Stadtteilsanierung Haidhausen – BA und Stadt uneins über Auswirkungen

Haidhausen · Sanieren mit rosa Brille

Haidhausen · Die Stadtteilsanierung in Haidhausen ist abgeschlossen – jetzt wird Bilanz gezogen. Eine Bilanz, die zwar auf den ersten Blick rosig erscheint, bei genauer Betrachtung jedoch durchaus ihre Schattenseiten aufweist. Zumindest sieht das der Bezirksausschuss Au-Haidhausen so. In einer Untersuchung des Planungsreferats wurde festgestellt, dass »eine Verdrängung wirtschaftlich benachteiligter Bevölkerungsgruppen durch die mit der Sanierung erfolgten Aufwertung nicht eingetreten ist«.

»Wenn ich das höre, stellen sich mir alle Haare auf«, empört sich die BA 5-Vorsitzende Adelheid Dietz-Will (SPD). Wie die Behörde zu dieser Einschätzung kommt, ist für Dietz-Will klar. In der Analyse seien nur die Häuserblocks untersucht worden, die von der Münchner Gesellschaft für Stadterneuerung (MGS) saniert wurden. »Dass in diesen Häusern keine Verdrängung stattgefunden hat, ist klar. Schließlich muss sich die MGS an strikte Sozialpläne zum Schutz der Mieter halten«, weiß Dietz-Will.

In den privat sanierten Häusern sehe die Lage jedoch gänzlich anders aus. 1979 seien beispielsweise 82 Prozent der Häuser in privater Trägerschaft, also ohne öffentliche Mittel und ohne Sozialplanverfahren durchgeführt worden. »Auch eine Änderung des Finanzierungsmodells führte zu keiner grundlegenden Verbesserung der Situation«, berichtet Dietz-Will. Und so sei es eben sehr wohl zu »dramatischen Veränderungen in der Bevölkerungsstruktur im 5. Stadtbezirk« gekommen. Die aktuellen Strukturdaten unterstreichen diese Aussage. Immerhin leben in 88,7 Prozent der Haushalte in Haidhausen keine Kinder. In 7,3 Prozent lebt ein Kind, in 3,4 Prozent zwei Kinder, drei, vier oder gar mehr Kinder gibt es in weniger als einem Prozent der Haushalte. »Das sind für uns klare Indizien dafür, dass die Mieten in Haidhausen für Familien zu teuer geworden sind und immer mehr ins Umland abwandern«, sagt Dietz-Will.

Bestätigen kann dies die Analyse des Planungsreferats nicht. Zentraler Indikator der Analyse war die Armutsdichte, die den Anteil relativ armer Menschen pro 1.000 Einwohnern ausdrückt. Anhand dieser Kennzahl kommt die Untersuchung zu dem Schluss, dass die immer noch hohe Armutsdichte, die sich auch in der unterdurchschnittlichen Kaufkraft ausdrückt, zeigt, dass keine Verdrängung stattgefunden hat.

Genau dieses Vorgehen missfällt dem BA: »Man kann anhand der Armutsdichte und der Kaufkraft nicht auf die tatsächlichen Gegebenheiten im Viertel schließen«, meint Dietz-Will. Außerdem ergebe sich erneut durch den Untersuchungsbereich eine enorme Verzerrung der Realität. Dass in Bereichen, die von der MGS saniert wurden, noch die gleiche Armutsdichte und reduzierte Kaufkraft vorherrsche, sei klar. Schließlich sei das auch das Ziel der Maßnahme gewesen. »Wäre ja schlimm, wenn sogar hier Verdrängungseffekte entstanden wären«, meint Dietz-Will.

Für den BA 5 folgt aus der Untersuchung daher auch keine Konsequenz für die Beendigung des Sanierungsprozesses. Vielmehr spricht sich der BA 5 für eine Fortschreibung der Erhaltungssatzung über das Jahr 2011 aus.

Um seine Erfahrungen aus »jahrzehntelanger Stadtteil­arbeit« auch »schwarz auf weiß« vorliegen zu haben, fordert der BA nun eine »wissenschaftlich fundierte, auf soziale Milieus orientierte Untersuchung«. Dietz-Will: »Denn die aktuelle Untersuchung beleuchtet nur einen kleinen Teil der insgesamt 929 Haidhauser Mieter, die seit 1979 immer wieder um ihren Wohnraum bangen.« Andrea Koller

Artikel vom 21.04.2009
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