eltern von Kindern, die in den Kindergarten gewechselt sind, haben uns einhelliges Feedback gegeben, dass ihre Kinder sich in der neuen Umgebung sehr gut zurechtgefunden haben, weil sie bei uns gut darauf vorbereitet wurden«, argumentiert von Baum. Auch die Verpflegung im Tollhaus ist vorbildlich. Mittags kommt eigens eine Köchin, um in der Küche des Hauses das Mittagessen frisch zuzubereiten. Wegen diesem Gesamtpakets hat das Tollhaus lange Wartelisten für Neuaufnahmen. Von Baum rät Eltern, sich davon nicht abschrecken zu lassen. »Dadurch, dass wir sehr flexible Betreuungszeiten bieten, wird oft einmal etwas frei und es rutscht noch einer rein.« Außerdem achten die Verantwortlichen des Vereins auf eine ausgewogene Mischung bei der Gruppenzusammensetzung, was das Alter und das Geschlecht der Kinder betrifft. Nicht wer sich am frühesten anmeldet, hat also die besten Chancen aufgenommen zu werden. Kinder, die eigentlich auf einem der hinteren Plätze der Warteliste stehen, haben die Möglichkeit im Bedarfsfall vorgezogen zu werden.

Wer doch kein Glück hat, kann immer noch das Angebot an Tagesmüttern nutzen, die der Verein vermittelt und ausbildet. »Wir haben früh gemerkt, dass es Ausbildungsbedarf für Betreuerinnen gibt«, erinnert sich von Baum. Also hat der Verein sich darum gekümmert, Seminare und Fortbildungen zu organisieren, die den gesetzlichen Bestimmungen entsprechen. Nun kann sich bei Tollhaus informieren, wer eine Tagesmutter sucht. Der Verein verlangt nur eine Vermittlungsgebühr. Wer sich gerne zur Tagesmutter ausbilden lassen will, kann dies ebenfalls über den Verein machen und sich hinterher in die Kartei aufnehmen lassen. »Das Projekt läuft sehr gut, deshalb haben wir es inzwischen auch schon auf die Nachbargemeinden wie zum Beispiel Neubiberg ausgeweitet«, berichtet von Baum. Bei allem Erfolg mit den Tagesmüttern würde sich der Zweite Vorstand wünschen, dass auch Betreuerinnen für die Krippengruppen in der Gartenstraße leichter zu engagieren seien. »In München gibt es derzeit so einen Bedarf an Betreuerinnen, dass es fast keine Leute mehr auf dem Markt gibt. Wir bekommen immer weniger Resonanz auf unsere Stellenanzeigen, auch, weil München die Preise nach oben treibt.« Das aber ist eher ein Problem der Zukunft. Momentan läuft alles rund im Tollhaus.

nia

Artikel vom 22.04.2009
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