Einige 1860-Fans wollen zurück ins Grünwalder Stadion

München - Raus aus der Arena?

Protestaktion der Löwen-Fans: Beim Spiel der 1860-Amateure gegen Aschaffenburg im Grünwalder Stadion vergangene Woche zeigten die Fans ihre Abneigung gegen die Allianz Arena in Fröttmaning. Foto: Münchner Freiheit

Protestaktion der Löwen-Fans: Beim Spiel der 1860-Amateure gegen Aschaffenburg im Grünwalder Stadion vergangene Woche zeigten die Fans ihre Abneigung gegen die Allianz Arena in Fröttmaning. Foto: Münchner Freiheit

Über 50.000 Zuschauer und ein ausverkaufter Business-Bereich erwartet der TSV 1860 München am morgigen Sonntag gegen den 1. FC Nürnberg. Solche Zuschauerzahlen sind ein Traum, nicht nur für jeden Zweitligisten. Leider ist die Arena bei den Heimspielen der Löwen nicht oft so gut besucht. Aus wirtschaftlicher Sicht würde sich die Arena im fast ausverkauften Zustand für die Sechzger wirklich rentieren.

Von Stefanie Moser

Ein schöner Traum, nur leider keine Wirklichkeit. Die Einnahmen aus dem Verkauf der Logen und Business-Seats blieben bisher, wie auch die Einnahmen aus den Zuschauer-Eintrittsgeldern, hinter den Erwartungen. Die Zuschauerzahlen liegen weit unter der 50-Prozent-Marke und die Löwen belasten Kosten von 5,3 Millionen Euro pro Saison. „Der Vertrag, der den TSV 1860 bis 2025 an die Fröttmaninger Arena kettet und mit dem die Löwen jährlich einen Verlust von drei Millionen erwirtschaften, den Verein über kurz oder lang in den Ruin treiben“, sagt Roman Beer, 1. Vorsitzender der Freunde des Sechz’ger Stadions.

Endlich raus aus der Allianz Arena – das ist der große Wunsch einiger Löwen-Fans. Hieß es bisher immer, ein Ausstieg sei aufgrund des Mietvertrags mit dem FC Bayern nicht möglich, kam es nun zur plötzlichen Wendung. „Wenn die Löwen das Gefühl haben, dass die Arena ein Grab für Sechzig ist, dann hätte ich kein Problem damit, sie rauszulassen“, sagte Bayern-Manager Uli Hoeneß auf einer Fanclub-Veranstaltung. „Wir würden alle Tore öffnen, damit sie möglichst schnell aus der Arena verschwinden können“. Rund zehn Millionen Euro müssten die Sechzger laut Karl-Heinz Rummenigge, Vorstandsvorsitzender des FC Bayern, bei einem Auszug an die Roten abtreten.

Ein Großteil der Fans ist euphorisch: „Spätestens jetzt dürfte jedem Löwen-Fan klar geworden sein, dass wir den Vertrag nicht deswegen erfüllen müssen, weil die Bayern uns nicht aus der Arena lassen wollen – wie bisher stets behauptet“ sagt Beer. „Der Mietvertrag mit den Bayern war bisher der einzige, bei dem ich Schwierigkeiten gesehen habe. Aber zehn Millionen – noch dazu unverhandelt – sind diskutabel. Inzwischen sehe ich eine realistische Chance.“

Neben den Freunden des Sechz’ger Stadions fordern auch die Fangruppierungen PRO 1860 e.V. und Löwenfans gegen Rechts die Verantwortlichen auf, zum Wohle des Vereins in Verhandlungen einzutreten. Stefan Reuter, Geschäftsführer des TSV 1860 München, sieht allerdings nach wie vor keine Möglichkeit für einen Auszug. Er verweist auf die bestehenden Verträge und sagt, die Allianz Arena sei aus wirtschaftlichen Gründen die beste aller Möglichkeiten. Rainer Beeck, Präsident der Löwen, versicherte noch vergangene Woche: „Eine Arena ohne Sechzig wird es nicht geben. Es ist nicht unser Bestreben, dort auszuziehen.“ Inzwischen steht er dem Angebot des FC Bayern aufgeschlossener gegenüber, er will sich mit dem Lokalrivalen zusammensetzen. Eine Alternative zur Allianz Arena sehe er jedoch nicht.

Eine Alternative haben manche Löwen-Fans längst gefunden. Sie wollen zurück ins Grünwalder Stadion. „Das Grünwalder ist unsere Heimat, da sind wir verwurzelt“, sagt Hans Vonavka von PRO 1860. „Abgesehen vom Giesinger Flair und der Verbundenheit mit dem Stadtteil wollen wir uns auch klar vom Lokalrivalen abgrenzen. Dazu brauchen wir ein eigenes Stadion, in dem sich der Fan wohlfühlen kann. Jedes Mal, wenn Sechzig versucht hat, den FC Bayern zu kopieren, sind sie daran gescheitert.“

Es geht also um Identifikation, um etwas für den Verein Typisches. „Warum soll man denn heute noch Löwen-Fan werden“, fragt sich Vonavka. „Bestimmt nicht, weil man eine billige Kopie des FC Bayern haben will“. Eine Rückkehr ins Grünwalder Stadion ist derzeit allerdings nicht möglich. Die Bedingungen, die das Stadion bietet, seien nicht erstligatauglich, behauptet Rudolf Behacker, Leiter des Sportamts München. Das Stadion müsse laut Behacker komplett saniert werden. Die Rede ist dabei – laut Franz Maget, Vize-Präsident der Löwen – von zehn bis 15 Millionen Euro. „Die Finanzierung könnte über Investoren erfolgen. Ein ausgebautes Sechzger-Stadion würde weniger Miete kosten und böte zudem deutlich bessere Vermarktungschancen, da sich 1860 in seinem Markenprofil klar vom Lokalrivalen absetzen könnte“, ist Beer überzeugt. „Wenn der Verein es wirklich will, werden wir eine Lösung finden. Aber mit der alten ‚Wildmoser-Es-geht-haltnicht-Mentalität‘ muss nun endlich Schluss sein!“

Artikel vom 11.12.2008
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