Dworzak gibt positiven Ausblick bei Neujahrsempfang in der Gemeinde

Haar · Globale Chance für mehr Gerechtigkeit

Von links: 1. Bürgermeister Helmut Dworzak, Pfarrer Hans Schweiger, Günter Goller, 2. Bürgermeisterin Gabriele Müller, und 3. Bürgermeister Hans Stießberger auf dem Neujahrsempfang. Foto: Rammelsberger

Von links: 1. Bürgermeister Helmut Dworzak, Pfarrer Hans Schweiger, Günter Goller, 2. Bürgermeisterin Gabriele Müller, und 3. Bürgermeister Hans Stießberger auf dem Neujahrsempfang. Foto: Rammelsberger

Haar · Für das Jahr 2009 wurden bereits vor dessen Beginn Zukunftsszenarien gemalt, meist düstere – die große Krise ist überall gegenwärtig. In der Gemeinde Haar jedoch schaffte es Bürgermeister Helmut Dworzak in seiner Neujahrsansprache, ein paar glänzende kommunale Farbakzente zu setzen – und trotzdem zum Nachdenken anzuregen.

Der Pfarrsaal von St. Konrad war bis auf den letzten Stehplatz gefüllt, als Pfarrer Hans Schweiger und der Bürgermeister nacheinander ihre Grußworte an die geladenen Bürger richteten. Für Pfarrer Schweiger sind die wichtigsten Voraussetzungen für 2009 Glauben und Vertrauen – schließlich sei die Zukunft geprägt von einer gehörigen Portion Unsicherheit. Natürlich sei auch das respektvolle Miteinander in der Gemeinde eine gute Basis zur Überwindung der Krise. Dworzak machte zunächst einmal deutlich, was die schwindelerregenden Verluste in der Weltwirtschaft für Auswirkungen auf den kleinen Mann haben. »Wenn mir vor einem halben Jahr erklärt worden wäre, der Gemeinderat muss die Haarer Müllgebühren erhöhen, weil amerikanische Makler Häuser an zahlungsunfähige Familien verkauft haben, da hätte ich nur freundlich gelächelt«, sagte er. Doch mittlerweile seien die Müllgebühren das geringste Problem, schließlich ginge es weltweit um die wirtschaftliche Existenz von Millionen von Menschen.

Trotzdem warnte Dworzak vor dem »Alarmismus«, den Horrorszenarien, mit denen sich die einzelnen Wirtschaftsinstitute seit Wochen gegenseitig übertreffen. Dies sei typisch für unsere Zeit – und zwar auf allen Gebieten. »Schon die Wetterberichte im Fernsehen warnen wann immer möglich vor Kälteschocks und Schneekatastrophen. Dabei ist doch einfach nur Winter«, sagte Dworzak und erntete Zustimmung im Saal. So drastisch die Darstellungen auch sind: Die Diskussionen über Lösungsansätze der Wirtschaftskrise fielen doch »sehr bescheiden« aus. Dabei wäre die Krise eine wirkliche Chance, globale Regeln zu entwickeln – und ein Stück mehr Gerechtigkeit in die Gesellschaft zu etablieren. Doch genau hier mangele es noch erheblich und das schon im Kleinen: So versteht es Dworzak nicht, wieso gerade die Hartz-IV-Empfänger von der Kindergelderhöhung ausgeschlossen sind und stattdessen Sozialhilfeempfänger ab Februar sogar 34 Euro monatlich für das Kindergarten-Essen in Rechnung gestellt bekommen. »Das klingt nicht viel, aber wenn man eh nur 2,60 Euro pro Tag für die Ernährung seines Kindes hat und nun 1,70 Euro für das Mittagessen abgezogen werden, bleiben 90 Cent für Frühstück, Abendessen und Getränke«, rechnete der Bürgermeister vor.

Dass es auch anders geht – vor allem in der kleinen kommunalen Welt – zeigte Dworzak am Beispiel seiner Gemeinde: Hier würde 2009 satt investiert, in Kindergärten, Rathaus und Setzerhof, Straßen und Bahnhof – auch ohne Konjunkturprogramm. »Unsere gemeindlichen Investitionen werden sicher den einen oder anderen Arbeitsplatz sichern können – aber die Finanzkrise wird trotzdem Spuren hinterlassen“, sagt er. Zum Beispiel bei der Entwicklung von Haar II sieht Dworzak Probleme mit der Vermarktung hunderter von Wohnungen auf den Bezirk zukommen. Natürlich würden auch die staatlichen Zuschüsse gedrosselt werden, so dass man Projekte wie die Autobahnparallele möglichst schnell verwirklichen sollte. Für die Haarer selbst sieht Dworzak jedoch nicht in eine düstere Zukunft. Schon heute besteht ein Netz zwischen Gemeinde und Bürgern, Kirchengemeinden und Geschäften, das doch die eine oder andere Not lindern kann. 100.000 Euro konnten alleine 2008 für die Aktion »Kindern Chancen geben« gesammelt werden und über 100 Haushalte werden vom Haarer Tisch versorgt. »All diese Initiativen zeigen, dass es bei uns sehr wohl ein Gerechtigkeitsempfinden gibt«, lobte er die gelebte Solidarität in Haar.

C. Erl

Artikel vom 21.01.2009
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