Verteidiger Beslagic fällt weiter aus – und will noch drei Jahre weitermachen

Kapitän Raubal: »Elvis leidet brutal«

Elvis Beslagic (hier im Spiel gegen die Tölzer Löwen am 23. Dezember 2008) kann wegen einer Verletzungnicht ins Geschehen eingreifen.	Foto: Heike Feiner

Elvis Beslagic (hier im Spiel gegen die Tölzer Löwen am 23. Dezember 2008) kann wegen einer Verletzungnicht ins Geschehen eingreifen. Foto: Heike Feiner

München · Während Pat Cortina seine Mannen über das Eis der Olympia-Eishalle scheucht, beobachtet Elvis Beslagic das Treiben von außen. Er steht hinter der Plexiglasscheibe, dort, wo eigentlich die Spieler Platz nehmen, die auf die Strafbank müssen. Dabei wirkt er wie einer, der gerne mitmachen würde, aber nicht mitmachen darf. Doch in seinem Fall geht es nicht um dürfen, sondern eher um können. Denn seit dem Auswärtsspiel in Bietigheim Anfang Februar fällt Beslagic mit einem Splitterbruch im linken Unterarm aus.

Von Jan Lüdeke

Als das Training beendet ist, kommt Kapitän Andreas Raubal vom Eis. Er fragt Bes­lagic: »Na Elvis, wie geht’s?« Als Nächster kommt Dylan Gyori. Er fragt Beslagic: »Hey Elvis, how is it going?« Beslagic hat immer die selbe Antwort auf Lager: »Es wird von Tag zu Tag besser.« Er versucht dabei zu lachen, doch der Verteidiger kann seine eigentlichen Gefühle nicht verbergen. »Man bereitet sich die ganze Saison darauf vor, in den Playoffs sein bes­tes Eishockey zu spielen. Und dann ist man raus, wenn es soweit ist«, sagt Beslagic verzweifelt. »Elvis leidet brutal«, weiß Kapitän Raubal, »und ich leide mit.«

Bis zu seiner Verletzung war der gebürtige Slowene Bes-lagic in 41 Spielen am Puck, erzielte dabei drei Tore, trug sich zudem sechs Mal als Vorbereiter in die Scorerliste ein. Nun kann der 35-Jährige seinen Kollegen nur noch mit »guten Worten« zur Seite stehen. Doch zum Glück »braucht man den Jungs nicht zu helfen«, so gut sei in dieser Saison der Zusammenhalt im Team, betont Beslagic.

Da Manager Christian Winkler alle Vertragsgespräche für die Zeit der Playoffs ausgesetzt hat, könnte man meinen, es sei für Beslagic ein Nachteil, sich in der entscheidenden Phase der Saison nicht mehr präsentieren zu können. Doch Beslagic geht fest davon aus, dass sein Kontrakt über das Saisonende hinaus verlängert wird. »Letztendlich bin ich jetzt in einem Alter, in dem ich mich nicht mehr beweisen muss. Alle wissen, was ich kann und was sie von mir erwarten können.« Immerhin ist dem Routinier das Selbstbewusstsein nicht abhanden gekommen.

Ein Verbleib in München könnte mittlerweile auch verbunden sein mit der Erfüllung eines der größten Träume des Elvis Beslagic. Noch kann der Verteidiger keinen Einsatz in der DEL vorweisen. Dabei würde sich der 35-Jährige »noch locker ein, zwei oder sogar drei Jahre in der DEL« zutrauen. Das EHC-Team benötige in der aktuellen Zusammensetzung auch keine Verstärkungen, um ganz oben mithalten zu können, meint Beslagic. In den Pokalspielen vor der Saison – 2:5 gegen Straubing, 0:3 gegen Ingolstadt – »haben wir gesehen, dass wir nicht schlechter sind. Wir sind definitiv stark genug. Aber jeder Spieler müsste in jedem Spiel am obersten Limit spielen.«

Träume von der DEL müssen momentan jedoch zurückgestellt werden, findet nicht nur Beslagic: »Die Jungs konzentrieren sich jetzt auf das erste Halbfinale gegen Ravensburg, dann auf das zweite und so weiter. Sollten wir dann das Finale erreichen und da erfolgreich sein, dann könnten wir auch mal großkotzig über die DEL reden.« Auch Kapitän Andi Raubal will über die höchste deutsche Spielklasse nicht viele Worte verlieren, gibt aber zu: »Es wäre schon ein Traum, mit Elvis und den anderen Jungs da oben zu spielen. Ich weiß schließlich, wie geil das ist.«

Ob Elvis Beslagic am Ziel, den Titel der zweiten Bundesliga zu holen, nochmal mitwirken kann, weiß er selber noch nicht. »Ich arbeite am Comeback. Aber der Knochen war so zertrümmert, dass man abwarten muss.« Sollte der Unterarm wieder halten, könnte Beslagic sicherlich auch damit leben, wieder hinter dem Plexiglas zu sitzen. Dann aber als Spieler, der auf der Strafbank Platz nehmen muss, und nach zwei Minuten wieder ins Geschehen eingreifen darf – und eingreifen kann.

Artikel vom 31.03.2009
Auf Facebook teilen / empfehlen Whatsapp

Weiterlesen





Wochenanzeiger München
 
Kleinanzeigen München
 
Zeitungen online lesen
z. B. Samstagsblatt, Münchener Nord-Rundschau, Schwabinger-Seiten, Südost-Kurier, Moosacher Anzeiger, TSV 1860, ...