Der EHC im Offensivrausch – Mike Kompon bereitet die Hälfte der 16 Treffer vor

Mit Power-Eishockey Richtung Landshut?

In den Playoffs hat Keeper Sebastian Elwing wieder zu seiner alten Sicherheit zurückgefunden.   Foto: Heike Feiner

In den Playoffs hat Keeper Sebastian Elwing wieder zu seiner alten Sicherheit zurückgefunden. Foto: Heike Feiner

Joey Vollmer hätte allen Grund, schlecht gelaunt zu sein. Schließlich liegt hinter dem EHC-Torhüter eine Seuchenzeit. Erst zerrte sich Vollmer die Adduktoren, dann legte ihn ein Virus flach. Zum Auftakt der Playoffs musste der Goalie erneut passen. Im Training hatte er einen Schuss auf seine Maske bekommen. Der Puck hatte dabei das Schutzgitter verbogen und Vollmer an der Augenbraue erwischt. Die Folge: eine klaffende Wunde, die genäht werden musste. Im dritten Playoff-Spiel gegen Bremerhaven am Sonntag saß der Keeper immerhin wieder auf der Bank – und er ist trotz der Leidenszeit bestens gelaunt: »Das A und O ist, dass wir gewinnen. Also bin ich sowas von zufrieden.«

Von Jan Lüdeke

Der EHC bietet momentan auch keinen Anlass, nicht rundum zufrieden zu sein. 16 Tore erzielte das Team von Trainer Pat Cortina in den ers­ten drei Aufeinandertreffen mit den Fischtown Pinguins aus Bremerhaven (5:2, 7:4 und 4:0). Kein Wunder, denn momentan sind alle Stürmer fit. Cortina hat den Luxus, vier volle Angriffsreihen aufbieten zu können und sogar noch einen 13. Extra-Angreifer in der Hinterhand zu haben – der EHC, er steht mehr denn je zuvor für absolutes Power-Eishockey.

Allen voran die Reihe mit Martin Schymainski, Mike Kompon und Brandon Dietrich. Zehn der 16 Treffer gehen direkt oder indirekt auf das Konto der Topsturmreihe, die sich bereits in den letzten Spielen der regulären Saison in bester Verfassung präsentiert hatte. Weiterhin herausragend: Mike Kompon. Dem kanadischen Ausnahmestürmer gelangen in den ersten drei Playoff-Partien drei Tore und sagenhafte acht Vorlagen. Martin Schymainski mit vier Toren und einer Vorlage sowie Brandon Dietrich mit zwei Treffern und vier Assists runden die überragend Bilanz der Reihe ab.

»Die Drei haben sich gefunden, die passen einfach zusammen wie die Faust aufs Auge«, sagt Joey Vollmer, der überzeugt ist: »Sie stellen eine der besten Reihen der ganzen Liga. Und davon profitieren wir als Mannschaft. Aber auch die anderen sind gut drauf und enorm wichtig.« So ist es. Dylan Gyori, Austin Wycisk und David Wrigley üben enormen Druck auf den Gegner aus, ihnen scheint nur das Glück im Abschluss abhanden gekommen zu sein. Lediglich Wrigley konnte sich in die Torschützenliste eintragen, Gyori und Wycisk sind bisher leer ausgegangen.

Ein Problem ist das nicht, denn Niklas Hede, Neville Rautert und Mario Jann, der am Sonntag sein 350. Spiel im EHC-Dress absolvierte und zum diesem Anlass auch die Nummer 350 auf dem Rücken trug, haben einen Lauf. Beim 4:0-Sieg am Sonntag gelang Routinier Hede erneut ein Treffer in Unterzahl. Die vierte Sturmreihe, die sich wechselnd aus Mark ­Heatley, Christian Wichert, Martin Buchwieser und Benjamin Barz zusammensetzt, soll freilich nicht unerwähnt bleiben. Auch sie liefert wichtige Arbeit ab.

Es scheint sich also auszuzahlen, dass Manager Christian Winkler alle Vertragsverhandlungen für die Zeit der Playoffs auf Eis gelegt hat. Akteure, die während der Saison oft nicht über die Rolle des Mitläufers hinausgekommen sind, überzeugen auf einmal. So lieferte etwa Kevin Lavalle am vergangenen Sonntag eine mustergültige Leistung ab, war einer der besten Spieler.

Und auch Torhüter Sebastian Elwing, der aufgrund der Verletzungsserie von Joey Vollmer in den letzten Wochen gesetzt, aber nicht immer sicher war, hat sich gesteigert. Der Shutout vom Sonntag dürfte weiteres Selbstvertrauen geben. Konkurrent Vollmer freut’s: »Das Zu-Null-Spiel hat sich Sebastian redlich verdient. Wir haben ein Top-Verhältnis und freuen uns, wenn der andere gut hält.« Denn Vollmer und Elwing führen einen gemeinsamen Kampf. »Wir kämpfen gegen die Ausländerposition im Tor«, betont Joey Vollmer. Gerade deswegen sei es auch eine Genugtuung, einen Verein wie Bremerhaven zu schlagen, bei dem mit Alfie Michaud ein Kanadier das Tor hütet.

Ihren Kampf beenden und den Sieg über Bremerhaven besiegeln konnten die beiden Torhüter und ihr EHC am Dienstag beim vierten Duell, diesmal wieder im hohen Norden (Spiel bei Redaktionsschluss nicht beendet). Und sollten sich die Landshut Cannibals und die Lausitzer Füchse, die in ihren Playoff-Viertelfinals nach dem Sonntag jeweils mit 2:1 Spielen in Führung lagen, für das Halbfinale qualifizieren, käme es endlich zum erhofften bayrischen Derby. Dann nämlich wäre Landshut das nächste Münchner Opfer.

Artikel vom 23.03.2009
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