Kiesel-Krippe im Rathaus zu sehen: 20 Jahre hat Jochen Weimer dafür gesammelt

Zentrum · Der Engel vom Isarufer

Über 20 Jahre hat Jochen Weimer (r.) an seiner Krippe aus Isarkieseln (oben) gearbeitet. Jetzt kann sie im Rathaus bewundert werden.	 Foto: js

Über 20 Jahre hat Jochen Weimer (r.) an seiner Krippe aus Isarkieseln (oben) gearbeitet. Jetzt kann sie im Rathaus bewundert werden. Foto: js

Zentrum · Vor dem Schaufenster der Touristeninformation im Rathaus bilden sich in diesen Tagen immer wieder kleine enschenansammlungen. Der Grund: Seit dem ersten Advent ist dort eine Krippe aus Kieseln ausgestellt, die Jochen Weimer der Stadt München zum 850. Stadtgeburtstag geschenkt hat. Rund 20 Jahre suchte der gelernte Dekorateur an der Isar nach Steinen, bevor er sein Kleinod vollenden konnte.

Die Mühe hat sich für den 76-Jährigen gelohnt: Sein Werk findet bei den Münchnern großen Anklang.

Wer einen Blick auf das steinerne Jesuskind werfen will, ist selten allein. »Die Leute drücken sich hier die Nasen platt«, freut sich Weimer. Mit viel Liebe zum Detail hat er die Heilige Familie samt Esel, Hirten und den drei Königen aus dem Morgenland angeordnet. Das einzigartige an seiner Krippe: Alle Figuren bestehen aus naturbelassenen Kieseln.

»Das Wasser hat die Steine geschliffen, ich habe nichts an ihnen verändert«, versichert er. Entdeckt hat er sie an der Isar zwischen der Tivoli- und der Großhesseloher Brücke – doch die Suche hat mehr als zwei Jahrzehnte lang gedauert. »Die Idee, Krippen aus Kieseln zu bauen, hatte ich schon vor 25 Jahren«, erzählt er. Den Anstoß dazu gab ein zufälliger Fund bei einem Urlaub in Portugal. Als er dort einen der Steine vom Strand aufhob, stellte er fest: Er sah aus wie eine Madonna mit Kind. »In diesem Moment hat es bei mir im Kopf Klick gemacht«, sagt er. Die Hauptpersonen seiner ersten Krippe, die vor etwa sechs Jahren fertig wurde, waren gefunden.

Sofort sei ihm der Gedanke gekommen, dass auch die Kiesel der Isar die Form von Figuren haben könnten. »Das Steinesuchen ist bei mir seitdem zur Sucht geworden«, gesteht er lächelnd. Allerdings kostet ihn seine außergewöhnliche Leidenschaft viel Zeit. »Es reicht nämlich nicht, Kiesel in der passenden Form und Maserung zu finden«, erklärt Weimer. Ebenso wichtig sei, dass die Szenerie maßstabsgetreu wirke und die Größe und Proportionen der Steine stimmig seien.

»Deshalb vergehen viele Jahre, bis man für eine komplette Krippe alles beisammen hat.« Doch davon ließ sich Weimer nicht entmutigen – und wurde immer wieder fündig. So entdeckte er etwa am Müllerschen Volksbad einen Stein in der Silhouette eines Engels, am Flaucher die Eselsfigur und an der Tivolibrücke einen Kiesel in der Form eines Kamels, die nun im Fenster des Rathauses bestaunt werden können.

Aufwändig sei zudem, die Kiesel richtig zu platzieren. »Ich bin Perfektionist«, sagt er. Als ehemaliger Schaufensterdekorateur achte er darauf, dass sein Werk aus jedem Blickwinkel schön anzusehen sei. »Jeder Stein hat nur eine Schokoladenseite«, erklärt Weimer. Diese gelte es zu finden und ins rechte Licht zu rücken. Bei der Krippe, die derzeit am Marienplatz ausgestellt sei, habe diese Arbeit drei Jahre gedauert. Julia Stark

Artikel vom 09.12.2008
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