Berufswahl: Fridtjof-Nansen-Realschule geht neuen Weg

Haidhausen – Mit „Speed“ zum Job

Auch die Münchner Polizei hat den Schülern beim Berufetag der Fridtjof-Nansen-Realschule ihr Ausbildungsangebot vorgestellt. Foto: js

Auch die Münchner Polizei hat den Schülern beim Berufetag der Fridtjof-Nansen-Realschule ihr Ausbildungsangebot vorgestellt. Foto: js

Haidhausen – Was will ich später mal beruflich machen? Diese Frage beschäftigt die meisten Schüler, wenn der Schulabschluss in Sicht ist. Aber welche Ausbildungsberufe gibt es denn überhaupt? Und welche Qualifikationen sind dafür nötig?

Die Fridtjof-Nansen-Realschule in Haidhausen ließ sich zum Thema Berufswahl etwas Besonderes einfallen: Beim diesjährigen Berufsinformationstag hatten die Schüler bei einem Speed-Dating mit verschiedenen Firmen die Möglichkeit, sich über die unterschiedlichen Berufe zu informieren. Drei Minuten hatten die Jugendlichen Zeit, Fragen zum Arbeitsalltag der jeweiligen Tätigkeit, den Ausbildungswegen und den Aufstiegschancen zu stellen. Dann ertönte der Pfiff aus der Trillerpfeife von Beratungslehrer Christian Lehnert, und die Schüler rückten zum nächsten Gesprächspartner weiter. „Wir haben die Erfahrung gemacht, dass sich die Jugendlichen nur über Berufe informieren, die ihnen bereits bekannt sind“, erklärt Lehnert, der auch mit der Bildungsberatung der Stadt zusammenarbeitet. Daher habe er dieses Jahr erstmals das Speed-Dating organisiert, bei dem die Schüler automatisch mit jedem der vorgestellten Ausbildungsgänge in Berührung kommen. „Damit wollen wir die Vielfalt der Möglichkeiten zeigen“, sagt er.

Eingeladen zur Berufemesse waren außerdem die neunten Klassen der Wilhelm-Röntgen-Realschule, der Elly-Heuss-Realschule und der Adalbert-Stifter-Realschule sowie die Neuntklässler der Hauptschulen an der Stuntzstraße und am Echardinger Grünstreifen.

Nach dem Speed-Dating konnten die Neuntklässler ausführlichere Gespräche mit Auszubildenden und potenziellen künftigen Arbeitgebern an Infoständen in der Aula führen. Über regen Zulauf, vor allem von Mädchen, konnte sich etwa Diana Strischek von der Kosmetikschule Norkauer freuen. „Gute Umgangsformen sind bei uns wichtiger als die Noten im Abschlusszeugnis“, erklärte sie der 15-jährigen Victoria. Am wichtigsten seien die Fächer Deutsch und Biologie. „Das ist ideal für mich, weil ich nicht so gut in Mathe bin“, fand die Schülerin. Zudem habe es sie schon immer fasziniert, andere Leute zu schminken. „Ich war erstaunt, wie viele Mädchen heute zu uns gekommen sind“, sagte Strischek. Besonders die Möglichkeit, als Visagistin beim Fernsehen arbeiten zu können, ziehe viele junge Frauen an. Der Nachteil der Ausbildung: Reichtümer lassen sich als Kosmetikerin nur selten verdienen. „Aber 1.300 Euro netto sind schon drin“, so Strischek.

Die Jungen hingegen lockten eher die technischen Berufe. „Mit dem Innenleben von Computern kenne ich mich schon jetzt gut aus“, sagte der 16-jährige Chris, der sich am Stand der Firma Computacenter über die Ausbildung zum Systemelektroniker informierte. „Das ist die richtige Voraussetzung“, bestätigte Florian Fischer, der in dem Betrieb derzeit eine Ausbildung zum Fachinformatiker absolviert. Auch bei ihm habe das private Interesse an Computern zu seinem Berufswunsch geführt. „Wenn es in der Familie Probleme mit dem Rechner gab, bin immer ich gefragt worden“, erzählte er. Wichtig sei im Informatikbereich allerdings auch Selbstständigkeit, da man sich früh spezialisieren und eigene Schwerpunkte setzen müsse. Belohnt werde das Engagement mit guten Aufstiegschancen.

Hervorragende Karrieremöglichkeiten versprach auch Kurt Hengsberger, der als Vorstandsvorsitzender der Steuerberaterkammer München und Chef des Prüfungsausschusses für die Ausbildung zum Steuerfachangestellten warb. „Wir bieten als einziger Ausbilder die Möglichkeit, auch ohne Abitur und Studium einen akademischen Beruf auszuüben“, sagte er. Wer zehn Jahre als Steuerfachangestellter arbeite, könne anschließend die Prüfung zum Steuerberater ablegen. Die Durchfallquote sei bei den Anwärtern, die aus der Praxis kämen, sogar um drei Prozent niedriger als bei denjenigen mit Hochschulabschluss. Trotz der guten Aufstiegschancen sei der Beruf bei den Jugendlichen jedoch nicht sehr gefragt. „Wir suchen händeringend nach Auszubildenden“, klagte Hengsberger. „Anscheinend haben Steuern ein schlechtes Image“, vermutete er. Zudem werde viel zu wenig über die Vielseitigkeit und die guten Verdienstmöglichkeiten des Berufs informiert. Für die Schüler der Fridtjof-Nansen-Realschule war der Infonachmittag übrigens Pflichtprogramm. „Wir fühlen uns dafür verantwortlich, dass unsere Schüler nach ihrem Abschluss auch eine Lehrstelle bekommen“, sagte Rektor Thomas Märkl.

Von Julia Stark

Artikel vom 26.02.2009
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