Migrantensportvereine möchten Vorurteile abbauen

München - Integration durch Sport

Kennen die Probleme der Sportvereine aus eigener Erfahrung: Miodrag Kreculj (links) und Coskun Belek. 	Foto: au

Kennen die Probleme der Sportvereine aus eigener Erfahrung: Miodrag Kreculj (links) und Coskun Belek. Foto: au

Zusammen gewinnen, zusammen verlieren – und dabei die unterschiedliche Herkunft oder Religion vergessen. Kaum etwas eignet sich so gut zur Eingliederung von Migranten wie gemeinsame sportliche Aktivitäten. Rund 35 Migrantensportvereine haben sich in München deshalb das Ziel „Integration durch Sport“ gesetzt. Spielerisch sollen Jugendliche Vorurteile abbauen und sich der neuen Heimat öffnen.

Von Seiten der Stadt München findet diese Arbeit viel Anerkennung. Sowohl im Sozialreferat als auch im Schul- und Kultusreferat gibt es Beauftragte, die sich mit dem Thema auseinandersetzen und den Vereinen Unterstützung in Form von Trainerlehrgängen und Informationsveranstaltungen anbieten. Doch es gibt ein Problem: „Leider nutzen viele Vereine diese Angebote so gut wie gar nicht“, sagt Conny Baumann, die Koordinatorin des Bayerische Landessportverbands.

Cumali Naz, Vorsitzender des Ausländerbeirats München, weiß, woran das liegt: „Es gibt einfach zu wenig Austausch zwischen beiden Seiten. Viele Vereine kennen das Angebot nicht.“ Um das zu ändern, luden Naz und Bürgermeister Hep Monatzeder am vergangenen Dienstag Vertreter der Sportvereine ins Rathaus ein. Dort sollte den Vereinen vor allem die Möglichkeit gegeben werden, über ihre Probleme zu sprechen. Und das sind nicht wenige. „Kein Geld, keine ehrenamtlichen Mitarbeiter, keine geeigneten Sportplätze“, klagten die Vereine unisono.

Zwar alles Probleme die „normale“ Vereine auch haben, doch seien Migrantensportvereine besonders hart getroffen. Miodrag Kreculj, Präsident des Basketballvereins SK Srbija: „Wir finden viel schlechter Sponsoren als deutsche Vereine. Denn Migranten fehlt in der Regel ein Netzwerk an Leuten, die man zum Geld geben überreden könnte.“ Und noch etwas anderes bereite dem Verein, der kurz vor dem Aufstieg in die erste Regionalliga steht, Kopfzerbrechen: „Laut einer irrsinnigen Regel dürfen in der Regionalliga nur Vereine spielen, die höchstens zwei ausländische Spieler haben. Als Migrantensportverein haben wir natürlich viel mehr Spieler ohne deutschen Pass.“ Ein Aufstieg sei daher trotz hartem Training nicht möglich.

An große Spielerfolge will Coskun Belek, Vorstand vom Sportverein FC Anadolu, gar nicht denken. Ihm komme es vielmehr darauf an, jugendliche Migranten und auch Deutsche von der Straße zu holen. „Es ist wichtig, dass sie ihre Aggressionen auf dem Spielfeld ausleben.“ Einfach sei das jedoch nicht immer. „Man muss schon viel Geduld haben.“

Problematisch sei vor allem, die Frauen und Mädchen einzubinden. Dies habe man zwar schon oft versucht, „doch jedesmal wenn sich genug Spielerinnen für eine Mannschaft gefunden hatten, sind alle wieder abgesprungen.“ Woran das liegt, wisse er auch nicht. „Vielleicht sind religiöse Hintergründe schuld. Oder die Frauen haben einfach zu viel zu tun mit Haushalt und Kindern.“ Ein Problem, das auch Monatzeder sieht. Wie Frauen und Mädchen besser eingebunden werden können, soll in weiteren Gesprächsrunden diskutiert werden. „Denn rund um das Thema besteht noch viel Rede- und vor allem Handlungsbedarf.“ Von Sara Austen

Artikel vom 12.03.2009
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