München · Titan auf der Schulbank

Absoluter „Kahnsinn“ im St. Anna Gymnasium: Oliver Kahn erfüllt die Autogrammwünsche der Schüler. Foto: sm

München · Gespannt warten die Schüler auf ihr Idol. „Gleich kommt er“, tönt es vom Pausenhof. Aufgeregte Schülerinnen tuscheln: „Wie er wohl in echt aussieht?” Dann war er da: Oliver Kahn. Titan. Welttorhüter. Und rund 200 Schüler jubelten ihm zu, als er die Aula des St. Anna Gymnasiums im Lehel betrat. Kahn stellte den Schülern das Motivationsprogramm „Ich schaff’s“ vor, eine Initiative des Deutschen Kinderschutzbundes für Kinder und Jugendliche zwischen elf und 16 Jahren.

„Ich bin hier, weil ich glaube, dass es sich lohnt, sich im Leben Ziele zu setzen“, sagt die Torwartlegende. „Auch ich war kein Megatalent, weder in der Schule noch im Fußball, aber mit einer gewissen Hartnäckigkeit lassen sich auch große Ziele erreichen.“

Das St. Anna Gymnasium ist die erste Schule – neben weiteren elf Schulen in Bayern – die vom Motivationsprogramm „Ich schaff’s“, profitiert. Schulleiterin Dr. Ingrid Neuner erläutert den Grund für die Bewerbung: „Vor allem in der Pubertät stellen wir immer wieder fest, dass auch intelligente Schüler in ein Motivationsloch fallen. In Gesprächen äußern sie immer wieder glaubhaft ihren guten Willen, in der Praxis des Alltags aber scheitern sie dann doch.“ Leider seien die Lehrkräfte nicht ausgebildet, ein Motivierungs- und vor allem ein Selbstmotivierungsprogramm durchzuführen“, sagt Neuner. Das soll sich nun ändern. Insgesamt 17 Lehrer des St. Anna Gymnasiums werden bis Ende März mit dem lösungsorientierten Programm ausgebildet.

Heinz Hilgers, Präsident des Deutschen Kinderschutzbundes, weist auf die Bedeutung der Initiative hin: „Das Programm ‚Ich schaff’s‘ stärkt die Jugendlichen in ihrer Entwicklung, zeigt ihnen Perspektiven auf und vermittelt ihnen, dass es sich mit selbst gesteckten Zielen leichter und motivierter lernt.“ Wichtig seien dabei Visionen.

Aber was ist eigentlich eine Vision? Kahn versucht, den Schülern die Frage zu beantworten: „Eine Vision ist etwas, das ganz weit weg ist. Ein Megatraum, der euch so stark motiviert, dass ihr nur noch den Mut braucht, um ihn zu verwirklichen. Dieses Überziel solltet ihr immer im Kopf behalten.“ Eine Vision könne allerdings auch manchmal frustrieren. „Was hast du gemacht, wenn du mal keine Lust hattest“, fragt ein Schüler. „Es ist wichtig, kleine Schritte zu gehen, sich Zwischenziele zu setzen“, sagt Kahn und verdeutlicht dabei seinen Weg vom Jugendspieler zum Welttorhüter.

Um seine Ziele erfolgreich umsetzen zu können, seien Helfer wichtig. Jeder Mensch brauche ein Umfeld, in dem er sich Unterstützung holen kann. „Das können aber auch Menschen sein, die fordern und uns mit unbequemen Wahrheiten konfrontieren. Nur so können wir uns dauerhaft verbessern“, erklärt Kahn. „Wer hat dich früher unterstützt“, will eine Schülerin aus der 7. Klasse wissen. „In erster Linie meine Familie. Aber es ist auch wichtig, die richtigen Freunde zu haben“, meint Kahn und spielt auf die Themen Alkohol und Drogen an. „Ihr könnt noch so viel Talent haben, wenn ihr nur von Idioten umgeben seid, habt ihr auf Dauer keine Chance.“

Der zentralste Punkt, um es wirklich zu schaffen, sei allerdings die Fähigkeit, mit Rückschlägen und Niederlagen umgehen zu können. „Wenn ich etwas in meinem Leben gelernt habe, dann, dass sich kein Ziel erreichen lässt, ohne Rückschläge zu erfahren“, vermittelt Kahn den Schülern und erinnert an das verlorene Champions-League-Finale 1999, bei dem „uns der Sieg in den letzten Minuten aus den Händen gerissen wurde“ und an das verpatzte WM-Finale 2002, wo „ich leider den entscheidenden Fehler gemacht habe“. Aber auch in jungen Jahren habe er viele Misserfolge erleben müssen. Wichtig für die Kinder und Jugendlichen sei, sich immer wieder neu zu motivieren. „Es kommt nicht darauf an, wie gut du bist, sondern wie sehr du es wirklich willst. Das Entscheidende ist, dass ihr niemals aufgebt“, sagt Kahn und beendet seinen Schulbesuch mit seinem legendären Leitspruch: „Es geht weiter, immer weiter!“.

Von Stefanie Moser

Artikel vom 04.02.2009
Auf Facebook teilen / empfehlen Whatsapp

Weiterlesen

München (weitere Artikel)
Münchner Wochenblatt / SamstagsBlatt (weitere Artikel)