Aktivsenioren helfen Hauptschülern bei der Jobsuche

München - Alt unterstützt Jung

Yüksel möchte nicht Feuerwehrmann werden. Auch nicht Lokomotivführer. Und auch nicht Profifußballer. Nein, Yüksel möchte Fachangestellter für Medien- und Informationsdienste werden. „Jetzt muss ich nur noch einen Ausbildungsplatz finden“, sagt der 13-Jährige, der in die achte Klasse der Hauptschule an der Knappertsbuschstraße in Englschalking geht.

Bei der Suche nach der passenden Lehrstelle unterstützen ihn die Aktivsenioren, ein gemeinnütziger Verein mit über 360 Seniorexperten in Bayern. Die Aktivsenioren sind ehemalige Unternehmer, Manager und Spezialisten, die während ihres aktiven Berufslebens in sehr verantwortungsvollen Positionen gearbeitet haben und nun Unternehmen und Institutionen beratend zur Seite stehen.

Seit Anfang des Jahres kommen die Münchner Aktivsenioren regelmäßig in die achten Klassen der Knappertsbuschschule und helfen den Schülern bei der Berufsvorbereitung und Ausbildungsplatzsuche. Dabei stellen sie verschiedene Lehrberufe vor und unterstützen die Jugendlichen individuell bei der Berufswahl.

Anhand eines Kompetenzbogens, der von Lehrern und Schülern erstellt wird, können die Aktivsenioren die Stärken und Schwächen der Schüler einschätzen und sich ein erstes Bild machen.

Yüksel hat bereits sehr konkrete Vorstellungen von seinem späteren Beruf. „Die Ausbildung ‚Fachangestellter für Medien und Informationsdienste‘ habe ich im Lexikon der Ausbildungsberufe gefunden. Dann habe ich mich im Berufsinformationszentrum schlau gemacht, was man in dem Job genau macht“, erklärt der 13-Jährige.

Die Aktivsenioren sind über das Engagement des Achtklässlers erfreut. Allerdings müssen seine Noten noch deutlich besser werden. „Das Zeugnis der achten Klasse ist fundamental wichtig, dieses Zeugnis müssen die Schüler ihrer Bewerbung beilegen“, sagt Michael Schrinner, seit sieben Jahren bei den Aktivsenioren. Der Diplomphysiker der in der Telekommunikations- und IT-Branche tätig war und lange Zeit in den USA und Indien verbrachte, wollte nach dem Ausscheiden aus dem Beruf eine „sinnvolle Aufgabe übernehmen“ und seine „Berufs-, aber auch Lebenserfahrung“ an Jugendliche weitergeben.

Auch Peter Chalupny, 30 Jahre im Mittleren und Oberen Management tätig gewesen, engagiert sich, seit er im Ruhestand ist, ehrenamtlich bei den Aktivsenioren. „Es ist eine wertvolle Aufgabe, die Hauptschüler bei der Berufsvorbereitung zu unterstützen, ich sehe das als Bereicherung für mich selbst“, sagt der 68-Jährige.

Nicht alle haben so klare Vorstellungen wie Yüksel. Jasmin ist sich noch nicht sicher, was sie später mal machen will. Die 14-Jährige hat bereits ein Praktikum in einer Kindertagesstätte absolviert, das ihr sehr gut gefallen hat. Aber auch der Einzelhandel würde ihr liegen.

Arthur hat in der siebten Klasse ein Praktikum als Fahrradmonteur gemacht. „Das hat mir aber nicht gefallen, da wird man immer so schmutzig“, sagt der 14- Jährige. „Am liebsten möchte ich Tischler werden“. Und Michelles Berufswunsch ist Mediendesignerin, allerdings weiß sie nicht, ob ihre Noten dafür ausreichen.

Mit allen Schülern erstellen die Aktivsenioren, die neben der Hauptschule an der Knappertsbuschstraße auch die Hauptschule an der Reichenaustraße am Westkreuz sowie die Hauptschule Wartenberg im Landkreis Erding betreuen, einen Plan, der Schritt für Schritt umgesetzt werden soll. Die Seniorexperten geben Tipps für die richtige Bewerbung, stellen Kontakte zu Betrieben her und üben mit den Jugendlichen in Rollenspielen das Vorstellungsgespräch. Die Schüler nehmen das Angebot sehr dankend an. „Vor allem die individuelle Betreuung wissen die Kinder zu schätzen. Jeder Schüler bekommt Einzelgespräche, eine Arbeit, die wir Lehrer so nicht bewerkstelligen können“, sagt Walter Reithmeier, Klassleiter an der Knappertsbuschschule.

Von Vorteil sei dabei auch, dass die Gespräche schulfremde Personen durchführen. Auch Schulleiter Karl-Heinz Auer begrüßt die Arbeit der Aktivsenioren: „Die Konkurrenz auf dem Arbeitsmarkt wird immer größer. Unser Ziel ist es, die Schüler sicher und stark zu machen für ihren weiteren Lebensweg. Dabei spielen die Aktivsenioren eine gewichtige Rolle“.

Die Aktivsenioren Bayern e.V. auf einen Blick

Fakten:

  • Vereinsgründung: 1984
  • Über 360 Mitglieder
  • Ehrenamtliches Engagement

Motivation:

  • Weitergabe der Berufs- und Lebenserfahrung
  • Dialog- und Hilfsbereitschaft
  • Zusammenarbeit zwischen den Generationen

Angebot:

  • Hilfe für Freiberufler, Unternehmen und Vereine
  • Gesellschaftspolitisches Engagement

Weitere Informationen gibt es unter Telefon 22 22 37.

Von Stefanie Moser

Artikel vom 22.01.2009
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