Drängende Fragen an die Stadt München

Giesing · 60er Stadion soll erhalten bleiben

Kritische Fragen zum Thema Grünwalder Stadion musste  die Stadt jetzt der FDP-Stadtratsfraktion beantworten – immerhin inclusive einer deutlichen Bestandsschutz-Bestätigung und klarem »Nein« zu den Abrissplanungen.  Foto: Hettich

Kritische Fragen zum Thema Grünwalder Stadion musste die Stadt jetzt der FDP-Stadtratsfraktion beantworten – immerhin inclusive einer deutlichen Bestandsschutz-Bestätigung und klarem »Nein« zu den Abrissplanungen. Foto: Hettich

Giesing · Optimisten werden aus der Antwort auf diese FDP-Stadtratsanfrage durchaus eine Art mittelfristigen Bestandsschutz für das Städtische Stadion an der Grünwalder Straße herauslesen.

Von dem in der Sache zuständigen Schul- und Kultusreferat der Stadt wollten die Liberalen wissen, ob die zuletzt durchgeführten Baumaßnahmen im Stadion inklusive der Reduzierung des Fassungsvermögens nicht »als weiterer Schritt auf dem Weg zu weniger Attraktivität des Stadions und damit zum Abriss zu verstehen« seien. »Nein« lautete die einem weiteren Begründungskatalog zunächst vorangestellte Ein-Wort-Antwort aus der Stadtbehörde. Nach Angaben der Kommune seien die rund 800.000 Euro teuren »Sofortmaßnahmen« in der Arena vielmehr notwendig gewesen, um den Spielbertrieb für die Saison 2008/2009 nach den Auflagen des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) und den Vorgaben der Versammlungsstättenverordnung sicherzustellen. Wie berichtet, war das Fassungsvermögen der Traditionsspielstätte durch die Einführung der neuen Dritten Liga im vergangenen Jahr auf 10.240 Besucher reduziert und damit dessen Kapazität von bislang etwa 21.270 Plätzen mehr als halbiert worden worden.

Diese Beschränkung ist nach Angaben der Stadt »Ergebnis eines intensiven Abstimmungsprozesses« zwischen dem DFB und der Deutschen Fußballliga (DFL), den beiden Vereinen FC Bayern und TSV 1860, den Sicherheitsbehörden und beteiligten Referaten der Stadt. Die Nachrüstungen mit mehr Blockunterteilungen und Sicherheitszäunen auf eine vom DFB geforderte Zuschauerhöchstgrenze von 2.500 Fans pro Sektor sowie die Errichtung von Polizeicontainern im Bereich der Westtribüne verteidigt man seitens des Schul- und Kultusreferates in der Antwort auf die FDP-Anfrage mit dem Blick auf »die Spiele der 3. Liga, an der mehrere Vereine mit einem erheblichen Gewaltpotential teilnehmen«. Auch die letzten Derbys zwischen den zweiten Mannschaften des FC Bayern und des TSV 1860 hätten gezeigt, »dass die baulichen und technischen Gegebenheiten des Stadions unzureichend waren«.

Widerspruch

Eine Einschätzung, die man in weiten Fankreisen und vor allem auch beim Verein »Freunde des Sechz´ger Stadions« so keinesfalls teilt. Vor allem in der im Sommer letzten Jahres erfolgten Reduzierung der Stehplatzkapaziät um über 70 Prozent von einstmals 15.331 auf aktuell nur mehr 4.500 Plätze sehen die Vereinsmitglieder um ihren Vorsitzenden Roman Beer »einen Willkürakt der Polizei, der nachweislich nicht durch die Auflagen des DFB beziehungsweise durch die Bayerische Versammlungsstättenordnung begründet« sei. In seiner Stellungnahme verteidigte das Schulreferat zudem die Situierung der neuen Polizeizentrale im Bereich der Westtribüne. Andere Örtlichkeiten seien aus unterschiedlichen Gründen nicht in Frage gekommen. »Die Containerlösung« sei zudem eine »Übergangslösung« – bei einer umfangreichen Sanierung des Stadions müsste nach Angaben der Stadt dann auch eine »neue Befehlsstelle integriert werden«.

Bestandsschutz und Zukunftsfrage

Apropos »umfangreiche Sanierung«: Während die 800.000 Euro teuren Sofortmaßnahmen vonseiten der Stadt als einzige Möglichkeit gesehen werden, den Spielbetrieb in der laufenden Saison aufrecht zu erhalten, drängen die Freunde des traditionsreichen Grünwalder Stadions ohnehin auf einen deutlich längeren Bestandsschutz. Rückenwind lieferte vor Jahresfrist in dieser Frage die Stadt selbst. So revidierte sie einen Beschluss aus 2006, wonach im Stadion nach der Saison 2009/2010 überhaupt nicht mehr gespielt worden wäre.

Mit einsichtigem Blick auf die Notwendigkeiten, vor allem für den hoffnungsfrohen Kickernachwuchs der beiden Renommiervereine sonst keine geeignete Spielstätte zur Verfügung stellen zu können und auch vor dem Hintergrund schwieriger Verkaufsverhandlungen des örtlichen Areals hatte die Stadt diesen Beschluss auf Initiative der »Sport«-Bürgermeisterin Christine Strobl (SPD) 2007 wieder aufgehoben. Seitdem steht auch die Zusicherung der Stadt und Strobls, die Spielstätte für die Clubs mindestens bis 2018 zur Verfügung zu stellen. Bei den Stadionfreunden stellt man sich freilich mehr vor: nach ihrem Willen müsse die Stadt schon einen weitaus höheren Betrag in die Hand nehmen, um dem eigenen Bekunden vom Erhaltungswillen auch durch eine wirkliche Sanierung Rechnung zu tragen, die nicht nur die Bezeichnung »Sofortmaßnahme« verdient und viele Fans aussperrt.

Wie auch die große Mehrzahl der Bürger vor Ort denkt, zeigte in diesem Zusammenhang auch die letzte Bürgerversammlung Untergiesing-Harlachings. Dort stimmten die Menschen nahezu einstimmig für ein langfristiges Erhaltungskonzept, das eben diesen Namen verdient. Ein kurzes Antwort-Nein auf Stadtratsfragen in Sachen Abriss-Planung wird auf Dauer nicht genügen.

Harald Hettich

Artikel vom 28.01.2009
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