Projekt der Yehudi-Menuhin-Stiftung jetzt auch im Hasenbergl

Hasenbergl · Zweitklässler von der »Mus-e« geküsst

Wie kommt man auf einem erdachten schmalen Sims am besten aneinander vorbei? Die Schüler der Klasse 2c lernen im Theaterunterricht, wie sie das darstellen können.	Foto: ko

Wie kommt man auf einem erdachten schmalen Sims am besten aneinander vorbei? Die Schüler der Klasse 2c lernen im Theaterunterricht, wie sie das darstellen können. Foto: ko

Hasenbergl · Robin sitzt auf dem Boden seines Klassenzimmers in der Grundschule an der Paulckestraße und malt eine braune Burg. Nebenan übt die Klasse 2b »Bodypercussion«. In einem weiteren Unterrichtsraum laufen Zweitklässler wild durcheinander – eifrig darum bemüht, sich dabei nicht zu berühren.

Und das mitten im Unterricht – statt Rechnen, Deutsch oder Sachkunde nehmen Zweitklässler ausgewählter Münchner Schulen seit diesem Schuljahr zum ersten Mal am künstlerischen Programm des Projekts »Mus-e« teil.

Fünf Schulen aus der ganzen Stadt sind beteiligt, darunter drei zweite Klassen der Grundschule an der Paulckestraße. Jeden Montag wird für zwei Unterrichtsstunden in einer Klasse gemalt, in einer Theater gespielt, und in der dritten lernen die Kinder, mit dem eigenen Körper Musik zu machen. Freiberufliche Künstler unterrichten die Kinder. Darin, sich rhythmisch zu bewegen, etwa. Oder aus einem russischen Märchen mit einer Zarentochter, einem Zauberpferd und natürlich einem Prinzen ein individuelles Gemälde entstehen zu lassen. Junge Schauspieler stellen sich in der Theatergruppe vor, mit nackten Füßen über glühendheißen Sand zu laufen.

Bei der Mus-e-Pressekonferenz in der Grundschule an der Paulckestraße sind vor allem die Rektorinnen der beteiligten Grundschulen aus den Stadtteilen Hasenbergl, Neuperlach, Hadern, Neuaubing und Berg am Laim voll des Lobes. Michaela Fellner, Rektorin der Paulckeschule, findet das Projekt »fantastisch«. Die Kinder hätten die Chance auf Erfolgserlebnisse, da Mus-e hauptsächlich nonverbal laufe. »Wir sind der ärmste Stadtteil mit den bildungsfernsten Kindern, oft aus türkischen und vietnamesischen Familien. Doch trotz unzureichender deutscher Sprachkompetenz sind die Kinder bei Mus-e die Stars«, sagt Fellner.

Das helfe, Selbstvertrauen aufzubauen. Denn die Schulnoten seien sonst oft nicht besonders gut. Und sollte eines der Kinder mit einer Kunstform nicht gut zurecht kommen, könne es für diese eine Unterrichtseinheit problemlos in eine andere Klasse wechseln. »Wir sind da durchlässig«, sagt Fellner. Außerdem wüssten die Lehrer bei den Zweitklässlern, die sie ja schon seit über einem Jahr betreuen, »auf was die Kinder stehen«. Mus-e ist ein Projekt der Yehudi-Menuhin-Stiftung Deutschland. Bundesweit setzt die Stiftung das künstlerische Programm seit mehr als neun Jahren erfolgreich um. In mittlerweile elf Bundesländern arbeiten einmal pro Woche Künstler aus den Bereichen Musik, Tanz, Theater und Bildende Kunst zwei Schulstunden lang mit den Schülern, im Kernunterricht und im Beisein des Lehrers.

Dabei sollen die Schüler durch die kontinuierliche Zusammenarbeit mit den Künstlern ihre Persönlichkeit individuell entfalten, ihre künstlerische Ausdrucksfähigkeit und Kreativität fördern sowie soziale Kompetenzen stärken. Das Programm läuft über drei Jahre und richtet sich vor allem an Kinder aus sozial benachteiligten Gebieten. Es soll helfen, Wahlmöglichkeiten zu schaffen: Sich eine eigene Meinung zu bilden, sein Leben selbst zu gestalten und eigenverantwortlich mit sich und anderen umzugehen. In München nehmen 15 Münchner Grundschulklassen mit insgesamt fast 400 Kindern teil. Mus-e gibt es bisher an 165 Schulen bundesweit, es nehmen über 17.000 Schülerinnen und Schüler teil. ko

Artikel vom 26.11.2008
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