Neuer Ortsverband gegründet: Image des Bahnhofsviertels soll positiver werden

Ludwigsvorstadt · Viel besser als sein Ruf

Trotz manch trister Fassade hat das Bahnhofsviertel mit seinen diversen Geschäften, Moscheen und Kunstateliers viele bunte Seiten. Die will der Ortsverband mit seinem Vorsitzenden Fritz Wickenhäuser ins rechte Licht rücken.F.: js

Trotz manch trister Fassade hat das Bahnhofsviertel mit seinen diversen Geschäften, Moscheen und Kunstateliers viele bunte Seiten. Die will der Ortsverband mit seinem Vorsitzenden Fritz Wickenhäuser ins rechte Licht rücken.F.: js

Ludwigsvorstadt · »Mit seinen Spielhallen, Sex-Shops, Drogenberatungsstellen und der psychiatrischen Klinik gilt das südliche Bahnhofsviertel als verrufen«, meint nicht nur Fritz Wickenhäuser, Präsident des Landesverbandes Bayern vom Bund der Selbstständigen (BDS). Das scheint zwar ein übliches Schicksal der Bahnhofsviertel in den Großstädten zu sein, aber in München will man aktiv gegen das schlechte Image angehen.

Denn: »Die Gegend rund um den Münchner Hauptbahnhof ist nämlich besser als ihr Ruf«, findet Wickenhäuser. Um das zu zeigen, hat der Gewerbeverband vergangenen Mittwoch einen Ortsverband zur Aufwertung des Gebiets zwischen Bayer-, Sonnen-, Lindwurm- und Goethestraße gegründet. Den Vorsitz hat Wickenhäuser übernommen, der selbst im Viertel zwei große Hotels betreibt. »Hier gibt es Multikulti, Toleranz und Miteinander«, sagt er. Der Verein soll Gewerbetreibende, Grundstückseigentümer, Anwohner und die Kunstszene des Viertels an einen Tisch bringen, um gemeinsam mit der Stadt eine Image-Kampagne zu starten.

Ziel des Vereins sei, Vorurteile gegenüber dem Stadtteil abzubauen und die Ausbreitung von zwielichtigem Gewerbe wie etwa Spielhallen einzudämmen. Bereits vor zwei Jahren habe der BDS, der seit 1874 die Interessen des selbstständigen Mittelstandes vertritt, eine Reihe von Arbeitsgruppen ins Leben gerufen, um das Image des Viertels gemeinsam mit den dort ansässigen Unternehmern zu verbessern. Im vergangenen Jahr hat der Verband dafür den Bayerischen Preis für City- und Stadtmarketing erhalten. Der neue Verein soll die Imagepflege nun fortsetzen. »Wichtig ist uns vor allem auch, die türkischen Einzelhändler zu integrieren«, sagt Wickenhäuser. Deren Anwesenheit verleihe dem Stadtteil ein besonderes Flair.

So gebe es in den Rückgebäuden zahlreiche Moscheen. Als Vertreter der türkischen Unternehmer ist Ali Erdem, Gründungsmitglied der Türkisch-Deutschen Industrie- und Handelskammer (TD-IHK), im Vorstand des neuen Ortsverbands. »Über das Bahnhofsviertel wird oft Negatives berichtet«, klagt er. Dabei habe der Stadtteil viel zu bieten. »Neben der zentralen Lage ist es das einzige Viertel in München, das wirklich bunt ist.«

Das wissen auch die Münchner Künstler zu schätzen. »In den Hinterhöfen versteckt sich ein kreatives Millieu«, verrät Wickenhäuser. Der Architekt Hajo Bahner, Kenner der Kunstszene zwischen Goetheplatz und Hauptbahnhof, bestätigt dies. »Vor allem prominente Künstler schätzen die großstädtische Anonymität des Viertels«, sagt er. »Da wird man nicht so leicht erkannt.« So habe etwa der weltbekannte Maler Georg Baselitz in der Landwehrstraße sein Büro. Eine Image-Kampagne müsse allerdings mit Augenmaß betrieben werden, mahnt Bahner: »Die individuelle Vielfalt und der raue Charakter müssen erhalten bleiben.«

Auch Alexander Miklosy, Vorsitzender des Bezirksausschusses Isarvorstadt-Ludwigsvorstadt (BA 2), begrüßt die Vereinsgründung. »Das südliche Bahnhofsviertel wird zu Unrecht abgewertet«, sagte er auf der Bürgerversammlung vergangenen Donnerstag.

Wie der Verband das Image des Stadtteils konkret verbessern will, ist allerdings bisher noch unklar. Konkrete Maßnahmen sollen im kommenden Frühjahr beschlossen werden. Julia Stark

Artikel vom 25.11.2008
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