Schwabinger Musikkabarettist Jörg Maurer gibt Leitung des »Unterton« ab

Schwabing · Krimi- statt Kellerkarriere

Der Agatha-Christie-Preis (l.) des Krimifestivals München für eine Kurzgeschichte von Jörg Maurer (M.) gab den Anstoß für dessen ersten Roman (r.).	Foto: ms

Der Agatha-Christie-Preis (l.) des Krimifestivals München für eine Kurzgeschichte von Jörg Maurer (M.) gab den Anstoß für dessen ersten Roman (r.). Foto: ms

Schwabing · Das kommt vom Föhn, heißt es, wenn bei so manchem der Schädel dröhnt oder die Nerven blank liegen. Der warme Fallwind an den Alpen sorgt für besonders blauen Himmel, für Berge zum Greifen nah und für so manch kleinere oder größere Entgleisung. Und manchmal passiert halt auch ein Mord. Oder war der Sturz eines Mannes von der Decke bei einem Konzert in einem alpenländischen Kurort ein Unfall?

Der Schwabinger Musikkabarettist Jörg Maurer schickt in seinem ersten Roman »Föhnlage« (Fischer Taschenbuch Verlag) Kommissar Hubertus Jennerwein auf Ermittlungstour. »Ich kenn das Leiden am Föhn Gott sei Dank nur vom Hörensagen«, erzählt Jörg Maurer, »sonst könnte ich nicht darüber schreiben.« Das tut der Schwabinger Musikkabarettist in seinem Alpenkrimi auf besonders launige Art und Weise. Motto: Sterben, wo andere Urlaub machen. Kostproben aus seinem gerade erschienenen Romandebüt gibt Maurer diesen Freitag, 27. März, und Samstag, 28. März, jeweils 20.30 Uhr, in seinem Krimi-Programm »Mörderische Anschläge«. Zugleich ist Maurer am Wochenende das letzte Mal in seiner Funktion als Theaterdirektor seines »Untertons« in der Kurfürstenstraße 8 auf der Bühne zu erleben.

Sein 336 Seiten starker Buch­erstling ist unter anderem auch der Grund dafür, dass Maurer die Leitung von laut Maurer »Schwabings letzter Kellerbühne« im April an Heiko Dietz vom »Theater ...und so fort« abgibt. »Ein wenig wird sich ändern«, erzählt Maurer, »aber das wird alles nicht so dramatisch. Ich gebe die Bürokratie ab, der Name wird anders und und es wird wohl mehr Thea­ter geben.« Nach kleinen Umbauten werde im Mai neu eröffnet und im Juni tritt Maurer auch wieder in der Kurfürstenstraße auf (Termine unter www.joergmau rer.de). Die seit Jahren beliebten »Unterton«-Gruppen sind weiterhin im ehemaligen Luftschutzkeller zu erleben, etwa die Zauberer »Magic Muppets«, die hier vor 15 Jahren angefangen haben. Wehmut sei beim Wechsel nicht dabei, trotz 15 Jahren Schwabinger Kellerkultur, versichert Maurer, der 1994 das damalige »Unterton« übernommen und da­raus »Jörg Maurers Unterton« gemacht hat.

Ob Weißwurst, Krimi oder Mozart: Seitdem begibt sich Maurer in seiner speziellen Form des Musikkabaretts per Flügel auf literarisch-musikalische Abwege, parodiert, plündert und verwandelt Hochkultur und spielt mit Klischees. Für seinen Roman hätten ihn weniger die vielen Schwabinger Mythen gereizt, obwohl er liebt, wie es hier wimmelt und wie man hier auf Schritt und Tritt literarische Spuren findet, sondern die im Alpenvorland: »Da kenn ich mich aus«, sagt Maurer, der selbst in Garmisch aufgewachsen ist. Der Ort an der Zugspitze ist auch als Schauplatz von »Föhnlage« zu erkennen, wird aber laut Maurer absichtlich nicht genannt. »Die Künstlichkeit der Fremdenverkehrsorte hat mich gereizt«. Sein Krimi sei aber keine Abrechnung, auch wenn liebevoll-satirische Beobachtungen den Leser Seite für Seite zum Schmunzeln bringen, ob es um Ärzte geht oder Trachtler.

Dabei verliert der ehemalige Deutsch- und Englischlehrer, der fünf Jahre am Wilhelmsgymnasium im Lehel unterrichtet hat, nie die Krimihandlung aus den Augen. »Ich nehme das Genre wirklich ernst, es gibt schon eine echte Bedrohung. Aber der Leser wird sich wohl nicht vor Schauder im Sessel verkrallen.« Michaela Schmid

Artikel vom 24.03.2009
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