Gegner des Autobahnprojekts formieren sich

Giesing/Harlaching · Südring – Nein Danke

(V.  l.): Karl Hofmann (Vereinigte Bürgerinitiativen), Inge ­Hügenell (Vors. Perlacher Forst Verein), Adelheid Rupp (MdL, SPD), Antje Wagner (Gemeinderat Grünwald, Aktionsbündnis).  Foto: HH

(V. l.): Karl Hofmann (Vereinigte Bürgerinitiativen), Inge ­Hügenell (Vors. Perlacher Forst Verein), Adelheid Rupp (MdL, SPD), Antje Wagner (Gemeinderat Grünwald, Aktionsbündnis). Foto: HH

Giesing/Harlaching · Bei seiner ersten Mitgliederversammlung in diesem Jahr hat der Verein zur Erhaltung und Pflege des Perlacher/Grünwalder Forstes eine Resolution gegen den Bau des Autobahn-Südringes verabschiedet. Damit vollzog der Traditionsverein einen deutlichen Schulterschluss mit den Gemeinden im Münchner Süden.

Stärken und Schwächen des geplanten Autobahn-Ringschlusses

Wie von uns berichtet hatte sich erst vor Wochenfrist im nahen Grünwald ein »Aktionsbündnis Grünwald« gegen die umstrittene Autobahnplanung konstituiert und in die Phalanx der Vereinigten Bürgerinitiativen eingereiht. Auch beim Verein zum Erhalt des Perlacher/ Grünwalder Forstes will man laut der Vorsitzenden Inge Hügenell »vehement gegen die Zerstörung unserer Waldgebiete und der schützenswerten Flora und Fauna durch ein unsinniges Autobahnprojekt« vorgehen.

Genau in diese Kerbe schlägt die Resolution, die die rund 100 anwesenden Mitglieder bei nur wenigen Enthaltungen nahezu einstimmig verabschiedeten. Darin lehnt der Verein den Bau einer Autobahnspange durch die südlichen Forstgebiete rigoros ab – unabhängig vom weiteren Planungsverlauf und ebenso unabhängig von einer oberirdischen Trassenführung oder kompletten Tunnellösung. »Die Landschaftsschutzgebiete mit den als Bannwald ausgewiesenen Wäldern müssen den Bürgern der angrenzenden Städte und Gemeinden uneingeschränkt als Erholungsflächen zur Verfügung stehen«, heißt es in der Resolution.

Auch mit Kritik wird beim Erhaltungs-Verein nicht gespart. »Unrühmlich« sei das Verhalten »einer unserer Nachbargemeinden« mit deutlichem Fokus auf Taufkirchen. Dessen Bürgermeister Jörg Pötke hatte den Südring in einer Gemeinderatssitzung als »Chance« bezeichnet, die direkt an der Autobahn A995 lebenden Menschen in Taufkirchen am Wald vom Lärm zu entlasten. Dies sehen Vereinigte Bürgerinitiativen, das Aktionsbündnis Grünwald und der Erhaltungs-Verein im engen Schulterschluss völlig anders: »den größtmöglichen Schaden« verursachen würde eine Trasse südlich um Grünwald und durch die Forstgebiete, so die Unterzeichner der Resolution.

In der Feb­ruarsitzung des Taufkirchner Gemeinderates hatte Bürgermeister Jörg Pötke den Südring als Chance bezeichnet, mit der die Bürger in Taufkirchen Am Wald, das direkt an der A995 liegt, vom Lärm entlastet werden könnten. Trotzdem ist ­Rathauschef kein Freund des Projektes, wie er unserer Zeitung berichtete. Wer aber im Vorfeld schon alle Türen zu mache, würde am Ende, wenn der Südring dann doch käme, kein Mitspracherecht eingeräumt bekommen, so der Taufkirchner Rathauschef.

