Cortina spricht vom »40-Minuten-Wochenende«

Brandon Dietrich (Nr. 19) bewahrte den EHC davor, gegen Bremerhaven ins Penaltyschießen gehen zu müssen. Foto: Heike Feiner?

Hinter dem EHC liegt wahrlich kein zufriedenstellendes Wochenende. Und doch waren alle zu Scherzen aufgelegt. Nach dem 3:2-Sieg nach Verlängerung gegen Bremerhaven am Sonntag erinnerte sich Coach Pat Cortina an seine erste Saison in München. »Damals war Bremerhaven am Ende Dritter. Wir waren Sechster und haben Bremerhaven dann in der ersten Playoff-Runde rausgeschmissen. Hoffentlich läuft es dieses Mal nicht andersrum«, schmunzelte Cortina. Präsident Jürgen Bochanski nahm die erneut unsichere Leistung von Keeper Sebastian Elwing mit Humor. »In den Playoffs stellen wir Michael Rensing in den Kasten, hab ich doch gesagt.«

Von Jan Lüdeke

Elwing hat seinen Kredit langsam aber sicher verspielt. Bereits eine Woche zuvor gegen den SC Riessersee hatte der 28-Jährige Torhüter nicht gut ausgesehen. Gegen Bremerhaven patzte der ehemalige Kasseler beim zweiten Gegentor erneut. Cortina redet zwar weiterhin um eine klare Hierarchie herum, sagt aber: »Hoffentlich kommt Joey Vollmer bald zurück.« Gegen Bremerhaven saß der Publikumsliebling immerhin schon wieder auf der Bank. Dort, wo bald Konkurrent Elwing Platz nehmen wird. Dauerhaft.

Neben Vollmer könnte demnächst auch Stürmer Mark Heatley (7 Saisontore / 11 Assists) wieder für den EHC auflaufen. Nach seiner Schulteroperation ist der Bruder von NHL-Star Dan Heatley mittlerweile wieder im Training. In dieser Woche soll der gebürtige Freiburger erstmals wieder richtig mit Körperkontakt proben. Pat Cortina erwartet den 24-jährigen Angreifer jedoch erst am letzten Wochenende der regulären Saison zurück, will nichts überstürzen. »Nur ein zu hundert Prozent fitter Mark Heatley hilft uns weiter.«

Bei aller Vorfreude auf Heatley wünscht sich Pat Cortina angesichts der ernüchternden Leistungen vom Wochenende allerdings etwas ganz anderes. »Ich will mein Team zurück, nicht nur Mark Heatley.« Sowohl beim 1:2 in Landshut (EHC-Tor: Gyori) als auch beim Sieg gegen Bremerhaven (Tore: Kompon, Reid, Dietrich) spielte der EHC jeweils nur ein Drittel gutes Eishockey. Cortina sprach von einem »40-Minuten-Wochenende« – und war sauer: »Ich war letzte Woche zu nett zu meiner Mannschaft. Ich habe gesehen, dass das nicht der beste Weg ist. Denn es ist einfach nicht fair gegenüber den Leuten, die dafür zahlen, Eishockey zu sehen, wenn wir immer nur 20 Minuten lang gut spielen.«

Den Grund für den aktuellen Leistungsabfall sieht der Trainer in der festgefahrenen Tabellensituation. »Meine Spieler sehen, dass nach oben und unten wahrscheinlich nichts mehr geht. Viele spielen deshalb nur für die eigene Statistik.« Kopfzerbrechen bereitet Cortina besonders die Verfassung der einstigen Topsturmreihe mit Dylan Gyori, David Wrigley und Austin Wycisk. Tore werden momentan fast ausschließlich von der Reihe Dietrich-Kompon-Schymainski fabriziert.

Ganz andere Sorgen hat der finanziell angeschlagene Nachbar Bad Tölz. Der Tabellenzweite hat mittlerweile einen Insolvenzantrag gestellt. Am Sonntag in Heilbronn traten die Tölzer mit einem Rumpfkader an, der lediglich einen Torhüter und zwölf Feldspieler umfasste. Alle Leistungsträger hatte man zuhause gelassen. Es ist unsicher, ob der Spielbetrieb weitergeführt werden kann. Bereits die Playoffs könnten ohne Bad Tölz stattfinden.

In München hingegen ist die Vorbereitung auf die Playoffs in vollem Gange. Cortina freut sich schon: »Dann geht’s los mit richtigem Eishockey.« Und für die Spieler bietet sich die Gelegenheit, sich für neue Verträge anzubieten. Auf die Frage, ob er sich für die kommende Saison einen neuen, möglicherweise kanadischen Goalie wünsche, antwortet Cortina nur: »Die Playoffs werden für viele entscheidend, nicht nur für die Keeper.« Höchste Zeit also für die EHC-Cracks, endlich wieder richtig Vollgas zu geben.

Artikel vom 24.02.2009
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