Albrecht Ackerland über den Valentinstag

München - „Da schau her“

Wunderbar darüber aufregen könnte man sich über diese von Industrie und Handel installierten Tage, die nur dazu dienen, das Geschäft anzukurbeln. Muttertag zum Beispiel oder eben der heutige Valentinstag.

Halloween statt Allerheiligen. Christmas samt Weihnachtsmann statt Kripperl, staade Zeit und Christkindl. Langsam auch Thanksgiving mit Pute statt Erntedankgottesdienst mit Weihbischof. Wenigstens den Fasching lassen sie uns noch. Zum Heulen aber ist es, dass kein Mensch mehr Mariä Lichtmess feiert und die ganze Fastenzeit auf Knien durchs Leben rutscht, dass am Karfreitag munter Schinken aufs Brot gelegt wird und kein Mensch mehr an Fronleichnam eine weiße Scheibe namens Hostie anbetet. Sogar der heilige Vater Ratzinger wird neuerdings kritisiert, bloß weil der nächste Mann nach Gott das 15. Jahrhundert wieder haben will.

Das alles ist freilich ein großer Schmarrn – also die Aufregerei über die gute alte Zeit, die nicht mehr da sein will, und die neuen Bräuche aus dem bösen Land. Das Gleiche gilt für die große Geschäftemacherei. Zwar darf, ja muss, man sich auch in Zeiten von Konjunkturpaket und Krise gegen Konsumterror wehren. Schließlich aber bleibt es jedem selbst überlassen, ob er bei etwas mitmacht und mitkauft, weil er einen Spaß dran hat – oder sich eben verweigert.

Die Menschen, die Bräuche, die Sprache haben sich schon immer verändert. Zum Glück. Und wenn ein Valentinstag es schafft, dass die Menschen sich gegenseitig eine Freude machen und zumindest so tun, als würden sie sich lieben, dann ist das ausgesprochen schön. Ich werde übrigens jeder halbwegs Hübschen – und den Greisligen sowieso – heute einen Handkuss anbieten. Jede Frau ist es wert, geschätzt zu werden. Gleiches, meine Damen, erwarte ich auch von Ihnen. Und übrigens: Der Valentinstag geht zurück auf den Bischof Valentin von Terni, ein guter Mann, der im dritten Jahrhundert in Italien Verliebte vermählt haben soll – trotz des Verbots vom römischen Kaiser Claudius dem Zweiten. Danach hat er seinen Klienten gleich noch Blumen aus seinem Garten geschenkt. Ich wünsche Ihnen heute und fürs ganze Leben: Liebe und Blumen. Schön, dass wir uns haben.

Artikel vom 12.02.2009
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