Projekt »Credo« auf dem Dach der Heilig Kreuz Kirche

Giesing · Es werde Licht: Kunst auf der Kirche

Der Komponist Raimund Ritz (li.) und der Künstler Johannes Brunner. Foto: Privat

Der Komponist Raimund Ritz (li.) und der Künstler Johannes Brunner. Foto: Privat

Giesing · Wer derzeit nachts am Giesinger Berg unterwegs ist, hat ein ungewöhnliches Lichter-Spektakel vor Augen: Auf dem südlichen Dach der Heilig-Kreuz-Kirche blinken seit dem ersten Adventsonntag 13 Leuchtkästen mit den Buchstabenfolgen: »Gott von Gott, Licht vom Licht«. Sie sollen zur Weihnachtszeit auf die frohe Botschaft aufmerksam machen.

Der Pfarrer der katholischen Heilig-Kreuz-Kirche, Engelbert Dirnberger, war schon immer für ungewöhnliche Projekte zu haben. Solche, die Religion, Kunst und Hightech auf eine ebenso sympathische wie tiefgründige Weise miteinander verbinden. Im Frühsommer beherbergte sein Gotteshaus die bizarre Ausstellung »BeBoz«, die dem Sinn des Lebens mit einer weltweit vorgenommenen Fragebogen-aktion auf die Spur kommen wollte. Nun ist das wuchtige Backsteingebäude, das wie ein Wahrzeichen über Giesing thront, wieder Ort eines sinnlich-religiösen Schauspiels: »Credo« (lat: ich glaube) heißt die Lichtinstallation, die auf dem Dach der Kirche angebracht ist und noch bis zum 2. Februar zu sehen sein wird. Das Irreführende: Nur ab und zu blinkt der Satz »Gott von Gott, Licht vom Licht« als Ganzes auf, so dass die Botschaft meist bruchstückhaft bleibt. »Durch die Komposition ist die Textpassage nicht immer eindeutig zu erkennen. Nur manchmal kann der Betrachter die aufleuchtenden Buchstaben zu einem lesbaren Text zusammenfügen und damit den Sinn entziffern«, erläutert der Bildende Künstler Johannes Brunner, der das Projekt zusammen mit dem Komponisten Raimund Ritz ins Leben gerufen hat.

In anderen Momenten wiederum entsteht ein Funkeln, wenn die Buchstaben in rascher Geschwindigkeit hin- und her springen. Umgekehrt können die Neonlettern auch »einfrieren«, wie Ritz schildert: »In ruhigen, fast statischen Augenblicken beruhigt sich dann die Szene und verfestigt sich zu unterschiedlichen Bildern«. Die rund 30 Minuten dauernde Komposition wird mehrmals täglich wiederholt und startet mit Einbruch der Dunkelheit. Weihnachten – das ist nicht nur das Heilige Fest der Christenheit, sondern auch eine Zeit der Hektik und des Konsumrausches. Wenn sich in den Kaufhäusern Trauben von Menschen bilden, die U-Bahnen gerammelt voll sind und auf dem Marienplatz vor lauter Passanten und Einkaufstüten kein Durchkommen mehr ist, genau dann solle ein Zeichen der Besinnlichkeit gesetzt werden, fordern Brunner / Ritz: »Inmitten der kommerziellen Lichterflut der Advents- und Weihnachtszeit verweist das Kunstwerk auf jenes Licht, um das es tatsächlich geht: Das göttliche Licht in der Welt«. Dirnberger sieht diese Idee mit dem Projekt schön umgesetzt: »Wir wollen einen besonderen Akzent setzen und zeigen, um was es in dieser Zeit eigentlich geht: Um Christus, der vor 2000 Jahren auf die Welt gekommen ist«.

Er wünscht sich, dass sich die Giesinger anregen lassen, einmal vor dem Dach stehen zu bleiben und sich eine halbe Stunde Zeit nehmen, »um den gesamten Durchlauf der Lichtkomposition anzusehen«. Für den Pfarrer der Heilig-Kreuz-Kirche selbst bedeutet die Ausstellung Zuspruch und Anspruch zugleich: »Weil ich weiß, dass über eine Milliarde Menschen auf der Welt denselben Glaubenssatz bekennen wie ich: Gott von Gott, Licht vom Licht«.

Redaktion

Artikel vom 03.12.2008
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