Machbarkeitsstudie für Geothermie-Projekt positiv

Grasbrunn/Vaterstetten · Optimale Bedingung

In Poing entsteht bereits eine Geothermie-Anlage, nun soll es vielleicht auch bald eine für Vaterstetten und Grasbrunn geben. Foto: Tränkel

In Poing entsteht bereits eine Geothermie-Anlage, nun soll es vielleicht auch bald eine für Vaterstetten und Grasbrunn geben. Foto: Tränkel

Grasbrunn/Vaterstetten · Nahezu ideale Bedingungen für eine geothermische Erschließung« attestierte der Geologe Achim Schubert vom Planbüro Erdwerk der Region um Grasbrunn und Vaterstetten bei der Vorstellung der Machbarkeitsstudie letzte Woche im Lichthof des Vaterstettener Rathauses. 50 Gemeinderäte aus Vaterstetten und Grasbrunn und ebenso viele Zuhörer hatte die Ankündigung der Vorstellung des Geothermie-Projektes angelockt.

Neben Grasbrunns Bürgermeister Klaus Korneder war auch Bürgermeister Helmut Dworzak aus Haar als Zuhörer gekommen. Aus gutem Grund, denn wie Vaterstettens Bürgermeister Robert Niedergesäß andeutete, wird man vielleicht einen weiteren Partner ins Boot holen wollen. Das Investitionsvolumen wird auf 120 Millionen Euro geschätzt, das von den Beteiligten geschultert werden muss. Immerhin wurde die Machbarkeitsstudie vom Bayerischen Staatsministerium für Wirtschaft, Infrastruktur, Verkehr und Technologie mit 50.000 Euro unterstützt. Der Münchner Osten gilt als besonders privilegiert bezüglich Geothermie. »Es gibt kaum einen Standort in Deutschland, wo so hohe Temperaturen des Thermalwassers in so in geringer Tiefe liegen«, erklärte Schubert. Der »Claim«, das Erlaubnisfeld, das sich Vaterstetten und Grasbrunn »zur rechten Zeit« vom Wirtschaftsministerium gesichert haben, sei ein besonders aussichtsreiches Geothermiefeld. Insgesamt zwei Dutzend mögliche Plätze zur Bohrung haben die Fachleute ermittelt, wobei der aussichtsreichste im Süden von Vaterstetten in etwa 3.400 Metern Tiefe ­liege. Erwartungsgemäß wird das Wasser an der günstigsten Stelle etwa 100 Grad heiß sein und damit die beste Voraussetzung für die Nutzung stellen. Die Fördermenge könnte zwischen 45 und 75 Litern pro Sekunde liegen, erklärte Schubert. Diese recht große Bandbreite einzugrenzen sei nicht möglich, beantwortete er eine entsprechende Frage von SPD-Gemeinderat Sepp Mittermaier aus Vaterstetten. Im Tiefen-Grundwasserleiter habe man mehrere Störungen, also Versätze der Gesteinsschichten entdeckt, verschiedene Bohrungen anzubringen sei »wie wenn man mit einer Nadel rumstochere«. Daher habe man sich anhand der Daten auf eine Sammelbohrung im Süden von Vaterstetten geeinigt. »Der Wärmebedarf beider Gemeinden, Vaterstetten und Grasbrunn, der bei zirka 190.000 Megastundenwatt im Jahr liegt, kann bei Vollausbau des Netzes etwa zur Hälfte durch die Geothermie abgedeckt werden«, erklärte Stefan Schubert vom Ingenieurbüro KESS.

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Dieser Berechnung liege eine mittlere Thermalwasser-Förderrate von 58 Liter pro Sekunde und eine Temperatur von 100 Grad Celsius zugrunde Angesichts dieser Zahlen fragte Jo Neunert, SPD-Gemeinderat aus Vaterstetten, wie das Verhältnis von Prognose und Ergebnis in anderen Gebieten sei. Schubert erklärte, dass bei sämtlichen Projekten, etwa Aschheim und Unterföhring, eine höhere Gradzahl erreicht wurde als man den Gemeinden prognostiziert hatte. So war das Thermalwasser in Riem etwa statt der vorausgesagten 85 Grad tatsächlich 94 Grad heiß. Schubert musste allerdings einräumen, dass es eine Kälteanomalie gebe. »Je weiter man in Richtung Osten von München aus gesehen geht, desto größer ist der Temperaturabfall«, beantwortete er die Frage von CSU-Gemeinderat Rainer Nitsche, der darauf hingewiesen hatte, dass es im fünf Kilometer entfernten Zorneding eine Prognose von 70 Grad gegeben habe. Bedenken, man könne durch die Bohrungen und die Häufigkeit der Projekte in den Gebieten Erdbeben auslösen, wurden vom Fachmann jedoch zerschlagen. »Wir entnehmen dem Untergrund kein Volumen. Woher soll die extreme Spannung kommen?« Bei der Gewinnung von Geothermie wird an einer Stelle das heiße Wasser nach oben gepumpt, die Wärme entzogen und in Strom umgewandelt, eine Reinjektionsbohrung führt das abgekühlte Wasser wieder der Erde zu. Dabei dürfen beide Stellen nicht zu nahe beieinander liegen. Am Donnerstag, 23. April, wird es um 19.00 Uhr im Bürgerhaus Neukeferloh eine Informationsveranstaltung für alle interessierten Bürger geben, die dann ihre Fragen stellen können.

P. Tränkel

Artikel vom 25.03.2009
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