Wenders stellt in Schwabing »Palermo Shooting« vor

Schwabing · »Lebe im hier und jetzt«

Regisseur Wim Wenders (rechts mit Thomas Kuchenreuther) beantwortete bei der Vorpremiere von »Palermo Shooting« in Schwabing Publikumsfragen.F.: ko

Regisseur Wim Wenders (rechts mit Thomas Kuchenreuther) beantwortete bei der Vorpremiere von »Palermo Shooting« in Schwabing Publikumsfragen.F.: ko

Schwabing · Von seinem Freund Wim Wenders hat sich Thomas Kuchenreuther von den gleichnamigen Schwabinger Lichtspielhäusern das Versprechen geben lassen, seinen neuen Film in Schwabing vorzustellen. Und Deutschlands weltweit wohl bekanntester Regisseur hat Wort gehalten: Bei der Vorpremiere zu seinem neusten Werk »Palermo Shooting«

Wenders stand vergangenen Dienstag dem Schwabinger Publikum im Kino Münchner Freiheit Rede und Antwort.

»Palermo Shooting« ist ein Film über den Tod, oder nein, es ist ein Film über das Leben. Manchmal muss sich Regisseur, Drehbuchautor und Produzent Wim Wenders beim Thema seines neuen Werks selbst verbessern, weil der Begriff »Tod« ihm bezüglich seiner Geschichte »so griffig« über die Lippen geht. So auch bei der Schwabinger Vorpremiere, bei der er am Dienstag vergangener Woche Publikumsfragen beantwortete.

»Ein bisschen riskant« sei es schon gewesen, den Tod, gespielt von US-Schauspieler Dennis Hopper, zu personifizieren, sagte Wim Wenders. »Du darfst im Film so viele Leute umbringen, wie du willst, aber den Tod nicht thematisieren.« Hauptfigur Finn, ein erfolgreicher, aber ausgebrannter Düsseldorfer Szene-Fotograf und gespielt von »Tote-Hosen«-Sänger Campino, trifft im Film auf den Tod. Diese Begegnung, der Höhepunkt und die entscheidende Wende in dem Streifen, verändert Finns Einstellung zu seinem Leben, das bis dahin auf einer hektischen Überholspur verläuft, und transportiert die Quintessenz des Films: »Lebe im hier und jetzt.«

Wim Wenders Film muss man im Kino statt auf einem Fernsehbildschirm sehen. Er lebt von teils spektakulären, teils träumerischen Bildern, gepaart mit der Musik, die Finn jederzeit über Kopfhörer konsumiert. Während der Dreharbeiten sei fast bis ganz zum Schluss noch nicht klar gewesen, wie der Film ausgehe, erzählt Wim Wenders. »Wir haben das Geheimnis während der Dreharbeiten selbst gelüftet.« Klar sei nur gewesen, dass Finn dem Tod ins Antlitz blicken müsse. Für Campino »ist es keine leichte Aufgabe gewesen, in einem Film mit ungewissem Ausgang mitzuspielen«. Laut Wenders kann der »Tote-Hosen«-Sänger jetzt nach den Dreharbeiten nicht mehr behaupten, kein richtiger Schauspieler zu sein. Der Hauptdarsteller habe viel gelernt und »vor allem die Zusammenarbeit mit Dennis Hopper hat bei Campino den Adrenalinspiegel erheblich gepuscht«.

Düsseldorf ist für den Regisseur Ort des Wirkens vieler Fotografen, daher entschied er sich dafür, einen Teil der Handlung dort anzusiedeln. Palermo bot sich für ihn als »guter Gegenpol zur reichen Rheinmetropole« an. 1968 ist Wenders in der italienischen Stadt gewesen, er erinnert sich an »ein Havanna in Europa«. Und er hat dort das Fresko entdeckt, das in seinem jetzigen Film eine zentrale Rolle spielt: Man sieht darauf einen geheimnisvollen Bogenschützen, der Menschen erschießt.

Auf der Flucht vor diesem Bogenschützen verguckt sich Finn in eine Frau. Bevor Finn sich aber der Liebe öffnen kann, muss er noch dem Tod begegnen. Bei der Schwabinger Vorpremiere wollte eine Zuschauerin wissen, ob es nicht zu einfach sei, Finn am Ende durch die Liebe einer Frau zu erlösen. Wim Wenders Antwort: »Wie soll es denn sonst gehen?«. ko

Artikel vom 25.11.2008
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