»Kleines Politikum« feiert zehnjähriges Bestehen

Trudering · Truderinger Ventil

Sepp Gneißl als scheinheiliger Bruder Josef.  Foto: Kulturzentrum Trudering

Sepp Gneißl als scheinheiliger Bruder Josef. Foto: Kulturzentrum Trudering

beim Truderinger Ventil am 22. März der Volksschauspieler Sepp Gneißl in die Rolle des scheinheiligen Bruder Josef schlüpfen und seine unheilige Fastenpredigt zelebrieren. Ein Grund, den mittlerweile 74-Jährigen zu besuchen und ein wenig mit ihm zu plaudern.

»Do ins Eck gehn ma«, sagt er und zeigt in die Richtung, wo ein großer Tisch mit Eckbank steht. Er ist überladen mit Papieren und Ordnern, alten Zeitungsausschnitten und Notizzetteln. Bevor er sich dazu setzt, füttert er erst noch im Garten seine Rabenfamilie. Als er sich dann auf dem Stuhl, Sorte Eiche rustikal, niederlässt, blitzen seine Augen über dem großen, weißen, nach oben gezwirbelten Schnurrbart schelmisch.

Ja sicher, er bereitet sich schon vor auf’s Truderinger Ventil. Aber die Rede schreibe er ja nicht selbst, »die stammt vom Egon Frauenberger, dem Musikverleger, ich geb nur meinen Senf dazu«, erklärt er. Und der steht immer auf der Rückseite von Frauenbergers Skript. »Wenn ich also links lese, wissen die Zuschauer schon, dass das jetzt auf meinem Mist gewachsen ist«, schmunzelt er.

Den »Senf« sammelt er das ganze Jahr über, hingekritzelt auf viele kleine Zettel, »manchmal im Dunkeln, da kann ich dann meine eigene Schrift nicht mehr lesen«, erzählt er. Ob Angela Merkel und ihr Dekolletee (Gneißl: »Wie hat die bloß ihren Arsch in die Blusn gekriegt«), Horst Seehofer oder der FC Bayern auf seinem absteigenden Ast, sie alle werden dieses Jahr ihr Fett abbekommen. Aber natürlich auch lokale Politiker, die brav jedes Jahr wiederkommen, denn schon beim vierten Truderinger Ventil erkannte der ehemalige Landtagsabgeordnete Hermann Memmel: »Wenn das so weiter geht, kann sich’s bald keiner mehr erlauben, nicht zu kommen«.

Das erste Truderinger Ventil, damals noch im Gasthof Obermaier, schlug ein wie eine Bombe. Mitglieder des damaligen Kulturkreises, dem Gneißl und Frauenberger angehörten, hatten die Idee, einen Stammtisch ins Leben zu rufen. »Aber der Frauenberger hat gesagt, dann lassen wir’s gleich richtig krachen. Wir nennen es Ventil, da kann man die Luft rauslassen.« Und so entstand das Truderinger Ventil, von dem auf Anhieb alle Zuschauer begeistert waren. Auch wenn Gneißl da noch nicht der Bruder Josef war, wie ihn jetzt alle kennen: »Do hob i no a Faschings-gwand oghobt. Inzwischen hob i an echten Habit«. Und das kam so: Sepp Gneißls Cousine kannte jemanden im Kloster in Thalkirchen und weil Gneißl eine Kutte für seine Rolle als Bruder Josef suchte, meinte die Cousine, er könne da mal nachfragen, der Bruder Franz sei gerade gestorben. Und tatsächlich verkaufte ihm der Klostervorsteher die Kutte von Bruder Franz für einen »Fuffziger«. Nur war der Bruder Franz ein bisschen fülliger als Gneißl, und so holte sich Gneißl noch aus der Requisite vom Ludwig Thoma Theater in Rottach, wo er seit rund 35 Jahren spielt, »a Wampn«. Fertig war Bruder Josef.

Kartenreservierung

Der Saal im Kulturhaus Trudering ist fast ausverkauft, nur noch wenige Karten sind im Büro erhältlich unter Tel. 42 01 89 11 oder zu den Öffnungszeiten Montag, Mittwoch und Freitag, 10.00 bis 12.00 Uhr sowie Dienstag und Donnerstag, 16.00 bis 18.00 Uhr, direkt im Kulturzentrum Trudering, Wasserburger Landstraße 32. Das Programm beginnt ab 16.00 Uhr, Einlass und Musik ist ab 15.15 Uhr.

Im Rahmenprogramm präsentieren sich die »Saratoga-Seven«, die »Original boarische Bierhaus-Isar-Riverfloß-Dixieland-Streetworker-Swing-Band« in neuer Besetzung, sowie Michaela Dietl, Boarische Song-Poetin mit ihrer Scandalli-Harmonika und »Liederliche Poesie quer Beet«. Sie zeigt auch ihr Können als Arrangeur und Bandleader mit ihrem Akkordeon-Orchester »Irmis Leidenschaft«: A Rudl musinarrische Quetschnweiber »Ladys Harmonica-Harmonists«.

Sybille Föll

Artikel vom 11.03.2009
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