Streit um Zuschüsse wirft Schatten auf Jubiläumsfeier

Giesing · Kultur im Bahnhof

Die Big Band von Harald Rüschenbaum, Dauergast im Giesinger Bahnhof, und viele andere Künstler  feiern trotz der drohenden Geldnot den fünften Geburtstag des erfolgreichen Kulturzentrums. Foto: H. Walter

Die Big Band von Harald Rüschenbaum, Dauergast im Giesinger Bahnhof, und viele andere Künstler feiern trotz der drohenden Geldnot den fünften Geburtstag des erfolgreichen Kulturzentrums. Foto: H. Walter

Giesing · Vom Erfolg verwöhnt zu sein, kann bisweilen mehr schaden als nutzen. Zum Beispiel dann, wenn Behörden auf eben diesen Erfolg verweisen und sich in puncto Zuschüsse nicht gerade gönnerhaft zeigen.

Das Stadtteilkulturzentrum »Giesinger Bahnhof«, das heuer sein fünfjähriges Bestehen feiert, bekommt zwar 2009 von der Landeshauptstadt München Fördergelder in Höhe von 80.000 Euro, doch die Summe wird längst nicht reichen, alle nötigen Investitionen zu finanzieren. Vor allem der dringend benötigte Anbau steht auf der Kippe, befürchtet der Vorsitzende des Vereins »Freunde Giesings« und Chef des Giesinger Bezirksausschusses (BA 17), Horst Walter (SPD). Um dieses Gebäude, eine Art holzverkleideter, nur wenige Quadratmeter große Kubus, der als Lagerraum für Gerätschaften und Bühnenelemente dienen und wenige Meter südlich des Kulturzentrums entstehen soll, spitzt sich ein Konflikt zwischen dem Verein und der Stadt zu. So verweist Walter auf die enorme Bedeutung des Kulturzentrums: 22.000 Besucher hätten die Veranstaltungen bislang angezogen, »eine Zahl, die weit höher ist, als wir uns je erträumt haben.« Die Einnahmen daraus reichten aber gerade einmal aus, die oft teuren Gagen für die Künstler zu bestreiten, den Betrieb am Laufen zu halten und den Veranstaltungssaal am Giesinger Bahnhof selbst mit den nötigen Utensilien auszustatten.

Für den Anbau selbst bleibe da kaum etwas übrig, klagt Walter – es sei denn, man greife auf die Rücklagen zurück, was aber dazu führen werde, dass ein beträchtlicher Teil das Vereinskapitals zusammenschmelzen werde. Ohne den Anbau, ist Walter überzeugt, wird es nicht möglich sein, einen reibungslosen Ablauf zwischen Technik und Aufführung zu ermöglichen. Die derzeitige Situation sei von einem »ständigen Hin- und Herrennen« geprägt, was zu enormen zeitlichen Verzögerungen führe und auf die Dauer inakzeptabel sei, gerade im Hinblick auf den enormen Zulauf bei den Veranstaltungen. Das der Stadt unterstehende Kulturreferat indes hat in seiner jüngsten Beschlussvorlage an den Bezirk seine ablehnende Haltung gegenüber dieser Investition herausgestellt, planungsrechtliche Gründe angeführt und mehr oder weniger unumwunden an den Verein appelliert, andere Lösungen für dieses Problem zu finden. Tiefgaragenplätze und Kellerräume wurden von der Behörde beispielsweise ins Spiel gebracht – ein Vorschlag, der beim BA-Chef nur Kopfschütteln auslöst: »Das darf man baurechtlich gar nicht. Die Damen und Herren haben von praktischen Aspekten offensichtlich nicht die ultimativen Kenntnisse.« Der Verein sieht sich nach wie vor in der Zuschusspolitik gegenüber anderen kulturellen Einrichtung ungleich behandelt, wenngleich Walter einräumt, dass die Fördergelder heuer in Höhe von 80.000 Euro für die allgemeinen Ausgaben immerhin »ausreichend« seien.

So waren die Giesinger bei den Vergaben und den turnusmäßigen Erhöhungen in den vergangenen beiden Jahren zu kurz gekommen: So haben 2007 und 2008 vergleichbare Einrichtungen 27.000 beziehungsweise 34.000 Euro an Nachschlägen erhalten, während sich das Giesinger Kulturzentrum mit 4.000 Euro bescheiden musste. Das Kulturreferat sah dort jedoch weniger Handlungsbedarf und verwies – wie auch jetzt wieder in der Beschlussvorlage – auf die erfreulich hohen Besucherzahlen und die damit sprudelnden Einnahmen. Eine sarkastische Interpretation, wie Walter findet. Man sei also insgesamt nach dieser Auffassung ein zu erfolgreiches Kulturzentrum: »Wenn wir weniger Einnahmen hätten, dann würden wir auch mehr Zuwendungen bekommen. Aber weil es uns gelingt, so hohe Einnahmen zu erzielen, bekommen wir auch weniger Gelder. Mit anderen Worten: Unser Erfolg wird uns regelrecht um die Ohren gehauen.« Doch die Feierlichkeiten zum fünfjährigen Bestehen des Giesinger Kulturzentrums sollen diese Querelen nicht anfechten. Am kommenden, Freitag, 6. März, sind Party und gute Laune angesagt: Nach einer Orts- und Gebäudebegehung mit dem Künstler und Sänger Walter Siegfried tritt um 18.00 Uhr der Chor der Städtischen Musikschule auf. Danach ist das bayerische Musik-Ensemble »Crème duett« an der Reihe, das mit Volksmusik, Klassik, Jazz, Klezmer und Swing erfreuen wird. Weitere Informationen zum Jubiläumsprogramm und anderen Veranstaltungen im Stadtteilkulturzentrum gibt es unter www.giesinger-bahnhof.de oder unter Tel. 69 38 79 30.

mst

Artikel vom 04.03.2009
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