Berufseinstiegsberaterinnen helfen Garchinger Hauptschülern, Fuß zu fassen

Garching · Profis für den Jobeinstieg

Anita Matanovic entwirft mit einer Schülerin eine Bewerbung – auch das gehört zu den Aufgaben der Berufseinstiegsberaterinnen. Foto: sh

Anita Matanovic entwirft mit einer Schülerin eine Bewerbung – auch das gehört zu den Aufgaben der Berufseinstiegsberaterinnen. Foto: sh

Garching · Ein großes Los haben die Hauptschüler in Garching gezogen. Zwei Berufseinstiegsbegleiterinnen betreuen die achten Hauptschulklassen über den Schulabschluss hinaus, bis zum Ende der halbjährigen Probezeit an ihren Ausbildungsplätzen. Bei einer bundesweiten Ausschreibung konnten sich Haupt- und Förderschulen um dieses Pilotprojekt bewerben.

Acht Prozent der Einsendungen, das sind etwa 1.000 Schulen deutschlandweit, erhielten den Zuschlag zu diesem zweijährigen Probelauf. Seit Anfang Februar 2009 arbeiten nun einmal pro Woche die Berufseinstiegsbegleiterinnen Anita Matanovic und Heike Bögershausen vom BFZ, dem beruflichen Fortbildungszentrum in München, mit ausgesuchten Schülern.

»Zunächst ist unsere Hauptaufgabe die Motivation, den Hauptschulabschluss zu schaffen, um den Jugendlichen einen ordentlichen Berufseinstieg zu ermöglichen«, beschreibt Anita Matanovic ihre Arbeit. »Außerdem haben die Achtklässler eine Chance, eigene Fähigkeiten herauszufinden und sich beruflich zu orientieren. Viele der im Schnitt 14-Jährigen wissen noch gar nicht, welche Berufsrichtung ihnen Spaß machen würde«, stellte sie bereits bei den ersten Treffen mit den Schülern fest.

Bis zu fünf einwöchige Praktika absolvieren die Hauptschulabgänger ab der achten Klasse, um möglichst viele verschiedene Berufsarten kennenzulernen. Die Berufseinstiegsbegleiterinnen helfen beim Erstellen der Bewerbungsschreiben am Computer. »Oft sind auch Gespräche mit den Eltern nötig«, erklärt Matanovic. Dabei übernehmen die Beraterinnen die Rolle von Mediatoren.

Aber nicht nur bei Problemen mit dem Elternhaus, sondern zum Beispiel auch während der beruflichen Probezeit besuchen sie ihre Schützlinge am Arbeitsplatz und vermitteln, wenn nötig, zwischen Ausbildern und Auszubildenden.

Auch bei der Akquise einer Praktikums- oder Lehrstelle stehen die Berufseinstiegsbegleiterinnen helfend zur Seite: Auf welche Weise komme ich an freie Stellen? Wie verhalte ich mich beim ersten Anruf in der Firma? Eva Hofrichter, Lehrerin der Klasse 8a, hat mit entschieden, welche ihrer Schüler in das Projekt aufgenommen wurden und ihren Hauptaugenmerk auf Schüler mit Migrationshintergrund gelegt. »Aber ich folgte auch meiner Erfahrung und dem Bauchgefühl. Bei einigen Schülern hatte ich Bedenken, dass sie den Sprung zum Hauptschulabschluss und zur Lehrstelle ohne Unterstützung nicht schaffen, weil dafür von zu Hause jeder Hintergrund fehlt«, fügt sie hinzu.

Jedes Semester müssen die Berufseinstiegsbegleiterinnen einen Lagebericht über ihre Schützlinge zur Auswertung abgeben. Nur, wenn sich nach Ende der Probezeit in den Betrieben im Frühjahr 2011 Erfolge abzeichnen, wird das Projekt weitergeführt und finanziert. Bereits seit drei Jahren bieten der Kreisjugendring und die Stadt Garching mit der Hauptschule außerdem ein Bewerbungstraining für die Hauptschulabgänger an. Bei ortsansässigen Firmen können sie Probebewerbungen abgeben und auch Bewerbungsgespräche proben.

Anschließend erhalten sie von den Personalchefs Tipps sowie eine Bewertung, ob sie nach diesem Gespräch im Ernstfall eingestellt würden – Lernen fürs wahre Leben, also. Siglinde Haaf

Artikel vom 03.03.2009
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