Einzigartige Berufsfachschule für Theater öffnet im September

Ramersdorf/Perlach · Fit für die Bühne

Körperbetontes Spiel a la Commedia dell’arte stehen im Mittelpunkt der neuen Berufsfachschule für Theater und Theaterpädagogik.  Foto: Peter Geierhaas

Körperbetontes Spiel a la Commedia dell’arte stehen im Mittelpunkt der neuen Berufsfachschule für Theater und Theaterpädagogik. Foto: Peter Geierhaas

Ramersdorf/Perlach · Im Herbst plant die FestSpielHaus gGmbH die »Theaterschule Yorick« zu eröffnen, eine Berufsfachschule für Theater und Theaterpädagogik. Sie bietet eine Berufsausbildung, die es in dieser Kombination bisher noch nicht gibt, zumindest nicht in Bayern.

Am Dienstag vergangener Woche wurde das Projekt formal von der Regierung von Oberbayern genehmigt. Die Schule wird an der Rosenheimer Straße 250 sein, wo ein großer Workshop-Raum und ein Klassenzimmer sowie ein Büro, Küche und WC zur Verfügung stehen. Die vier Theater-Präsentationen, die Bestandteil der zweijährigen Ausbildung sind, werden im FestSpielHaus an der Quiddestraße 17 stattfinden. »Der Schwerpunkt unserer Ausbildung wird im Komischen und Grotesken liegen wie der Commedia dell’arte, der Clowns und Buffonen«, erklärt Geschäftsführer Helmut von Ahnen. »Wir wollen in alten Traditionen forschen und den körperbetonten Stil hervorheben.« Dazu gehöre die Arbeit mit Masken, Improvisation, Mime und Akrobatik. »Methodisch wird der Unterricht breit gefächert sein: von vielen Leitmethoden ein bisschen, und diese Ideen weiterentwickeln«, ergänzt Projektleiter Peter Geierhaas.

Dass die Absolventen am Ende ihrer Ausbildung selbstständig und kreativ und nicht nur Schauspieler sind, sondern auch eigene Projekte leiten können, ist den beiden Initiatoren der Schule besonders wichtig. »Wir werden keine Knetmasse für Regisseure ausbilden«, so von Ahnen.

Schädel des Hofnarrs

So ist auch der Name der Schule kein Zufall: Yorick ist der verstorbene Hofnarr von Hamlets Vater, dessen ausgegrabener Schädel Hamlet dazu veranlasst, sich wieder an dessen Phantasie und Können zu erinnern. Zu den Unterrichtsfächern wird allerdings nicht nur alles rund ums Theater stehen, sondern auch allgemein bildender Unterricht wie Deutsch, Sozialkunde, betriebswirtschaftliches Rechnen und mehr. »Bei einem Abschluss mit der Note Gut kann man an einer Realschule noch eine Englisch-Prüfung machen und hat damit die Mittlere Reife«, erklärt von Ahnen. In ein- bis eineinhalb Jahren soll ein Antrag auf Gleichwertigkeit gestellt werden, damit die Studenten zum Beispiel BaföG erhalten können.

Derzeit wird der Lehrerstamm zusammengestellt und die Arbeitsaufteilung besprochen. Peter Geierhaas, der seit rund zehn Jahren im FestspielHaus Projekte leitet und ursprünglich Historiker ist, wird Stimmbildung, Gesang, Musik und eventuell Deutsch unterrichten.

Helmut von Ahnen ist ausgebildeter Theaterwissen- schaftler, Diplom-Sozialpädagoge und Industriekaufmann, und hat über das Komische auf der Bühne promoviert. Er wird voraussichtlich betriebswirtschaftliches Rechnen unterrichten sowie die Theorie des Theaters und der Theaterpädagogik.

Der zweite Geschäftsführer und Diplom-Sozialpädagoge Alfred Öttl wird den handwerklichen Bereich übernehmen wie Maskenbau, die dazugehörigen Techniken im Spiel, den Umgang mit Scheinwerfern und Vorschriften für Bühnenflächen.

»Für clowneskes Spiel ist Thilo Matschke der richtige Mann, Spezialist für Commedia dell’arte ist Jaime Villalba, für Erzähltheater, Text-Dramaturgie und Sprechen Gabi Altenbach«, sagt Geierhaas. Und Christine Fink, die eine Ausbildung an der französischen Lecoq-Schule hat, wird künstlerische Bewegung und Ähnliches unterrichten. »Es kommen aber noch andere hinzu, beispielsweise haben wir schon Kontakt zu einem Aikido-Lehrer aufgenommen«, erklärt Geierhaas. Start ist im September diesen Jahres, zwischen zwölf und 15 Schüler pro Jahrgang können aufgenommen werden.

Am Donnerstag, 26. März, findet um 19.00 Uhr ein Informationsabend für Interessenten im FestSpielHaus statt. »Wer vorab sehen möchte, in welcher Richtung sich die Ausbildung bewegt, hat bei der aktuellen Produktion ›Der Hund der Baskervilles‹ eine gute Gelegenheit dazu«, sagt von Ahnen. Das Stück ist das Produkt der Gruppe »Yorick & Co«, quasi ein Vorläufer-Modell der geplanten Theaterschule, in der ein halbes Jahr lang einen Abend pro Woche sowie in vier Wochenend-Workshops geprobt wurde.

Das Stück wird am Freitag, 27. März und 3. April, jeweils um 20.30 Uhr aufgeführt, im Anschluss daran besteht die Möglichkeit, mit den Schauspielern und Theaterleuten zu reden.

Weitere Infos gibt es unter www.festspielhaus.biz Tel. 67 20 20, E-Mail: info@festspielhaus.biz

Sybille Föll

Artikel vom 11.03.2009
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