Eislauf-Legenden Erhard Keller, Sigrid Smuda und Wolfgang Scharf übergaben Urkunden

Ramersdorf/Perlach · Sportprominenz beim Eislauffestival der Schulen

Eislauf-Legende Erhard Keller mit Schülern nach dem Lauf.	 Foto: mst

Eislauf-Legende Erhard Keller mit Schülern nach dem Lauf. Foto: mst

Ramersdorf/Perlach · Trotz des schlechten Wetters ist die Einsatzfreude der jungen Schüler ungebremst. Unablässig peitscht der Regen auf die ovale Bahn im Sportzentrum an der Staudinger Straße. Unter dem stahlgrauen Himmel sieht das Eis aus, als würde es zu einer matschigen, kaum mehr tragfähigen Piste zusammenschmelzen.

Doch das Eis hält blendend, und die Anfeuerungsrufe der Punktrichterin zeigen ebenfalls Wirkung: »Schneller, Julia, du schaffst es!« Die zwölfjährige Schülerin des Münchner Förderzentrums keucht, und als sie gleitend die Ziellinie erreicht, bremst sie ab und plumpst vor Freude auf den Boden. Spielerisch wippt sie mit den Schlittschuhen, als gelte es, die Strapazen jetzt, wo es vorbei ist, mit einem Ruck abzuschütteln.

Die Mühen waren von Erfolg gekrönt: 50,9 Sekunden hat Julia Reitinger für den 300-Meter-Schnelllauf auf den Kufen benötigt und sich damit den ehrenvollen dritten Platz in ihrem Jahrgang gesichert. Zum 54. Mal hat heuer der Eislaufwettbewerb der Münchner Schulen im Eis- und Funsportzentrum Ost stattgefunden, die Resonanz war so groß wie noch nie. Wolfgang Sommerfeld, Fachberater Schulsport des Schul- und Kultusreferats der Landeshauptstadt München, sagt zufrieden: »Wir hatten 225 Teilnehmer – das dürfte Rekord sein«. 15 Schulen aus ganz München hatten sich zu der traditionellen Veranstaltung angemeldet, vertreten waren unter anderem die Europäische Schule in Neuperlach, das Förderzentrum an der Dachauerstraße, die Grundschulen am Elli-Heuss-Platz und in Berg am Laim sowie das Luitpold-Gymnasium.

Punkt 9.00 Uhr gingen die ersten Gruppen an den Start, Ende war gegen 12.30 Uhr. Bewertet wurden die Disziplinen »Eisschnelllauf« und »Shorttrack« auf Distanzen zwischen 100 und 500 Metern. Die Ehrungen der jeweils zehn Jahrgangsbesten in den jeweiligen Läufen nahmen keine Geringeren als die deutschen Eissport-Legenden Erhard Keller, Sigrid Smuda und Wolfgang Scharf vor. Keller war Doppelolympiasieger in den Jahren 1968 und 1972, Smuda glänzte 1980 in Lake Placid und 1984 in Sarajevo als Weltrekordlerin im 5000-Meter-Lauf, und Scharf darf sich unter anderem mit dem Titel »Achtmaliger Deutscher Meister« schmücken.

Dass so viel Sportprominenz eingeladen wurde, hatte einen handfesten Grund: Nach wie vor gilt Eisschnelllauf als eine Randsportart, der jenseits spektakulärer Ereignisse wie bei den olympischen Spielen kaum Beachtung geschenkt wird. Die Stadt will ihn mehr ins Rampenlicht hieven und den Schülern über solch zwanglose Wettbewerbe einen spielerischen Umgang mit dem Sport vermitteln. Denn er bietet aus Sicht der Organisatoren immense Vorteile, von der Jugendliche nur profitieren könnten, ist Scharf überzeugt: »Eisschnelllauf fördert das Vereinsbewusstsein, er ist eine billige Sportart, und man kann das ganze Jahr über trainieren«, schildert der Ex-Meister, der nach seiner glanzvollen Karriere beim Eissport geblieben ist und heute den Nachwuchs beim Ottobrunner »Eis- und Rollsportclub« (ERSCO) fördert.

In Bayern sei der Eissport zu schwach verankert, bedauert Scharf und will deswegen verstärkt die Schulen in die Pflicht nehmen. »Dort erreichen wir die jungen Leute am besten.« Doch nur selten stoßen die Angebote auf Gegenliebe – nicht zuletzt deswegen, weil die Einladungen oft in den Schreibtischen des Sekretariats liegen bleiben anstatt auf den Pulten in den Klassenzimmern zu landen.

Auch Keller, der wegen seines legendären Rufs als eine Art graue Eminenz unter den Eissportläufern gilt und kaum eine Gelegenheit verpasst, von seinem Wohnort Grünwald ins Neuperlacher Eissportzentrum zu fahren, verweist auf die finanziellen Aspekte des Sports: »Für die Kinder wäre es gut machbar, weil man sich Schlittschuhe und Trainingsanzüge ausleihen kann.« Trotz der 1972 errichteten Anlage in Neuperlach habe der Sport in der Gegend »leider kaum eingeschlagen«.

Julia Reitinger jedenfalls ist begeistert und will weitermachen. Dass so viel Prominenz an der Eislaufbahn stand, fand sie toll. »Das hat mich richtig beflügelt.« mst

Artikel vom 10.03.2009
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