Jörg Pötke erklärte: »Taufkirchen braucht den Autobahn-Südring nicht. Aber genauso wie blinder Eifer schadet, können auch voreilige Blockaden von Nachteil sein. Ich habe die Diskussion im Gemeinderat angeregt, weil ich meine, dass gerade Taufkirchen nicht schweigen darf. Schließlich sind wir die einzige Gemeinde im ganzen Landkreis, die seit Jahrzehnten unter einer Autobahn mitten durch den einwohnerstärksten Ortsteil leiden muss. Natürlich verstehe ich die Kommunen des südlichen Landkreises, die ihre Idylle nicht von einer Autobahn durchschnitten haben wollen. Ich bitte jedoch um Verständnis auch für unsere Bürgerinnen und Bürger, denen sich mit der neuen Anschlussstelle K 12 für Taufkirchen Am Wald eine Chance eröffnen könnte, endlich und dauerhaft von Feinstaub, Lärm und Abgasen befreit zu werden.

Wenn die Giesinger Autobahn A995 im durchgekreuzten Bereich ersatzlos entfernt würde, bekäme unser Ortsteil Am Wald eine völlig neue Lebensqualität.« Ohne alle Fakten und Daten zu kennen, empfehle er seinem Gemeinderat keine endgültige Stellungnahme, meinte Jörg Pötke. In der Aprilsitzung wird auf Antrag der CSU-Fraktion im Gemeinderat über das Thema ausführlich diskutiert.Kämpferisch gab sich in der Versammlung des Vereins bei einem engagierten Sachvortrag besonders auch Karl Hofmann von der Vereinigten Bürgerinitiative.

»Wir haben zwar mit dem früheren Ministerpräsidenten Günter Beckstein einen ausgesprochenen Südring-Befürworter überstanden – die rund 500.000 bis 600.000 Euro teure Machbarkeitsstudie allerdings noch längst nicht«, so Hofmann mit Blick auf die Prüfung der derzeit 18 unterschiedlichen Streckenvarianten für die vonseiten des Freistaates angestrebte Streckenverbindung zwischen A99 im Münchner Westen und A8 im Süden. »Ein Werk von Technokraten mit Unterstützung durch die Politik« nannte Hofmann die Südring-Bestrebungen weiter. Zwar seien sich die Gemeinden im Süden weitgehend einig in der Ablehnung – aber mit Taufkirchens Bürgermeister Jörg Pötke (ILT) schieße sich ein »naiver Neuling im Amt selbst ins Knie«. Hofmann kritisierte wortreich den »Fehlglauben Pötkes«, er könne mit Freistaat und Autobahndirektion verhandeln. »Hoffentlich ist dieser Mann noch lernfähig«, so der Anti-Südring-Funktionär vehement.

Einmal mehr angriffslustig präsentierte sich auch die streitbare und zuletzt auch innerparteilich umstrittene SPD-Landtagsabgeordnete Adelheid Rupp. Kritik äußerte sie zunächst am neuen Bayerischen Ministerpräsidenten Horst Seehofer (CSU), der sich bisher »weder im Landtag noch anderswo zum Südring und zu seiner eigenen Haltung geäußert« habe. Aber auch die eigenen Reihen nahm Rupp von einer Rüge nicht aus. »Wir haben auch ein Problem innerhalb der SPD!«

Die Sozialdemokratin nannte auch Landtagsvizepräsident und Genosse Peter-Paul Gantzer einen »Südring-Befürworter«. Anstelle des weiteren ungehemmten Ausbaus des Individual- und LKW-Verkehrs müssten »endlich vermehrt die Alternativen im Öffentlichen Personennahverkehr und im Schienentransport ausgebaut werden«.

Mit Blick auf die Kosten einer Südring-Projektierung äußerte Adelheid Rupp immerhin »die Hoffnung, wie beim Transrapid könnte auch der milliardenteure Südringausbau die Finanzpolitiker in Bund und Freistaat erschrecken und letztlich von der Planung abrücken lassen«. Konkret auf die Gemeinden im Landkreis und auf das südliche München bezogen äußerte Grünwalds Grünen-Gemeinderätin und örtliche Mitbegründerin des Aktionsbündnisses, Antje Wagner, die Einschätzung, »alle Süd-Kommunen« sollten ein gemeinsames Aktionsbündnis eingehen!

HH

Artikel vom 08.04.2009
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