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Lyriker Robert Schindel liest beim Tukan-Kreis
Schwabing · Es schwurbelt und schlierft
Der aktuelle Gedichtband von Robert Schindel. Foto: Verlag
Schwabing · Am Mittwoch, 14. Januar, 19.30 Uhr, liest Robert Schindel in der Seidlvilla, Nikolaiplatz 1 b, aus seinem neuen Gedichtband »Mein mausklickendes Saeculum« und früheres Werken. Karten für die Lesung beim Tukan-Kreis gibt es zu 7 und 5 Euro an der Abendkasse. Es »schwurbelt« und »pfitscht« und »schlierft« und »stößelt« nur so in Robert Schindels neuem Gedichtband »Mein mausklickendes Saeculum«.
Da sitzt ein Dichter vor dem Bildschirm und verrichtet sein poetisches Tagwerk, der »Wörteratem« hält ihn auf Trab, eine »Websonatine« kommt dabei heraus und »Getacker« – es ist das reinste »Wortgetös«. Kennern seines bisherigen Werkes begegnen vertraute Städte und Landschaften wieder, Rom, Paris, Wien, aber auch das Waldviertel – und die Themen, die Robert Schindel nicht loslassen, darunter das Abarbeiten an der Tragödie des Holocausts, die sein Leben und Arbeiten beeinflusst. Immer wieder durchsetzen die Erinnerungssplitter und Anspielungen an die Ausrottung seiner Familie durch die Nationalsozialisten sein Werk. Wie kein Anderer vermag er es, dies Unsagbare in Worte zu fassen. Unverkennbar pulsiert jedoch auch die Sinnlichkeit in dieser »Schindellyrik«. Als »Logbücher« legen sich diese Gedichte dem Leser vor, als Sehnlieder, Arien und Stille-Etüden bewegen sie sein Gemüt, als »Süße Vogel« ziehen sie über ihn hinweg.
Robert Schindel wurde 1944 in Bad Hall bei Linz als Kind österreichischer Kommunisten jüdischer Herkunft geboren. Die Eltern flogen als Mitglieder einer Widerstandsgruppe auf und wurden deportiert. Der Vater starb im KZ Dachau, die Mutter überlebte und fand ihren Sohn wieder, den sie ausgerechnet in einem Wiener Kinderheim der nationalsozialistischen Volkswohlfahrt hatte verstecken können. 1967 holte er sein Abitur nach, studierte Philosophie und Jura, ist stark beeinflusst von Mao, Trotzki, Che Guevara und engagiert sich selbst politisch, u. a. als Wortführer der Kommune Wien. 1986 erschien sein erster Gedichtband: »Ohneland.
Gedichte vom Holz der Paradeiserbäume«. Von da an arbeitete Robert Schindel als freier Schriftsteller in Wien. Robert Schindel erhielt zahlreiche Preise, darunter den Erich-Fried-Preis (1993) und den Eduard-Mörike-Preis (2000), zuletzt den Jakob-Wassermann-Preis (2007). »Mein mausklickendes Saeculum« ist im Herbst 2008 im Suhrkamp Verlag erschienen.
Artikel vom 29.12.2008Auf Facebook teilen / empfehlen Whatsapp
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