Gedreht im Kleinen Theater

Haar · Das Deutsche Grundgesetz im Film

Dreharbeiten im Kleinen Theater zu dem Film »Das Deutsche Grundgesetz«

Dreharbeiten im Kleinen Theater zu dem Film »Das Deutsche Grundgesetz«

Haar · »Das Wort hat der Herr Justizminister Dr. Beyerle«, tönt es durch den Saal des Kleinen Theaters. Der Angesprochene erhebt sich und erklärt seine Sicht der Rechtslage Deutschlands. Aufmerksam hören ihm die Herren der großen Gesprächsrunde zu.

Es ist das Jahr 1948, Deutschland liegt immer noch in Schutt und Asche, die elf Ministerpräsidenten der Bundesländer sind aufgefordert, für die vereinigte Trizone eine Verfassung zu schaffen.

Konzentriertes Arbeiten in der Geschichte

Das ist die Geschichte, die dem Film »Das Deutsche Grundgesetz«, der im Mai ausgestrahlt wird, zugrunde liegt. Die Realität der Dreharbeiten ist ein Spät-Wintertag 2009, Darsteller beschreiben unter der Regie von Bernd Fischerauer (Foto) im Auftrag der Tellux Film GmbH München für BR-alpha das Geschehen vor über 60 Jahren. Dafür ist das Kleine Theater in Haar zum Drehort umfunktioniert worden.

Überall stehen Scheinwerfer, Requisiten warten auf ihren Einsatz, Komparsen positionieren sich, Maskenbildner korrigieren in den kurzen Drehpausen nicht korrekt sitzende Kleidung, der Kameramann bekommt neue Anweisungen vom Regisseur, die gesamte Crew ist aufmerksam und konzentriert.

»Achtung bitte. Wir drehen!«, schallt es in das Geschehen. Der Kameramann wird auf seinem Wagen sitzend in die Szene hineingeschoben, der erste Versuch ist gedreht. Ein zweiter folgt und Regisseur Fischerauer meint schließlich: »Besser kann das nicht werden«, und gibt die Anweisung: »Danke, checken!« Für die nächste Szene wird zunächst abgesprochen, wer von den Eintretenden die Türe zumacht, wohin die Zuhörer die Köpfe wenden und weitere Details, bevor die erste Probeaufnahme stattfinden kann.

»51, eins, die Erste«, und die Klappe schnappt zu. Mitten im Satz wird der Protagonist unterbrochen und gleich heißt es: »51, eins, die Zweite.« Dann: Mittagspause. Die Darsteller und Mitarbeiter am Set treffen sich bei Gemüselasagne, Pasta und Salatbuffet, die Kostüme werden mit großen weißen Lätzchen vor Spritzern geschützt. Ein gut gelauntes Plaudern hört man in den Nebenräumen des Kleinen Theaters, das für fünf Tage zum Drehort für die Erzählung eines grundlegenden Ereignisses deutscher Friedensgeschichte umfunktioniert worden ist.

Herausforderung für Gestalter und Zuschauer Bernd Fischerauer ist nicht nur Regisseur, er hat zusammen mit dem Autor Klaus Gietinger am Drehbuch mitgewirkt. »Das ist irrsinnig spannend, ein Dokumentar-Spiel zu machen«, gibt er in einem persönlichen Gespräch zu. »Es haben ein paar Menschen zusammengefunden, die wieder Spaß an Genauerem haben und nicht nur Zeitzeugen befragen. »Die Figuren würden nur an den historisch belegten Aussagen wiederbelebt, so Fischerauer, was eine große Herausforderung beim Schreiben und Drehen war.

Für Fischerauer ist auch die Auswahl der Darsteller sehr gut gelungen: »Das ist eine Ansammlung wunderbarer Schauspieler. Sie schauen zum Teil den Originalen ein wenig ähnlich.« Selbstverständlich ist der Film bis ins kleinste Detail professionell durchdacht. So findet der Autor eine Sprache in den 1.400 Seiten der geschichtlichen Dokumente vor, die nachempfunden werden muss. Die Handlung ist fest vorgegeben, die Drehbuch-Handlung wird in diesen Rahmen eingepasst.

Die Orte der Zusammentreffen und Sitzungen werden atmosphärisch nachempfunden und mit Requisiten nachgebaut. Nur das Wetter konnte nicht bestellt werden. So waren die Außenaufnahmen im September auf Herrenchiemsee von Regengüssen unterbrochen, eigentlich sollte das Sonnenlicht eines Spätsommertages die Szenen beleuchten.

In diesem Jahr jährt sich die Schaffung des Deutschen Grundgesetzes zum 60. Mal. »Der Durchschnittsbürger«, so Fischerauer, »weiß, wie es im Dritten Reich gewesen ist. Aber die wenigsten wissen, wie Hitler begonnen hat und was nach dem Krieg kam.« Informativ und gleichzeitig spannend, realistisch und gleichzeitig erzählend – damit wird dieser Film die Zuschauer ansprechen und für die Deutsche Geschichte interessieren. Und Fischerauer geht davon aus, dass dieser Film nach der Erstausstrahlung am 9. Mai in der ARD dann immer wieder als Schulfilm eingesetzt wird.

Artikel vom 15.04.2009
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