Leitlinie Bildung: Ergebnisse der Öffentlichkeitsphase

München - Mehr Demokratie wagen

Bürgermeisterin Christine Strobl präsentierte die Ergebnisse der Öffentlichkeitsphase des städtischen Projekts „Leitlinie Bildung“. Foto Credit: js

Bürgermeisterin Christine Strobl präsentierte die Ergebnisse der Öffentlichkeitsphase des städtischen Projekts „Leitlinie Bildung“. Foto Credit: js

„Das Recht auf Bildung ist ein Menschenrecht und das Streben nach mehr Bildungsgerechtigkeit ist ein zentrales Anliegen der Münchner Stadtpolitik“, sagte Bürgermeisterin Christine Strobl zum Abschluss der einjährigen Öffentlichkeitsphase des Projekts „Leitlinie Bildung“. Im Rahmen des Stadtentwicklungsplans „Perspektive München“ hatte das Schulreferat im Dezember 2007 einen Entwurf zur „Leitlinie Bildung“ erarbeitet, der in einer Öffentlichkeitsphase zur Diskussion gestellt wurde.

Dabei sollte die Meinung möglichst vieler am Bildungsprozess Beteiligter mit einfließen.

Bei der Veranstaltung im Alten Rathaus vergangene Woche stellte Strobl die Eckpunkte für ein neues Bildungskonzept der Stadt vor. Zu den Zielen gehören die Entkoppelung der Bildungschancen von der sozialen Herkunft und der Ausbau von Ganztagsschulen. Zu den rund 400 Gästen zählten zahlreiche Vertreter aus Politik und Verbänden. Vor Ort war auch die Münchner Stadtschülervertretung, die mehr Mitspracherechte forderte.

„Stadt und Land stehen hier in gemeinsamer Verantwortung“, sagte Schulrätin Elisabeth Weiß-Söllner. Ziel sei es, dem Stadtrat bis zur Sommerpause einen Entwurf für eine neue Leitlinie zur städtischen Bildung vorzulegen, kündigte Strobl an. „In den Grundsätzen sind wir uns einig.“ Eine der größten Herausforderungen liege darin, die Abhängigkeit des Bildungsgrads von der sozialen Schicht zu durchbrechen. „Ich hoffe, dass wir in diesem Punkt ein paar Schritte weiterkommen“, so Strobl.

Wichtig sei zudem das Thema Ganztagsschule. Man dürfe sich nicht darauf beschränken, den Unterricht auf den Nachmittag zu verteilen. „Schule muss ein Lern- und Lebensraum sein“, sagte Strobl. Die Münchner Stadtschülervertretung sieht hier derzeit große Defizite und fordert auch für Halbtagsschulen Räume, die den Jugendlichen am Nachmittag zur Verfügung stehen. „Es ist kaum möglich, für außerschulische Projekte einen Raum zu bekommen“, klagte Felix Ackermann von der Schülermitverwaltung (SMV) der Fachoberschule Technik. An seiner Schule etwa gebe es nicht einmal ein Zimmer für die SMV. „Das erschwert unsere Arbeit sehr“, kritisierte der Schülersprecher.

Zudem wünscht sich der Schülerverband mehr Mitspracherechte, etwa bei der Bewertung von Lehrern und der Verwendung finanzieller Mittel. Bei der jährlichen Überprüfung der Unterrichtsqualität fließe die Meinung der Schüler überhaupt nicht mit ein, monierte Ackermann. „Das ist aber die einzige Kontrollfunktion, die man gegenüber Lehrern hat.“ Auch was Geldausgaben angehe, würden die Schüler nicht einmal gefragt. An seiner Schule seien kürzlich die Toiletten saniert worden. „Das war nötig, aber viele andere Dinge wären genauso wichtig gewesen“, findet er.

Dietrich Zeh, Vorsitzender der Elternbeiräte an Gymnasien, unterstützt die Forderung der Schüler nach Mitspracherechten. „Ich bin der Meinung, man müsste die Mitbestimmung so ausbauen, dass ein echtes Demokratiekonzept entsteht“, sagte er. „Wenn Schüler Verantwortung bekommen, gehen sie sehr bewusst damit um.“ Die Schule sei der einzige Ort, an dem junge Menschen lernen könnten, wie Demokratie funktioniere. Allerdings stoße dieser Vorschlag bei den Lehrern auf Widerstand. Keine Angst vor mündigen Schülern hat jedoch Siegfried Hummelsberger, Vorsitzender des Verbands der Lehrer an beruflichen Schulen. „Die demokratische Schulkultur ist unterentwickelt“, sagte er. Eine erweiterte Teilhabe der Schüler halte er für sinnvoll.

Welche Ideen in die „Leitlinie Bildung“ mit aufgenommen werden, entscheiden das Schul- und Kultusreferat der Stadt in den kommenden Monaten. Doch auch nach der Verabschiedung durch den Stadtrat sei es nötig, das Konzept immer wieder zu überprüfen und Kurskorrekturen vorzunehmen, sagte Strobl. Dies betrifft vor allem kostenintensive Projekte. „Wir wissen noch nicht, welche Auswirkungen die Wirtschaftskrise haben wird“, erklärte sie. Dies könne man erst in etwa einem Jahr abschätzen. Einbringen können die Bürger ihre Vorschläge zur Bildungsentwicklung der Stadt übrigens noch bis Ende März. Weitere Informationen gibt es unter www.muenchen.de/leitlinie-bildung. Von Julia Stark

Artikel vom 19.03.2009
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