Bodendenkmal im Maßmannpark erinnert an ersten jüdischen Friedhof

Maxvorstadt · Gottesacker von 1416

Beim Tischtennisplatz im Maßmannpark dürfte sich Münchens erster jüdischer Friedhof befunden haben, hat Klaus Bäumler recherchiert. Foto: js

Beim Tischtennisplatz im Maßmannpark dürfte sich Münchens erster jüdischer Friedhof befunden haben, hat Klaus Bäumler recherchiert. Foto: js

Maxvorstadt · Im Erdreich des Maßmannparks befinden sich möglicherweise Überreste jüdischer Grabstätten aus dem 15. Jahrhundert. Schon im vergangenen Jahr hatte Klaus Bäumler, der ehemalige Vorsitzende des Bezirksausschusses Maxvorstadt (BA 3), diese Vermutung dem Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege mitgeteilt.

Daraufhin hat die Behörde den Ort nun zum Bodendenkmal erklärt. Die Stadt darf daher die geplante Umgestaltung des Parks nur unter strengen Auflagen durchführen.

»Hier in etwa müsste der erste jüdische Friedhof in München gewesen sein«, sagt Bäumler und weist mit der Hand auf den Rasen rund um die Tischtennisplatten im Maßmannpark. Woher der ehemalige Richter und Lokalpolitiker das weiß? Bei Recherchen im Stadtarchiv zum Bauvorhaben am Norkauer Platz stieß er zufällig auf einen Text, der eine Urkunde von 1416 erwähnt. In dieser versprechen die Wittelsbacher-Herzöge Ernst und Wilhelm den jüdischen Familien der Stadt einen »Israelitischen Gottesacker«.

Eine historische Karte aus dem 19. Jahrhundert erhärtet die Annahme. »Das eingezeichnete Grundstück an der Heßstraße, Ecke Schleißheimer Straße, ähnelt in Form und Bepflanzung dem jüdischen Friedhof in der Thalkirchner Straße«, erklärt Bäumler. Archäologische Beweise gebe es zwar noch nicht, räumt er ein. Aber es seien deutliche Hinweise vorhanden, »bis jetzt hat meine Vermutung noch niemand widerlegt.« Vielmehr ist das Gegenteil der Fall. »Ich weiß, wie Bäumler vorgegangen ist und kenne die Quellen«, sagt Andreas Heusler, der beim Stadtarchiv für jüdische Geschichte zuständig ist. »Ich halte seine Argumente für sehr plausibel.«

Das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege teilt diese Ansicht – und hat den Maßmannpark kürzlich als offizielles Bodendenkmal eingetragen. Archäologische Grabungen, welche die Existenz des Friedhofs beweisen könnten, will die Behörde jedoch nicht einleiten. »Die Neugierde wird bis auf weiteres unbefriedigt bleiben«, sagt Jochen Haberstroh, stellvertretender Verantwortlicher für Bodendenkmäler. Der Grund: Eingriffe in das Erdreich könnten eventuelle Funde zerstören. Ziel sei daher, die Oberfläche im Park möglichst unangetastet zu lassen. Dies betreffe auch die geplante Umgestaltung des Areals durch die Stadt. »Wir wirken darauf hin, dass die Veränderungen auf ein Minimum reduziert werden.«

Das Baureferat indes hält an dem Vorhaben, im Maßmannpark neue Spielgeräte und Wege zu errichten, fest. »Dazu müssen wir in den Boden graben«, sagt Wolfgang Mesenich von der Abteilung Gartenbau. Allerdings sei hierfür nun eine Genehmigung der Denkmalschutzbehörde nötig. Diese habe bereits ihre Zustimmung signalisiert, die Erlaubnis aber an bestimmte Auflagen geknüpft.

»Sämtliche Erdarbeiten müssen dokumentiert und von archäologischen Experten begleitet werden«, so Mesenich. Zudem dürfe nicht tiefer als 60 bis 80 Zentimeter gegraben werden. »Für Sandflächen und Spielgeräte ist diese Tiefe aber völlig ausreichend«, versichert er. Abgeschlossen sein sollen die Bauarbeiten voraussichtlich im Jahr 2010. Julia Stark

Artikel vom 13.01.2009
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