Gesellschaft kritisch reflektieren: 20 Jahre Frauenstudien München

Haidhausen · Männer bleiben draußen

20 Jahre Frauenpower pur bei Frauenstudien e.V. (v. li.): Cornelia Roth (Vorstandsfrau) , Ulrike Bauer (Geschäftsführerin), Petra Riedmann (vom Planungsteam), Angelika Geist (Vorstandsfrau), Eva Weichert (Vorstandsfrau), Uta Zehringer (Vorstandsfrau).	 Fo

20 Jahre Frauenpower pur bei Frauenstudien e.V. (v. li.): Cornelia Roth (Vorstandsfrau) , Ulrike Bauer (Geschäftsführerin), Petra Riedmann (vom Planungsteam), Angelika Geist (Vorstandsfrau), Eva Weichert (Vorstandsfrau), Uta Zehringer (Vorstandsfrau). Fo

Haidhausen · Männer sind am Samstag unerwünscht. Wenn der Haidhauser Verein Frauenstudien München sein 20-jähriges Jubiläum feiert, bleibt Frau ganz unter sich. »Schließlich wurde der Verein von Frauen für Frauen konzipiert«, begründet Geschäftsführerin Ulrike Bauer das Männerverbot.

Ein feministischer Verein, der sich exklusiv für Fraueninteressen engagiert, ist der heutzutage überhaupt noch nötig, fragt man sich. Ja, findet Bauer. »Ich denke, das große Interesse an unseren Veranstaltungen beweist das.« Außerdem sei Feminismus keine abgehobene Theorie, er erwachse aus den alltäglichen Lebensbedingungen von Frauen.

Die alltäglichen Lebensbedingungen von Frauen waren auch der Anlass, aus dem heraus Helma Mirus und Erika Wisselinck den Verein vor 20 Jahren ins Leben riefen. Sie waren der Meinung, dass wissenschaftliche Ergebnisse von Frauen zu wenig in den Medien präsent sind. Sie wollten Referentinnen eine Plattform anbieten, auf der sie ihr Wissen einem breiten Publikum mitteilen können. »Also haben wir 1988 den bereits bestehenden Verein Frauenstudien übernommen und ein kontinuierliches Bildungsprogramm konzipiert«, erzählt Bauer.

Bis Mitte der 90er-Jahre ging es in den Kursen vor allem darum, Frauenrechte zu benennen und einzufordern. Das ist inzwischen nicht mehr nötig und so wurden die Themen angepasst. Bauer: »Heute liegt der Schwerpunkt auf gesellschaftlicher Reflexion aus patriarchatskritischer Sicht.« Im Programm sind jetzt Abendveranstaltungen und Seminare zur Frauengeschichte, zu neuen Lebensformen, Politik, Ökologie und Psychologie – natürlich immer aus weiblicher Sicht. Auch Studienreisen werden angeboten. Männern ist der Zutritt nicht zu allen Veranstaltungen verboten. Wenn sie teilnehmen dürfen, wird das jedoch explizit im Programm erwähnt. Allerdings komme dann keiner, so Bauer. »Entweder haben die Männer Angst, weil wir ein feministischer Verein sind oder es liegt einfach am mangelnden Interesse.«

Das tradierte Klischee vom radikal-feministischen Verein mit einer männerfeindlichen Zuhörerschaft will sich Frauenstudien e.V. nicht überstülpen lassen. »Unsere Frauen kommen aus allen sozialen Schichten: Hausfrauen, Angestellte, Akademikerinnen und Freiberuflerinnen. Das hat sich in den 20 Jahren unseres Bestehens nicht geändert«, erzählt die Geschäftsführerin. Geändert hat sich allerdings das Verhalten der Zuhörerschaft. Über lange Jahre hinweg habe es ein Stammpublikum gegeben, das zu fast allen Veranstaltungen gekommen sei. Seit einiger Zeit erscheinen die Teilnehmerinnen nur gezielt zu bestimmten Themen.

»Frauen denken anders, Frauen denken weiter« – unter diesem Motto steht die Geburtstagsparty am Samstag. Verschiedene Vorträge werden die Geschichte des Vereins als Teil der Münchner Frauenbewegung Revue passieren lassen. Eine Geschichte und eine Gegenwart, mit der Ulrike Bauer sehr zufrieden ist: »Alle unsere Veranstaltungen sind nach wie vor gut besucht. Das zeigt, dass wir mit unserem Bildungsangebot bei den Frauen auf großes Interesse stoßen und der Hunger nach feministischem Wissen nach wie vor ungebrochen ist.«

Eva Ziegler

Artikel vom 25.11.2008
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