Rocky Horror Show: »Frank ‘n Furter« im Gespräch mit der Nord-Rundschau

Freimann/Fröttmaning · Orgiastische Reise in den Abgrund

Freimann/Fröttmaning · »Er lebt Tag für Tag – wer macht das schon …«, sagt Rob Morton Fowler, der »Frank ‘n Furter« aus der aktuellen Inszenierung der Rocky Horror Show ganz ernst über seine Figur. »Aber am Ende stirbt er…«. Eben fegte der Schauspieler und Sänger noch als »sweet transvestite« über die Fröttmaninger Bühne – schrill, laut und ruchlos. Wenige Minuten später steht er im Foyer des Deutschen Theaters, noch in Strapsen – und ist doch völlig verwandelt, als er mit der Münchener Nord-Rundschau spricht.

Seine ersten Eindrücke vom Münchner Publikum?

»Super – sehr nah. Die Menschen sitzen auch sehr nah an der Bühne, hier im Deutschen Theater.«

Ist das Münchner Publikum anders als zum Beispiel das Berliner?

»Nein – jeder Abend ist anders, das ist unabhängig von der Stadt.«

Mitgemacht haben die Münchner jedenfalls schon am Abend der Vorpremiere eher zu eifrig, indem sie nicht nur mit Konfetti und Spielkarten um sich geworfen haben, sondern – wie beim Film – auch mit Reis. Das sollten sie aber lieber lassen, bittet Fowler im Namen des ganzen Ensembles: »Es war ganz schlimm mit dem Reis. Ich bin fast ausgerutscht.«

Die Rocky Horror Show also als Riesenparty, auf der Bühne wie auf den Rängen. Dabei gibt die Geschicht heute wie bei der Premiere im Royal Court Theatre »Upstairs« in London vor 35 Jahren durchaus mehr her, lässt sich auch als eine Folge von Initiationsriten in die Welt unserer »dunklen Seiten« lesen – bis es kein Zurück mehr gibt.

Das Ende ist also eigentlich alles andere als eine Party. Hat der Künstler Rob Morton Fowler, der unter anderem auch schon als Titelfigur von »Jesus Christ Superstar« auf der Bühne stand, Angst, dass die leiseren Töne verloren gehen könnten in dieser Inszenierung, aus der das Publikum gerne sein eigenes Happening macht?

Offensichtlich nicht; das wird deutlich, wenn er seine eindringlichste Bühnenerfahrung mit diesem Stück schildert: »Der schönste Moment ist für mich der, wenn ich gegen Ende »I’m going home« singe – ich spiele das wie bei einem Theaterstück, ganz ruhig, sehr glaubwürdig. Ich habe schon drei Minuten lang Standing Ovations bekommen, nur für diese Nummer.«

Fowler glaubt auch an eine »tiefere« Dimension bei zumindest einigen Zuschauern: »Ich denke, manche Leute leben im Schutz des Privaten einiges aus, das ich in Rocky Horror wiederfinde.«

Der blonde Frank ‘n Furter von Fowler funktioniert bestens auf der Bühne, auch stimmlich – das Gleiche gilt für alle anderen Figuren, auch für das reduzierte, aber spektakulär beleuchtete Bühnenbild. Die rasante Reise in den Abgrund macht Spaß, musikalisch und darstellerisch. Besonders in Frank ‘n Furters zerbrechlichen Momenten ist man aber auch froh, dass es nur für die Bühnenfiguren kein Zurück gibt. Eva Mäkler

Artikel vom 11.03.2009
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