Nächste Hürde für Lärmschutz

Brunnthal · Schwieriger Prozess

Brunnthal · Von Rechts wegen steht dem Bau des lang ersehnten Lärmschutzwalls für Brunnthal an der A8 nichts mehr entgegen. Seit der vergangenen Woche ist das Urteil im langwierigen Enteignungsprozess gegen einen örtlichen Landwirt rechtskräftig und die Gemeinde nun im Besitz des Grundes, den sie für den Bau der Lärmschutzmaßnahme dringend benötigt hat. Aber schon zeichnen sich neue Hürden für das Projekt ab.

Seit vergangener Woche läuft nun die einjährige Frist, in der die Gemeinde mit dem Bau des 1,6 Kilometer langen Walls beginnen muss. Andernfalls geht der Grund wieder an den enteigneten Bauern zurück. Doch in den kommenden Monaten wird erst einmal nichts passieren, denn die Vogelbrutzeit erlaubt es der Gemeinde nicht, die Sträucher entlang der Autobahn zu roden. Wahrscheinlicher Baubeginn ist deshalb erst im Herbst.

Diese Verzögerung ist für die Gemeinde momentan aber noch das geringste Problem. Das Wasserwirtschaftsamt fordert nämlich, dass der Wall mit naturbelassenem Material aufgeschüttet wird, da er in einem Wasserschutzgebiet errichtet wird, in dem sich auch der Brunnen Hohenbrunns befindet. Die Gemeinde hingegen hat damit gerechnet, ökologisch unbedenklichen und unbelasteten Bauschutt verwenden zu können. »Mit der Kippgebühr hätten wir den Wall dann zum Nulltarif aufschütten und begrünen können«, erläutert Bürgermeister Stefan Kern auf der CSU-Jahreshauptversammlung. Aber noch ist nichts entschieden.

Setzt sich aber das Wasserwirtschaftsamt mit seiner Forderung durch, wäre die Finanzierung des Lärmschutzwalls durch die Gemeinde nicht mehr gesichert. Denn die Verwendung von naturbelassenem Material wie Kies würde die Kosten für die Maßnahme in die Höhe schießen lassen. Die Gemeinde, die den Wall selbst bezahlt, käme dann schnell an ihre finanziellen Grenzen. »Dabei ist das purer Formalismus«, beklagt sich Kern. Denn die viel befahrene Autobahn liege ja nur wenige Meter von dem Wall und dem Wasserschutzgebiet entfernt. Dieser Abstand sei für die Verschmutzung des Grundwassers in der Realität ohne Auswirkung. Die Abwägung der Argumente der Gemeinde gegen das Wasserwirtschaftsamt obliegt nun dem Landratsamt. »Leider haben wir nicht mehr so einen guten Draht zum Landrat«, trauert Kern seinem Parteifreund, dem ehemaligen Landrat Heiner Janik hinterher.

Aber auch in der Gemeinde ist das von vielen lange geforderte Projekt nicht mehr ganz unumstritten. Einige Bürger aus dem Ortsteil Otterloh befürchtet durch den Wall auf Brunnthaler Seite, dass mehr Lärm auf Otterloh »zurückstrahlen« werde. Deshalb hat die Gemeinde mittlerweile erneut ein Lärmschutzgutachten in Auftrag gegeben. »Es wird eine minimale Verschlechterung für Otterloh geben«, das weiß Kern schon jetzt. Doch ob diese für die Bürger des Ortsteils bemerkbar ist, steht auf einem anderen Blatt Papier.

In dieser Situation muss der Gemeinderat erneut eine Abwägung treffen. »Der Wall ist momentan unser schwierigstes Thema«, sagte Kern.

ekg

Artikel vom 11.03.2009
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