Mögliche Zusammenlegung von St. Sylvester und St. Ursula: Pfarrversammlung

Schwabing · Wenn aus zwei eins wird

Pfarrer Josef Schlossnikel wird beim Rorateamt im alten Teil von Sankt Sylvester ein wenig von den Sorgen abgelenkt, die ein Zusammenschluss mit St. Ursula bringen könnte. F.: ko

Pfarrer Josef Schlossnikel wird beim Rorateamt im alten Teil von Sankt Sylvester ein wenig von den Sorgen abgelenkt, die ein Zusammenschluss mit St. Ursula bringen könnte. F.: ko

Schwabing · Vielleicht werden die Pfarrgemeinden der Schwabinger katholischen Kirchen Sankt Ursula und Sankt Sylvester zusammengelegt. Im Zuge einer Strukturreform der Erzdiözese München und Freising könnte es jedenfalls passieren, dass dann Pfarrer David Theil von Sankt Ursula für fast 9.000 Mitglieder beider Pfarrgemeinden zuständig ist.

Am Freitag, 28. November, findet um 19 Uhr im Pfarrsaal von Sankt Sylvester eine Pfarrversammlung zum Thema statt, zu der alle Mitglieder der kirchlichen Gemeinde eingeladen sind. Der Pfarrer von Sankt Sylvester, Josef Schlossnikel, ist 73 Jahre alt und möchte spätestens im Jahr 2010 in den Ruhestand. »Daher ist die mögliche Zusammenlegung bei uns aktuell«, sagt er.

Von der Erzdiözese liegt jetzt der Entwurf eines Orientierungsrahmens vor. Und danach ist eventuell vorgesehen, dass die beiden Pfarreien nicht mehr selbstständig bleiben, sondern eine Pfarreiengemeinschaft eingehen sollen. Pfarrer Schlossnikel und Kirchenpflegerin Therese Viera machen sich deswegen Sorgen. »Wir befürchten, dass wir mit nur einem Pfarrer für zwei Pfarreien unser Angebot nicht aufrecht erhalten können«, sagt Therese Viera. Durch die Nähe zum Englischen Garten und dem Seehaus und auch durch den romantischen Dorfkirchencharakter, den Sankt Sylvester als älteste Kirche Schwabings habe, würden dort sehr viele Trauungen stattfinden. Außerdem gibt es unter anderem Messen, Taufen, Senioren-Nachmittage und Mutter-Kind-Veranstaltungen.

Laut Schlossnikel stehen pro Monat rund 100 Termine im Kalender von Sankt Sylvester. »Das können wir bei einer Zusammenlegung nicht aufrecht erhalten.« Pfarrer und Kirchenpflegerin gehen zwar davon aus, dass Pfarrer Theil dann Hilfe bekommt, etwa einen Pastoralassistenten, »sonst ist die Tätigkeit in beiden Pfarrgemeinden überhaupt nicht machbar«. Aber trotzdem verdopple sich die Arbeit. Und Pfarrer Schlossnikel hat schon jetzt mit nur einer Pfarrei kaum einmal einen freien Tag. Wenn er entspannen will, gönnt er sich in seiner Sieben-Tage-Woche höchstens manchmal zwei oder drei Stunden für einen Schaufensterbummel.

Pfarrer David Theil von Sankt Ursula teilt die Befürchtungen Schlossnikels und Vieras erst einmal nicht: »Noch ist nichts entschieden«, es sei außerdem ein Prozess, der langsam anläuft. Und wenn es so weit sei, müsse man in den kirchlichen Gremien sehen, »was wir brauchen und was wir weglassen können«. Theil will dieser »Herausforderung positiv begegnen«, außerdem ist er der Ansicht, durch die neue Situation eventuell auch »Synergie-Effekte« nutzen zu können. Für ihn wäre es das Schlimmste, wenn Befürchtungen in eine »Anti-Haltung« umschlagen würden. Er wünscht sich einzig, dass etwa gebrechliche Menschen, die Probleme mit der Mobilität haben oder solche, die eventuell auch innerlich unbeweglich seien, unter den geänderten Voraussetzungen und somit weiteren Wegen nicht leiden müssen.

Entspannen können Josef Schlossnikel und Therese Viera beim vorweihnachtlichen Rorateamt. Jeden Adventssonntag erleben die Besucher dieser frühen Messe ab 7.30 Uhr besinnliche Stimmung bei bayerischer Stubnmusi, deutschen Adventsliedern und gregorianischen Gesängen. Das Rorateamt war früher eine Votivmesse zu Ehren der Muttergottes Maria, die ursprünglich nur an den Samstagen der Adventszeit, mancherorts aber auch täglich gefeiert wurde. Wegen des dabei verlesenen Evangeliums von der Verkündigung des Herrn durch den Engel Gabriel bezeichnete man sie auch als Engelämter.

Kirsten Ossoinig

Artikel vom 25.11.2008
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