Private Betreuungseinrichtung steht vor ungewisser Zukunft

Harlaching · Kindergarten von Schließung bedroht

Der Kindergarten »Hänsel und Gretel« könnte Plänen der Stadt zur Rentabilitätsprüfung zum Opfer fallen.  	Foto: mst

Der Kindergarten »Hänsel und Gretel« könnte Plänen der Stadt zur Rentabilitätsprüfung zum Opfer fallen. Foto: mst

Harlaching · Dicke Luft in Harlaching: Der Betreiber des privat geführten Kindergartens an der Wunderhornstraße, die »Hänsel und Gretel GmbH«, befürchtet, die Einrichtung schließen und somit 60 Vorschulkinder auf die Straße setzen zu müssen.

Hintergrund ist ein Stadtratsbeschluss vom Oktober 2008, dem zu Folge alle städtischen Stiftungen auf ihre Rentabilität überprüft werden sollen. Ziel ist es, nicht mehr finanzierbare Häuser loszuschlagen und die Erträge nach dem Willen der Stifter insbesondere kranken und alten Leuten zukommen zu lassen.

Auch der Kindergarten »Hänsel und Gretel« könnte dem Rotstift zum Opfer fallen. Das würde bedeuten, dass das Anwesen verkauft und das aus dem Jahr 1930 stammende, zweigeschossige Gebäude anderweitig vermietet oder möglicherweise sogar abgerissen wird. Auf jeden Fall hätten die Kinder dort keine Bleibe mehr.

Für die Vorsitzende der Gesellschaft und Leiterin des im idyllischen Münchner Süden unweit des Isarabhanges gelegenen Kindergartens, Katrin Fromm, käme dies einer Katastrophe gleich: »Dann fehlen in Harlaching 60 Kindergartenplätze«, klagt sie und betont, dass es in dem Stadtviertel ohnehin eine Unterbelegung an Kindertageseinrichtungen gebe. Es sei so gut wie aussichtslos, in der Gegend – wenn überhaupt – einen auch nur annähernd gleichwertigen Ersatz zu finden. Verärgert ist Fromm vor allem über die Art und Weise, wie sie darüber informiert wurde. So sei die Stadt selbst nie auf den Kindergarten zugekommen, mehr oder weniger zufällig habe man von den Entwicklungen erfahren, schimpft die Pädagogin: »Man hat uns ins Messer laufen lassen«. Die Vereinbarungen zwischen der Stiftungsverwaltung und dem Kindergarten sehen vor, dass der Mietvertrag alle fünf Jahre verlängert wird. Zuletzt wurde er 2005 neu unterzeichnet. Bedingung war jedoch, dass Reparaturmaßnahmen vom Träger selbst vorgenommen und finanziert werden sollen.

60.000 Euro hat die Gesellschaft seitdem in Baumaßnahmen investiert, darunter fielen Garten- und umfangreiche Instandhaltungsmaßnahmen im Innenbereich. Als nächstes soll die Außenfassade neu gestrichen werden, was den Träger mindestens 20.000 Euro kosten würde. Da wollte Fromm auf Nummer sicher gehen und hakte nach: »Wenn wir schon so viel Geld investieren sollen, dann wollen wir natürlich die Gewissheit haben, dass der Vertrag auch 2010 verlängert wird«. Diese Zusage indes wollte die Stadt nicht mehr geben. Die Leiterin der Stiftungsverwaltung, Katharina Knäusl, habe ihr vielmehr mitgeteilt, dass auch der Harlachinger Kindergarten als eine der 155 sozialen Stiftungen in die Rentabilitätsüberprüfung einbezogen sei.

Damit vom Sozialreferat überhaupt eine Stellungnahme zum Kindergarten an der Wunderhornstraße zu bekommen war, musste nach den Worten Fromms erst der Bundestagsabgeordnete Hans-Peter Uhl eingeschaltet werden. Der CSU-Politiker bohrte nach und erhielt von Graffe schließlich ein Schreiben, in dem von »Überlegungen« über »die Zukunft des Anwesens« im Hinblick auf die Rentabilitätsprüfung die Rede war.

Auf Anfrage der Harlachinger Rundschau bestätigte das Sozialreferat die Pläne der Stadt. Sprecher Fabian Riedl verwies darauf, dass der Stadtrat in der März-Sitzung das Thema explizit aufgreifen werde. »Da wird es speziell um den Kindergarten an der Wunderhornstraße gehen«. Eine endgültige Entscheidung über den Verbleib des Anwesens und eine drohende Schließung obliege dem Stadtrat. Das Sozialreferat sei von dem Gremium beauftragt worden, »herauszufinden, wie die Rendite aus der Verwaltung der Stiftungsimmobilie optimiert werden kann«, begründete Riedl die von der städtischen Behörde in die Wege geleiteten Schritte. Der Fall schlägt bereits Wellen: Auf einen Antrag von Stadtrat Reinhold Babor (CSU) hin soll sich Münchens Oberbürgermeister Christian Ude (SPD) dieser Sache annehmen. Die Rentabilitätsüberprüfung dürfe nicht dazu führen, »dass der Kindergarten geschlossen wird und vorhandene Grundstücke einer anderen Verwertung zugeführt werden«, fordert Babor.

Während der Druck örtlicher Politiker bereits Wirkung zeigt, stellt sich auch der Bezirk Harlaching-Untergiesing (BA 18) geschlossen auf die Seite des Kindergartens: Alle Fraktionen bekundeten in der jüngsten Ausschuss-Sitzung ihre Solidarität mit der Einrichtung.

mst

Artikel vom 14.01.2009
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