Einigung der Grundstückseigentümer Hanns-Seidel-Platz

Neuperlach · Städtebaulicher Wettbewerb kann starten

Neuperlach · Ohne allzu große Erwartungen gingen die Mitglieder des Bezirksausschusses (BA) Ramersdorf-Perlach letzte Woche in das öffentliche Gespräch zum Planungsstand für die Bebauung des Hanns-Seidel-Platzes. Eingeladen waren auch Vertreter der städtischen Referate sowie der beiden Grundstücksmiteigentümer.

Ob sich der Abend überhaupt lohnen würde, war vielen ungewiss, schließlich waren in den letzten vier Jahrzehnten schon ungezählte Anläufe gescheitert, das große Areal im Herzen Neuperlachs, das derzeit als kostenloser Parkplatz genutzt wird, zum urbanen Zentrum und zur Mitte Neuperlachs zu gestalten. Zuletzt traten die Gespräche wegen Uneinigkeiten der drei Grundstücksbesitzer (der Stadt, sowie der Fondsgesellschaften »Reef« und »Lorac«) auf der Stelle.

Umso mehr überraschte Rudolf Saller vom Kommunalreferat das Gremium mit seiner aktuellen Nachricht, »die drei Eigentümer haben heute eine Einigung über ein Bodennutzungskonzept erzielt«. Der Stadtrat könnte nun mit einer Zustimmung noch im Dezember den Weg für einen städtebaulichen Wettbewerb und damit zum nächsten Schritt in Richtung Bebauung des Hanns-Seidel-Platzes frei machen.

»Höchst erfreut« zeigte sich BA-Vorsitzende Marina Achhammer (SPD) über den »unerwartet großen Fortschritt«. Sie ist nun zuversichtlich, dass der für 2008 versprochene städtebauliche Wettbewerb endlich in Gang kommt. »Laut Stadtbaurätin Elisabeth Merk liegen die Unterlagen schon fertig in der Schublade«.

Im Januar könne man damit beginnen, bestätigt auch Erika Kerner vom Kulturreferat. Als Basis diene das bereits im Oktober 2006 vom Stadtrat genehmigte Nutzerbedarfsprogramm. Das Ergebnis des städtebaulichen Wettbewerbs bilde die Grundlage für den Bebauungsplan, erklärt Kerner den weiteren Verfahrensverlauf. Erst nach dessen Erstellung werde ein Realisierungswettbewerb ausgeschrieben. Alleine bis zur Erstellung des Bebauungsplanes könne es aber noch bis zu zwei Jahre dauern.

»Wir gehen schon von einem städtebaulichen Gesamtkonzept aus, in dem das Kulturzentrum ein Bestandteil ist«, wollte sich Achhammer noch einmal rückversichern und sprach damit Befürchtungen ihrer BA-Kollegen an, es werde aus Kostengründen eine reduzierte, in verschiedene Einzelanlagen zergliederte Bebauung geben.

Gesamtes Areal geplant: »Der städtebauliche Wettbewerb geht über das gesamte Gelände des Hanns-Seidel-Platzes«, versicherte Theo Bauernschmidt vom Referat für Stadtplanung und Bauordnung. Zunächst seien die Architekten am Zug. Sie würden ihre Ideen und Entwürfe zwar auf das Nutzungskonzept abstimmen, aber noch nicht in allen Einzelheiten definieren. Hinsichtlich der Nutzung stehe nur fest, dass es über die bürgerschaftliche Nutzung mit Bürgerhaus, Alten- und Sozialzentrum (ASZ), Festspielhaus, Bibliothek und VHS hinaus zwar Einzelhandelsflächen, aber keine pep-Erweiterung geben werde, erläuterte Bauernschmidt. Denkbar wäre etwa die Variante: Ein Teil Wohnen, ein Teil Büro und ein Teil Einzelhandel, mit Gastronomiebetrieben und einem Marktplatz.

Zu dem vom BA geforderten größeren Veranstaltungssaal für 500 Besucher sagte Kerner die Prüfung einer »möglichst flexiblen Erweiterungsmöglichkeit im Sinne des BA« zu. Der werde auch weiterhin in allen Phasen eng mit eingebunden, »wir wollen ja nicht am Bedarf vorbei planen«, so Kerner. Auch die Bevölkerung erhalte noch mehrfach Gelegenheit sich zu äußern.

Dass der Finanzplan der Stadt, den bürgerschaftlich genutzten Teil mit Planungsgewinnen aus der Grundstücksverwertung zu finanzieren, nicht aufgeht, befürchten gleich mehrere BA-Mitglieder. Markus Blume (CSU) erwartet, dass diese Gewinne vorrangig der Realisierung des Bürgerzentrums dienen und nicht in den allgemeinen Haushalt der Stadt fließen werden. Guido Bucholtz (Grüne) regt an, noch einen Investor ins Boot zu holen, um sicher zu stellen, dass in dem Stadtteil mit über 100.000 Bürgern etwas Angemessenes hingestellt werden kann. »Wie sieht es mit PPP (Puplic Private Partnership) aus?« – Hiltrud Broschei (SPD) regte die Zusammenarbeit zwischen öffentlicher Hand und Privatwirtschaft an.

Es werde jedenfalls keine Verknüpfung von Baurecht und kostenloser Einrichtung eines Bürgerhauses geben, schloss Bauernschmidt eine vor Jahren ins Gespräch gebrachte Idee einer pep-Erweiterung als juristisch unhaltbar strikt aus. Man wolle in punkto Finanzierung erst genauere Planungen und die Verhandlungen über den Grundstückserlös abwarten, so Kerner. Nachdem nun der gordische Knoten endlich geplatzt sei, gab sich die BA-Vorsitzende ungeduldig. Sie forderte die Referate auf, bei den Planungen »Dampf zu machen« und die Stadt-räte drängte sie, in ihren jeweiligen Fraktionen dafür zu sorgen, »dass die Dinge schnell auf den Weg kommen«.

Inge Stocker

Artikel vom 26.11.2008
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