Albrecht Ackerland über Fasching

München - „Da schau her“

Ja, Sie haben richtig gelesen: Fasching. Wir haben ja schließlich keine Zeit zu verlieren! Was? Sie haben immer noch Reste Ihrer Weihnachtsdeko im und ums traute Heim? Hier noch ein Kranzerl, da noch ein Kerzerl? Weg damit, sind Sie wahnsinnig?! Es war einmal eine Zeit, da waren die Menschen noch sehr katholisch.

Damals ging die Weihnachtszeit noch bis Mariä Lichtmess, dem vierzigsten Tag nach dem großen Fest, der 2. Februar also. Bis dahin blieb der Christbaum stehen.

Undenkbar wäre das heute. Mittlerweile müssen die Sternsinger ja schon froh sein, wenn sie nicht als erste Boten des Faschings mit Sekt bespritzt werden. Weihnachten bis zum Februar? Erzählen Sie das mal den Dekorateuren der Kaufhausauslagen. Sie sind zu Lichtmess schließlich längst mit den Ostervorbereitungen zugange, obwohl es heuer der Kalender gar nicht gut mit ihnen meint: Erst am 23. Februar ist Rosenmontag. Da wird’s im März eng, müssen eben Ostern und Frühling gemeinsam ihren Einzug in den Schaufenstern halten.

Jetzt aber eben erst einmal: Fasching. Die so genannte „närrische Zeit“ rollt an, die Faschingsgesellschaften inthronisieren ihre Prinzenpaare, was zu den immergleichen Fotos in den Zeitungen führt, auf denen ein Bürgermeister einem Prinzenpaar einen lustig überdimensionierten, weil symbolischen Schlüssel übergibt, der zwar natürlich nicht wirklich im jeweiligen Rathaus sperrt, dafür aber zeigen soll, dass wir doch alle Spaß verstehen. Lustig ist, wer trotzdem lacht.

Ja, ich bin ein Faschingsmuffel, zumindest ein Verweigerer des Spaßzwangs jener Menschen, die für eine Gaudi eine spezielle Zeit im Jahr brauchen und deren Humor sich darin erschöpft, einen lustigen Hut schief aufzusetzen.

Was? Ich bin ein alter Grantler, der den Leuten ihren Spaß nicht vergönnt? Ich bitte Sie! Mein größter Wunsch ist es doch, dass Sie sich unterhalten fühlen und Ihre Feste feiern, wie sie fallen.

Also: Lassen wir’s krachen, solange wir noch was zu lachen haben. Und wenn es dafür einen Fasching braucht: Mir soll’s recht sein!

Artikel vom 08.01.2009
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