Grünwald · Bavaria-Studios gehen in die Luft

Wie im echten Flieger fühlt man sich in der neuen Kulisse, die es im Bavaria Filmstudio zu bewundern gibt. Foto: Schunk

Grünwald · Die Bavaria Film Studios können seit letzter Woche mit einer einzigartigen Kulisse aufwarten. Die Studios präsentierten am Mittwoch Europas einzige flexibele Flugzeug-Drehkulisse. Film- und Fernsehproduzenten sehen sich immer wieder gezwungen, auf Szenen, die im Flugzeug spielen weitgehend zu verzichten, da die Dreharbeiten in einem realen Flugzeug kaum noch genehmigt werden oder zu teuer sind.

Um Produktionen und Autoren die Möglichkeit zu geben, weiterhin Filme und Serien zu produzieren, die in einem Flugzeug spielen, haben sich die Bavaria Film- und Fernsehstudios entschlossen, eine hochwertige Flugzeugdekoration als Standard-Kulisse fest in Geiselgasteig zu installieren. Die neugeschaffene Flugzeug-Drehkulisse wurde auf den Namen »Bavaria« getauft. Sie ermöglicht Filmteams ihre Aufnahmen in einem sogenannten »Mock-up« – einem authentischen Nachbau einer Langstreckenmaschine – durchzuführen, und das unter flexiblen Bedingungen. Wiederholte Anfragen nach solchen Drehmöglichkeiten ließen eine echte Nachfrage in der Branche erkennen. Denn im internationalen Flugwesen haben sich die Komplikationen und Sicherheitsauflagen für Filmarbeiten seit dem 11. September 2001 deutlich verstärkt. »Mit der Schaffung eines detailgetreuen Flugzeug ›Mock-ups‹, erweitert die Bavaria Film Gruppe ihr Dienstleistungsportfolio für Drehmotive um ein Highlight«, unterstreicht Achim Rohnke, Geschäftsführer der Bavaria Film, die Entscheidung.

Der Nachbau der Flugzeug-Innenausstattung erwies sich in seinen verschiedenen Realisierungsschritten als anspruchsvolle Aufgabe. Vorausgegangen war eine halbjährige Recherche- und Planungsphase für die Entwicklung des »Mock-up«-Systems und die Beschaffung der original Flugzeugteile, erinnert sich Markus Vogelbacher, Head of Sales & Services bei Bavaria Film, der das Vorhaben von Anfang an begleitete. Wesentliche Kompetenzvoraussetzungen seien das notwendige technische Know-how aus der Flugzeugkonstruktion ebenso wie Erfahrungen aus der klassischen Filmausstattung und dem Kulissenbau für Film- und Fernsehen gewesen. »Spezifisches Know-how für sämtliche Teilbereiche, ein ausgeklügelter Bauplan ebenso wie der Kontakt zur Hightechbranche des Flugzeugbaus waren da gefragt,« beschreibt Michael Klee, Geschäftsführer der Bavaria Film- und Fernsehstudios, des Atelier- und Dekorationsbau-Dienstleisters innerhalb der Bavaria Film Gruppe, die Anforderungen. Michael Klee: »Wir hätten vielleicht auch auf das Know-how eines in den USA ansässigen Filmausstatters, der sich seit Jahren dem Bau und der Ausstattung von Flugzeug Mock-ups aller Art widmet, zurückgreifen können.

Aber selbst machen heißt selbst lernen. Wir haben uns für einen Eigenbau entschlossen, unter Verwendung von Originalteilen, die wir von einem Lieferanten für Flugzeugteile bezogen haben. Nur so konnten wir in punkto Funktionalität den hohen Qualitätsansprüchen gerecht werden, die wir uns selbst gesetzt haben. Stolz sind wir auch auf unser Cockpit, in dem sich reale Flugsimulationen durchführen lassen.« Wie sich bei den langwierigen weltweiten Recherchen nach den erforderlichen Flugzeugteilen herausstellte, war besonders deren Provenienz für die Qualität der späteren Konstruktion sehr entscheidend. »Heute können wir stolz behaupten, das hochwertigste und flexibelste Flugzeug ›Mock-up‹-System Europas anbieten zu können«, sagt Klee. »Das Konstruktionsteam hat nicht nur ein Flugzeug nachgebaut, sondern ein Drehmotiv geschaffen, das allen Anforderungen eines anspruchsvollen Kinofilms oder eines TV-Event-Movies gerecht wird.« In die Realisierung flossen insgesamt Investitionskosten von einer halben Million Euro ein.

Artikel vom 18.03.2009
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